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Die Toten Von Jericho

Die Toten Von Jericho

Titel: Die Toten Von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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sagen können!«
    »Ich … also, es kann eigentlich nicht vor … Nein, ich weiß es einfach nich mehr. Beim Angeln vergeß ich immer alles um mich rum; da achte ich dann auch nicht mehr auf die Zeit.« Plötzlich sah er Walters pfiffig an: »Aber vielleicht hat einer meiner Nachbarn mich gesehen. Fragen Sie doch einfach mal nach.«
    »Würden Sie sagen, daß man hier mitbekommt, was bei den anderen so vorgeht?« Walters hatte seine Worte mit Bedacht gewählt und sah Jackson jetzt aufmerksam an.
    »Nun – das is hier ja man bloß eine kleine Straße.« Jackson hob unbehaglich die Schultern. »Läßt sich doch kaum vermeiden, daß man …«
    »Ja, ich verstehe. Was ich eigentlich auch nur wissen möchte, Mr Jackson, ist, ob Sie am Mittwochnachmittag, nachdem Sie vom Angeln zurückkamen, jemanden bemerkt haben, der Miss Scotts Haus betrat.«
    »Das Problem is …« Jackson seufzte schwer, »wenn man so in die Jahre kommt, dann gehen in der Erinnerung alle Tage ineinander über, so daß man gar nich mehr sagen kann, was an welchem Tag war.«
    »Aber der Mittwoch liegt ja nun gerade erst zwei Tage zurück!«
    »Ja schon. Ich glaube, jetzt fällt es mir auch wieder ein. Die Zeit weiß ich nich. Aber ich hab jemanden gesehen. War kurz nachdem ich den Schlüssel rübergebracht hab. Ich war einkaufen, und als ich zurückgekommen bin, is grade jemand bei ihr rein. Aber wenn Sie jetzt nich danach gefragt hätten … also, ich hatte das glatt vergessen.«
    »Sie sahen also jemanden hineingehen?«
    »Ja. Und ein paar Minuten später wieder herauskommen.«
    Na, das war ja wirklich eine interessante Mitteilung. Walters hatte Mühe, seine Aufregung nicht zu zeigen. »Würden Sie ihn wiedererkennen? Es war doch ein Mann, oder?«
    Jackson nickte. »Ja.«
    »Können Sie ihn beschreiben?«
    »So um die fünfzig. Trug einen Regenmantel. Kein Hut. Hatte schon ein bißchen ’ne Glatze.«
    »Haben Sie ihn früher schon mal gesehen?«
    »Nein.« Walters lehnte sich zurück. Er mußte erst einmal verdauen, was er da eben gehört hatte. Doch dazu ließ ihm Jackson keine Zeit.
    »Ich hab ihn aber später noch mal gesehen.«
    »Sie haben was? «
    »Ihn später noch mal gesehen. Er is gekommen, als Sie da waren. So gegen Viertel nach zehn. Sie müssen eigentlich wissen, wer das is. Sie haben ihn doch selbst reingelassen. Ist wohl auch ’n Polizist, oder?«
    Nachdem Walters gegangen war, setzte sich Jackson in die Küche und trank erst einmal in Ruhe eine Tasse Tee. Er hatte das Gefühl, das Gespräch gut hinter sich gebracht zu haben. Mehr als gut. Was seine letzte überraschende Mitteilung anging, so war er sich zu Anfang nicht ganz sicher gewesen, ob es ratsam sei, damit herauszurücken. Aber jetzt war er froh, daß er es gesagt hatte. Er hatte sich eine ausgeklügelte Strategie zurechtgelegt, die nicht ganz ohne Risiko war, und je mehr Aufmerksamkeit er von sich weg auf andere lenken konnte, um so besser. Und wie gut, daß er den Schlüssel noch gehabt hatte! Er hatte mit dem Gedanken gespielt, ihn verschwinden zu lassen – zum Kanal waren es ja nur wenige Schritte –, aber das wäre ein Fehler gewesen, wie er jetzt wußte. Er hatte ihn dann statt dessen durch den Briefschlitz geworfen; genau wie er es dem Constable gesagt hatte. Seine Aussage entsprach in diesem Punkt also völlig der Wahrheit. Da hatte er nichts zu fürchten. Sehr beruhigend. Die Wahrheit zu sagen konnte manches erleichtern. Allerdings auch nur manches.
     

Kapitel Sieben
     
    Ich sage immer: ›Schafft das Bridgespiel ab!‹
    Es müßte doch möglich sein,
    auf angenehmere Art und Weise
    miteinander unglücklich zu sein.
    Don Herold
     
    Der erst kürzlich gegründete Summertown Bridge Club in Nord-Oxford hatte sich in zwei Anzeigen in der Oxford T i mes sowie gelegentlich auf Aushängen in den Schaufenstern der lokalen Zeitungshändler als Verein für alle diejenigen zu empfehlen gesucht, die Scheu davor hatten, den alten renommierten Clubs beizutreten, in denen sich das Gespräch, wie zu vermuten war, nur um Dinge wie die Herbert-Konvention, As-und-Trumpf-Unterstützung-meldende-Rückgebote und das Atout-Echo drehte, wo man damit rechnen mußte, auf Leute zu treffen, die ihr Spiel bereits in Turnieren auf Grafschaftsebene erprobt hatten, und wo anzunehmen war, daß selbst der schwächste Spieler keine Schwierigkeiten haben würde, alle zweiundfünfzig Karten gleichzeitig im Kopf zu haben. Der Summertown Bridge Club dagegen war ein Club für Leute, die Spaß hatten

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