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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Mc Dowall
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zum Personalaufzug. Nigel behielt ihn für den Rest der Woche in seiner Suite, sperrte ihn dort mehr oder weniger ein. Zur Ausnüchterung. Zur Not-Entgiftung. Dazu holte er professionelle Hilfe, Ärzte und eine auf derartige Fälle spezialisierte Schwester. Einen Friseur, einen Schneider, der nicht viele Fragen stellte. Aber das war natürlich nur der Anfang gewesen. Über Jahre hinweg war es so gelaufen, dass Andy Wochen und Monate trocken blieb, dann aber plötzlich wieder einen Rückfall hatte und die nächste massive Sauf tour begann. Nigel hatte dennoch nicht nachgegeben. Er war die Sache logisch angegangen, wie ein Geschäftsproblem, hatte Andy nach Cheshire gebracht, wo er ihn im Auge behalten und verfolgen konnte, ob er Fortschritte machte, und am Ende einen Job für ihn erfunden. Zu keinem Zeitpunkt hätte er sagen können, warum er das alles auf sich nahm. Vielleicht stellte Andy eine Verbindung zu Claire dar, vielleicht war er auch nur ein weiteres von Nigels wohltätigen Projekten, die seine innere Zerrissenheit überbrücken halfen und Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbanden. Wie die gelegentlichen anonymen Spenden für Projekte, die ihm ausreichend radikal erschienen. Die »Stop the War Coalition« etwa. Oder – wenn auch nur ein-, zweimal – den dahinschlummernden Rest der RCV.

39
    Der Anruf erreichte Jacobson auf dem Handy, als er zu Kerr ins Auto steigen wollte. DC Williams meldete sich aus Crowcross. Die Spurensicherung und die Suchtrupps wollten an diesem Vormittag ihren Einsatz vor Ort beenden . DC Williams war der Verbindungsmann für die letzte Schicht.
    »Es ist nur ein kleiner Teich, der gut versteckt ist. Man. ẻ .«, erklärte Williams.
    Jacobson hörte schon kaum mehr zu. Er gab die Koordinaten an Kerr weiter und sagte Williams, sie seien unterwegs.
    Kerr fuhr über Charlie Gilberts Feldwege, um möglichst nahe an den Teich heranzukommen, aber am Ende blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu Fuß weiterzugehen. Kerr parkte neben den Wagen der Spurensicherung. Wie sich herausstellte, besaß Gilbert am äußersten Rand seines Landes ein kleines Waldstück voller Dornengestrüpp und Schlinggewächse. Ein junger Constable führte sie zu dem mit Polizeiband abgesperrten Bereich.
    Der Teich war offenbar natürlich, gespeist von unterirdischen Wasseradern, die weiter unten in die Crow flossen ế Jim Webster wandte sich zu ihnen um. Er sah sehr zufrieden aus.
    »Erst war ich unentschlossen, ob wir uns hier noch umsehen sollten, Frank«, sagte er. »Aber Gilbert hat so ein Theater gemacht, ob ich denn überhaupt das Recht hätte und so weiter, dass ich dachte, du kannst mich mal. Also haben wir uns umgesehen.«
    »Und haben wir das Recht, alter Knabe?«
    »Ja, das haben wir. Die Vollmachten, die Brian Phelps gestern besorgt hat, gelten für alle Außenflächen im Umkreis von drei Meilen rund um den Tatort, egal, wem sie gehören.«
    Gilberts kleiner Wald schloss direkt an den Crowcross Wood an, abgegrenzt nur durch ein Stück Stacheldraht und einem Schild mit der Aufschrift »Kein Zutritt, Privatbesitz«.
    »Brauchen wir einen Taucher?«, fragte Jacobson. »Das würde Greg Salters Monatsbudget fein durcheinanderbringen.«
    »Nein, brauchen wir nicht, Frank. Dafür ist der Teich nicht tief genug. Da kann man problemlos durchwaten.«
    Jacobson und Kerr beobachteten die Suchmannschaft bei der Arbeit. Sie zogen große Netze durchs Wasser. Elektronische Hilfe hatten sie auch, eine Unterwasserkamera.
    »Wenn die Dinger hier im Wasser gelandet sind, besteht die Möglichkeit, dass auch die Tatwaffe drinliegt«, sagte Webster. »Meine Leute werden jeden Zentimeter absuchen, das verspreche ich Ihnen. Wir suchen auch nach Fußspuren hinüber zu der Stelle, an der Karen Holt gefunden worden ist. Es könnte Stofffasern geben, Schuhabdrücke und wer weiß, was noch alles.«
    Die »Dinger« waren der Grund, weswegen Jacobson und Kerr hergekommen waren: zwei Laptops, die vorsichtig in zwei Beweistaschen gepackt worden waren. Triefnass und mit Algenschleim bedeckt, aber sonst unbeschädigt. Sie waren gleich beim ersten Suchgang gefunden worden. Das eine war ein Apple-MacBook, genau das Modell, das Karen Holt laut Aussage von Prakash Mishra im Taxi benutzt hatte.
    »Sie hätten doch auch von der Farmseite aus hergebracht werden können, oder? Statt aus dem Wald?«, fragte Kerr.
    »Das wäre ein ziemlicher Umweg gewesen«, sagte Webster, »für den der Mörder letztlich ein Auto hätte benutzen

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