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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Mc Dowall
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er persönlich an Reichtum interessiert gewesen wäre. Wie hätte er sich dann auf eine Polizeilaufbahn einlassen können?
    Er kopierte die erste Zeile der Adresse und die Postleitzahl in ein zweites Fenster und suchte nach einer Telefonnummer. Kein Ergebnis. Er versuchte es noch einmal, für den Fall, dass er sich vertippt hatte. Immer noch nichts. Also war der Gute nicht im Telefonbuch eingetragen. Aber das war kein Problem, schließlich wusste er, wie man in einem solchen Fall verfuhr. Man rief einfach unter einem eigens für diesen Zweck eingerichteten Anschluss bei der BTan, und jemand am anderen Ende nannte einem die gesuchte Nummer, immer vorausgesetzt, man konnte den entsprechenden aktuellen Polizeicode angeben. Jason kannte ihn längst auswendig, solche Dinge konnte er sich mühelos merken. Er sah noch einmal zu Emma Smith hinüber und überlegte, ob er genug Mumm in den Knochen hatte, so zu tun, als wüsste er den Code nicht, von seinem Platz aufzustehen und zu ihr hinüberzugehen und sie danach zu fragen.
     
    Selbst unter den gegebenen Umständen hatte Nigel keinen Grund gesehen, seine morgendliche Routine zu ändern. Wobei es natürlich nützlich war, dass Saskia, seine derzeit bei ihm wohnende Freundin, übers Wochenende zum Shoppen nach New York geflogen war und am Vorabend angerufen und erklärt hatte, sie werde nun doch bis zum Ende der Woche bleiben. Es gab eine Galerieeröffnung oder eine Theaterpremiere, irgendetwas in der Art, das sie noch mitnehmen wollte. Gemeinsam mit ihrer Schwester Rula, die sie begleitete. Vielleicht stimmte das, vielleicht auch nicht. Vielleicht gefiel es den beiden auch einfach nur, mit seinem Geld durch Manhattan zu segeln, und sie hatten Lust auf ein paar Tage mehr. Nigel störte das nicht, es sei denn, sie veranstalteten etwas, das sie in die Klatschspalten brachte (oder sonst wie ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit). Aber dafür war Saskia viel zu clever. Sie hing viel zu sehr an ihrem Wohlergehen und dem luxuriösen Lebensstil, um etwas Dummes anzustellen. So war er denn wie so oft noch vor sieben aufgestanden und hatte den Tag mit ein paar schnellen Bahnen im Pool und einer Runde an den Kraftmaschinen begonnen, ohne sich allerdings übermäßig anzustrengen Ể Es hatte keinen Sinn, seine sämtliche Energie schon vor dem Frühstück zu verpulvern. Er hatte Gewichte gestemmt, sich eine Weile auf dem Crosstrainer bewegt, ein paar Meter auf dem Laufband zurückgelegt und sich anschließend mit Kaffee und Müsli auf die Terrasse gesetzt und den herrlichen weiten Blick über den See genossen. Seinen See – was ihn immer noch, wenn auch selten, mit leisem Staunen erfüllen konnte. Dass sein Leben solch einen Weg genommen hatte. Es war frisch, aber eindeutig nicht kalt. Eine Weile saß er, mehr oder weniger verzückt, einfach nur da und ließ nur die Natur auf sich wirken. Dralle kleine Punkte, vielleicht Sumpfhühner, kamen in der Ferne aus dem Schilf hervor. Eine gurrende Ringeltaube kreiste über den Nadelbäumen.
    Danach packte er einige Kleidungsstücke zusammen, kaum mehr als ein paar Hemden, und vergewisserte sich (über seine Wirtschafterin), dass der Wachdienst von seiner Abreise wusste und die Sicherheitsstufe erhöhte. Die Wirtschafterin wohnte im Haus, und täglich kamen Gärtner und Putzpersonal, aber er sah dennoch keinen Grund, ein unnötiges Risiko einzugehen. Er reiste immer mit wenig Gepäck, ganz gleich, wohin er fuhr und wie lange er unterwegs war. Was er am Zielort brauchte, kaufte er dort, und meist ließ er die Sachen dann einfach zurück. Abgesehen von der Annehmlichkeit, die das bedeutete, gefiel ihm die kleine damit verbundene Ironie; die Tatsache, dass diese seine Gewohnheit den sogenannten Durchsickerungseffekt parodierte, den irgendwelche idiotischen bürgerlichen Ökonomen immer noch in den Medien breittraten.
    Er schälte sich eine Orange und aß sie, während sein Lexus durch Alderley Edge und Wilmslow fuhr und die paar Meilen zum Flughafen Manchester hinter sich brachte. Sein Fahrer bestand darauf, bis zum Terminal zu fahren und ihm den Schlag zu öffnen. Offenbar bot er am liebsten den vollen, übertriebenen Service. Nigel sträubte sich nicht. Sie verabredeten, sich in der Executive Lounge zu treffen, nachdem der Fahrer den Lexus im Langzeit-Parkhaus untergebracht und seinerseits eingecheckt hatte.
    Nigel hatte sich aus mehr als einem Grund für Zürich entschieden. Es gab eine Reihe nützlicher, wenn auch nicht direkt

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