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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Mc Dowall
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Land. Schuldig oder nicht, wirklich hergepasst hat Martin Grove nicht. Er ist nicht … ich meine, er war nicht der typische Kachelofen-Typ, wenn Sie’s recht bedenken.«
    Jacobson schenkte sich nach.
    »Hatte er Schwierigkeiten hier?«
    »Nein, so weit würde ich nicht gehen, nicht wirklich Schwierigkeiten. Es war mehr so, dass einige ihm die kalte Schulter zeigten. Ich meine, wenn er hereinkam, wurde es erst mal ruhig, so für ein, zwei Minuten. Mehr nicht. Dann ging das Gerede wieder los. Zu ihm was gesagt hat nie jemand. Wenigstens habe ich nie was gehört.«
    »Wie hat er darauf reagiert?«
    »Eigentlich gar nicht. Er hat was zu trinken bestellt und sich eine ruhige Ecke gesucht. Meistens hatte er ein Buch dabei oder eine Zeitung; er trank ein paar Gläser, las, was immer er zum Lesen dabeihatte, und ging seiner Wege. Er ist viel in der Gegend herum gewandert. Manchmal hatte er eine Karte dabei, eine ganz genaue, wissen Sie, so ein, wie nennt man das, ein Messtischblatt?, und das hat er ganz genau studiert.«
    Ewing schenkte sich einen Whisky ein und kippte ihn mit einem Schluck.
    »Normalerweise trinke ich nichts, solange ich arbeite«, sagte er. »Aber das jetzt … Himmel!«
    »War er immer allein, wenn er herkam?«, fragte Jacobson und dachte daran, dass Helen Dawson erzählt hatte, Maureen Bright sei in der Gegend nur wenig gesehen worden.
    »So kann man es sagen«, antwortete Ewing. »Seine, äh, Freundin, oder was immer sie ist, das ist eine geheimnisvolle Person. Manchmal fährt sie im Auto vorbei, aber mehr kennt keiner von ihr.«
    »Wohnen Sie hier im Haus, Mr Ewing?«
    »Bitte, sagen Sie John. Ja, ich wohne im Haus. Hab eine süße kleine Wohnung oben. Meine Frau und ich haben den Pub vor drei Jahren übernommen. Ich war früher Schaltplattendesigner, bin dann aber bei der ersten großen Entlassung drüben bei Planet A. auf der Straße gelandet. Da dachten wir, verdammt, was hilft’s, haben einen Kurs gemacht, alles verkauft und sind hergezogen. Es war immer ihr Traum, einen Pub auf dem Land zu führen. Nur ist sie im letzten Jahr krank geworden und zu Weihnachten gestorben ễ ..«
    Jacobson empfand Mitleid. Zu viel Besonderes schien an diesem J. C. Ewing nicht dran zu sein, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Ein ganz durchschnittlicher Mann, übergewichtig, mit ungesunder Gesichtsfarbe. Aber auch normale Alltagsmenschen hatten Träume, Hoffnungen und Pläne, die das Schicksal kurzerhand über den Haufen warf.
    »Haben Sie in den letzten Tagen unbekannte Gesichter in der Gegend gesehen, John? Jemanden, der Ihnen verdächtig vorkam?«
    »Mein Gott, es ist Sommer. Da haben wir abends reichlich Gäste zum Essen. Die Leute kommen von Crowby her, wegen der guten Luft, und manchmal verirren sich sogar Touristen zu uns, Amerikaner, Japaner. Ärger haben wir keinen gehabt, wenn Sie das meinen, und auch niemanden, den ich verdächtig nennen würde. Hauptsächlich Paare und Familien. Die essen, zahlen und gehen wieder …«
    »Verstehe. Trotzdem werden meine Leute vielleicht noch mit Ihren Angestellten ein paar Worte wechseln wollen, um zu hören, ob denen etwas aufgefallen ist.«
    Jacobson trank den Rest seines Perriers. Ein starker, schwarzer Espresso wäre jetzt wunderbar gewesen, aber die schimmernde Gaggia hinter Ewing war eindeutig nicht in Betrieb, wie auch der Rest dieses zweiten Thekenraums nicht. Wenn Ewing sich hier über Wasser hält, dann nur durch das Restaurant, dachte Jacobson.
    Er gab dem Wirt seine Karte und ging den dunklen Flur hinunter in das winzige Büro, in dem Hume vor einem viergeteilten Monitor saß.
    »Sehen Sie sich das an, Chef«, sagte Hume, ohne auch nur aufzublicken. »Das war gestern Abend um dreiundzwanzig Uhr zweiundfünfzig.«
    Das Bild stand auf Pause und zuckte leicht. Jacobson sah genau hin. Und gleich noch einmal, und dann bat er Hume, zurückzuspulen und die Sequenz in Zeitlupe abzuspielen.

12
    Martin Grove.doc
    Während meines ersten Monats im Myrtle Cottage kam der Anti-Airbase-Protest ziemlich auf Touren. Einer der Gründe war, dass sie das Flughafengelände praktisch über Nacht mit einem glitzernden neuen Zaun umgeben hatten. Ein linker Parlamentsabgeordneter (von denen gab es damals noch ein paar) stellte dazu eine Anfrage, auf die er am Ende eine nichtssagende Antwort erhielt: Wenn er auch nicht mehr in Gebrauch sei, bleibe der Flughafen Crowcross doch Eigentum des Verteidigungsministeriums, und der Zaun solle verhindern, dass es zu weiteren Akten von

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