Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Toten Von Jericho

Die Toten Von Jericho

Titel: Die Toten Von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
Vom Netzwerk:
Goofy‹ –, je nachdem.
     
    Morse konnte nicht ahnen, wie willkommen er Jennifer Hills gewesen wäre. Ihr Mann Keith, leitender Angestellter einer Ölgesellschaft, war noch immer aus dienstlichen Gründen in Südafrika, während sie nun schon seit Wochen allein in Radley saß – jung, unausgefüllt und einem erotischen Abenteuer durchaus nicht abgeneigt … Hmm! Sie verspürte ein angenehmes Prickeln, wenn sie an seine Stimme dachte. Gebildet – aber nicht distanziert, sondern im Gegenteil, fast intim. Im nachhinein ärgerte sie sich, daß sie auf seine Fragen so gereizt reagiert hatte. Aber daran war nur Charles schuld! Er hatte ihr mit seiner Absage neulich gründlich die Laune verdorben. Seitdem hatte sie nichts mehr von ihm gehört, und die Erfahrung sagte ihr, daß es besser sei, ihn in Ruhe zu lassen – wenigstens eine Zeitlang. Sie blickte sehnsüchtig zum Telefon. Vielleicht hatte der Inspector eben eine Frage vergessen und rief noch einmal an. Doch sie wartete vergebens.
     

Kapitel Zwanzig
     
    Certum est quia impossibile est.
    Tertullian, De Carne Christi
     
    »Du hattest übrigens recht mit deiner Vermutung«, bemerkte Bell, als Morse am Samstag nachmittag bei ihm im Büro vorbeischaute. »Die Gesichtsverletzungen haben schlimmer ausgesehen, als sie in Wirklichkeit waren. Daran wäre er jedenfalls nicht gestorben. Es ist tatsächlich so gewesen, wie du vermutet hast: jemand hat ihn gepackt und mit dem Kopf gegen den Bettpfosten gerammt. Das hat er nicht überlebt.«
    »Wenn du statt ›Bettpfosten‹ ›Pfosten‹ gesagt hättest, hätte ich glatt angenommen, du redest von einem Fußballspiel.«
    »Na, Boxkampf träfe es wohl eher.«
    »Jackson hat doch ziemlich geblutet. Derjenige, der ihn auf dem Gewissen hat, müßte doch eigentlich was abbekommen haben, oder?«
    »Ich denke schon. Und nicht zu knapp. Der hat seine Klamotten inzwischen bestimmt weggeschmissen oder verbrannt.«
    »Glaubst du, daß er ihn eigentlich nur verprügeln wollte und daß das mit dem Bettpfosten sozusagen nur ein unglücklicher Zufall war?«
    Bell wiegte den Kopf hin und her. »Schwer zu sagen – er muß jedenfalls ziemlich in Rage gewesen sein.«
    Morse nickte. Jetzt wußten sie also, wie es geschehen war – und nicht zuletzt dank seines Hinweises. Der Bettpfosten war ihm gleich, als er das erste Mal Jacksons Schlafzimmer betreten hatte, wegen seiner scharfen Kanten aufgefallen. Mit bloßem Auge hatte er nichts entdecken können, aber solche Dinge konnte man getrost dem gerichtsmedizinischen Labor überlassen. Dort hatten sie die geeigneten Methoden, um auch noch mikroskopisch kleine Spuren nachzuweisen. Was den Tathergang betraf, hatte er sich nun also doch nicht geirrt. Und eigentlich glaubte er nach wie vor, daß er, auch was das Motiv anging, mit seiner ersten Annahme richtig gelegen hatte. Sollte er Bell einen Tip geben? Wie es den Anschein hatte, tappte der arme Kerl ja noch völlig im dunkeln.
    »Jacksons Schlafzimmer machte auf mich ganz den Eindruck, als sei es durchwühlt worden.«
    Bell nickte. »Nicht nur das Schlafzimmer.«
    »War das dieselbe Person, die ihn umgebracht hat, was meinst du?«
    Bell nickte wieder. »Vermutlich.«
    »Glaubst du, daß er gefunden hat, was er suchte?«
    Bell zuckte die Achseln. »Woher soll ich das wissen? Übrigens ist mir im Augenblick völlig unklar, in welcher Richtung ich weitermachen soll. Wir haben das ganze Haus auf den Kopf gestellt, um etwas zu entdecken, was uns vielleicht weiterhelfen könnte. Aber die Mühe hätten wir uns sparen können! Angelruten, Angelkörbe, Eimer, Kescher und Werkzeug, jede Menge Werkzeug – Sägen, Bohrer und was es sonst noch alles gibt, das ganze Do-it-yourself-Sortiment. Nun wissen wir also, daß Jackson gerne angeln ging und es ihm Spaß machte, sich handwerklich zu betätigen.«
    »War unter seinen Sachen auch eine Kelle?«
    »Eine Kelle? Wie kommst du ausgerechnet auf eine Kelle?«
    »Er hat für Anne Scott die Gartenmauer ausgebessert – einen Tag vor ihrem Tod ist er damit fertig gewesen. Wußtest du das?«
    Bell sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Zufällig ja. Aber allmählich beginne ich mich zu fragen, woher du …«
    »War er eigentlich auch ein Vogelliebhaber?«
    »Sag mal, willst du mich verarschen?!«
    »Auf seinem Nachttisch lag ein Fernglas.«
    »Ich weiß. Na und? Vielleicht hat er ab und zu wirklich Vögel beobachtet.«
    »Vom Schlafzimmer aus?«
    »Also worauf willst du eigentlich hinaus?«
    »Ich glaube, daß

Weitere Kostenlose Bücher