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Die Toten Von Jericho

Die Toten Von Jericho

Titel: Die Toten Von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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offenbar schon älter (das war der, den sie in ihrem Wohnzimmer auf der Anrichte gefunden hatten); die beiden anderen sahen neu und blank aus, so als seien sie noch nicht oft benutzt worden. Walters wies auf die beiden hellen Schlüssel. »Könnte es sein, daß die von Ihnen sind?«
    »Schon möglich.« Grimes zögerte einen Moment, dann fragte er: »Sind das die Schlüssel von Canal Reach Nr. 9? Da, wo die Frau sich umgebracht hat?«
    »Und wenn?«
    Grimes schien innerlich etwas abzuwägen, dann sagte er: »Ja, also ich glaube, die Schlüssel sind von mir.«
    »Ich nehme an, Sie werden irgendwelche schriftlichen Unterlagen darüber haben. Den Auftrag oder die Rechnung. Ich hätte gern mal einen Blick daraufgeworfen.«
    In den Augen des Schlossers erschien ein Ausdruck von Wachsamkeit. »Ich fürchte, da muß ich Sie enttäuschen, Officer. Ich hebe diesen Papierkram nur immer eine gewisse Zeit auf, dann schmeiße ich ihn weg. Und daß ich die Schlüssel da gemacht habe, ist schon eine ganze Weile her. Ein bis zwei Jahre, so um den Dreh. Sie hat mich geholt, weil sie sich ausgesperrt hatte, und ich habe ihr damals geraten, sich doch noch zwei zusätzliche Schlüssel anzuschaffen – zur Sicherheit, falls sie noch einmal in eine solche Lage käme.«
    »Zwei zusätzliche Schlüssel?«
    »Ja.«
    »Und wie viele Schlüssel wird sie bei ihrem Einzug bekommen haben? Auch zwei, oder?«
    »Wahrscheinlich.«
    »So daß sie dann insgesamt vier hatte«, sagte Walters nachdenklich.
    »Ich würde eher sagen, daß sie im Laufe einiger Jahre vier verschiedene Schlüssel besaß.«
    Walters fing an sich zu ärgern. »Sonst noch was?«
    Grimes zuckte die Achseln. »Nicht daß ich wüßte.«
    Walters wandte sich zum Gehen. Doch die Stimme des Schlossers hielt ihn zurück; anscheinend hatte er es sich anders überlegt.
    »Wenn ich Ihnen einen Tip geben darf, Officer – es gibt da jemanden in Canal Reach, der Ihnen, was die Schlüssel angeht, mehr sagen könnte.«
    »Interessant. Ich müßte allerdings schon wissen, wer.«
    Grimes fand offenbar, er habe schon genug geredet, er kramte in seinen Kästen nach einer Hausnummer und hielt sie in die Höhe. Es war eine ›10‹; das Haus mit dieser Nummer lag genau gegenüber dem von Anne Scott.
     
    Wenige Minuten später stand Walters, nun schon zum zweitenmal an diesem Nachmittag, in Canal Reach. Vor dem Haus Nr. 9 zog er einen Schlüssel aus der Tasche (einen der beiden neueren). Er ließ sich leicht ins Schloß stecken; die Tür öffnete sich ohne Schwierigkeiten. Walters hielt sich erst gar nicht vorne auf, sondern ging gleich durch in die Küche. Nichts erinnerte mehr daran, daß hier ein Mensch eines gewaltsamen Todes gestorben war. Walters trat ans Fenster und blickte hinaus in das eher bescheidene Gärtchen. Die Gartenmauer war an einer Stelle ausgebessert – die Reparatur konnte nicht lange zurückliegen, denn die neuen Steine hoben sich noch leuchtend ziegelrot von der braungrünlichen Färbung des übrigen Mauerwerks ab. Die Arbeit machte den Eindruck, als sei sie von einem Fachmann ausgeführt worden. Walters verließ die Küche, stieg die schmale Treppe ins obere Stockwerk hinauf und ging in ihr Schlafzimmer; dort sah er sich eine Weile um, wobei er darauf achtete, nicht zu nahe ans Fenster zu kommen, das, wie er gleich bei seinem Eintritt registriert hatte, keine Vorhänge besaß. Ihr Bett sah genauso aus, wie er es in Erinnerung hatte: der dunkelrote Überwurf war glattgestrichen und schloß an allen Seiten gleichmäßig ab. Wie so oft seit dem Gespräch mit ihm, mußte er auch jetzt wieder an Morse denken. Ob dem hier irgend etwas auffallen würde? Aus einem plötzlichen Entschluß heraus machte er zwei große Schritte auf das Fenster zu und bekam im Bruchteil einer Sekunde noch die fast unmerkliche Bewegung mit; gleich darauf hing die geblümte Gardine hinter dem Fenster gegenüber wieder still wie zuvor. Genau, was er erwartet hatte! Es hatte ganz den Anschein, als ob der Raum hier unter ständiger Überwachung stünde. Er lächelte grimmig, während er von dem Haus gegenüber eine Art Bestandsaufnahme machte: Ziegelbau, schiefergedeckt, Schiebefenster, quadratische Schornsteine mit gedrungenen gelben Köpfen und nach hinten hinaus vermutlich, genau wie hier, ein kleines Stück Garten, das aber wohl nur durch die Küche zu erreichen war. Das würde erklären, warum überall in der Straße die Fahrräder vorne neben den Haustüren abgestellt waren. Walters nickte ein paarmal

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