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Die Toten Von Jericho

Die Toten Von Jericho

Titel: Die Toten Von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Lewis verblüfft. »Es ist eine von diesen neuen, die ganz leicht und innen hohl sind, aber trotzdem sehr viel aushalten.«
    »Ich habe Sie nach dem Preis gefragt, nicht nach ihren Qualitäten. Ich will ja schließlich keine kaufen.«
    Lewis kannte diese Stimmung bei ihm. Morse war dann gereizt und bissig, und das beste war, man ließ ihn in Ruhe. Meistens hatte er sich vorher über sich selbst geärgert, und in der Regel dauerte es nicht lange, bis er in tiefes Grübeln verfiel, um am Ende mit einer erstaunlichen Entdeckung überzukommen.
     
    Am frühen Abend fuhr Conrad seinen Bruder Charles zum Flughafen Gatwick. Die Maschine startete planmäßig um halb zehn, und Charles lehnte sich aufatmend in die Polster zurück. Er war auf dem Weg nach Madrid.
     

Kapitel Sechsundzwanzig
     
    Es gibt eine Gruppe von Kreuzworträtseln,
    bei der das Lösungswort
    in der Frage selbst verborgen ist –
    und zwar in der richtigen Reihenfolge
    der Buchstaben.
    D. S. Macnutt, Des Ximenes Buch
    über die Kunst des Kreuzworträtsels
     
    Am nächsten Morgen hatte Morse vor sich auf dem Schreibtisch zwei Aktenordner liegen, der eine rot, der andere grün, mit der Aufschrift Anne Scott und George Jackson. Morse starrte sie mit Widerwillen an, ohne sie zu öffnen. Er hielt es für unwahrscheinlich, daß er aus ihnen irgend etwas erfahren würde, was das Rätsel der beiden Tode aufhellen würde. Für ihn stand fest, daß das Zusammentreffen der beiden Todesfälle innerhalb so kurzer Zeit und in derselben kleinen Straße kein Zufall sein konnte. Aber worin der Zusammenhang nun bestand, hatte er trotz allen Grübelns nicht herausbekommen. Das machte ihn fuchsig, und Lewis, der um Viertel vor neun morgenfrisch und nichtsahnend das Büro betrat, hatte es auszubaden.
    »Was liegt heute an, Sir?«
    Morse deutete auf die Aktenordner. »Wir beschäftigen uns zur Abwechslung mal mit dem, was Bell und seine Jungs herausbekommen haben. Wie ich die kenne, wird ein Haufen überflüssiger Informationen dabei sein, und vermutlich kaum geordnet – na ja.«
    Lewis nickte und nahm Morse gegenüber Platz. »Mit welchem der beiden fangen wir an?«
    Morse schien seine Frage nicht gehört zu haben. Er blickte abwesend zum Fenster hinaus auf den Parkplatz und war in die Betrachtung der dort abgestellten Polizeiwagen, meist BMWs und Fords, versunken.
    »Wie?«
    »Ich habe gefragt, mit welchem wir anfangen.«
    »Was fragen Sie mich? Es gibt wohl gar nichts, was Sie mal allein entscheiden können.«
    Lewis hatte verstanden, daß dicke Luft war, griff wortlos nach dem roten Ordner und begann, die Unterlagen zu Anne Scotts Selbstmord zu studieren. Nach kurzer Zeit riß auch Morse sich vom Anblick der Autos los und zog, unlustig, wie es schien, den grünen Ordner zu sich herüber.
    Eine halbe Stunde lang beschäftigten sich beide schweigend mit dem von Bells Leuten zusammengetragenen Material.
    »Warum, glauben Sie, hat sie sich umgebracht?« fragte Morse unvermittelt.
    »Weil sie schwanger war.«
    »Ist das nicht ein bißchen schwach als Motiv? Eine Abtreibung ist doch heutzutage kein Problem mehr.«
    »Für viele ist das aber nach wie vor eine furchtbare Sache.«
    »Denken Sie, daß sie gewußt hat, daß sie schwanger war?«
    »Müßte sie eigentlich. Hier steht, die Schwangerschaft hat seit acht bis zehn Wochen bestanden.«
    »Hm.«
    »Also, meine Frau hat es immer gewußt.«
    »So?«
    »Ja. Sie war sich natürlich nicht hundertprozentig sicher, und deshalb ist sie dann auch immer in die Klinik zur Schwangerensprechstunde gegangen.«
    »Und was haben die dort gemacht?«
    »Ich glaube, sie mußte Urin abgeben, und der wurde dann an ein Labor geschickt, und …«
    Auf Morses Gesicht breitete sich ein strahlendes Lächeln aus, er sprang hoch, kam um den Schreibtisch herum und klopfte dem verdatterten Lewis anerkennend auf die Schulter.
    »Lewis, Sie sind ein Genie!«
    »Aber wieso? Was habe ich denn …?«
    »Fangen Sie an zu suchen! Er muß hier irgendwo dazwischen sein. Ein Umschlag mit ein paar Resten halbverbrannten Papiers.«
    Der Umschlag war schnell gefunden, und Lewis holte die beiden Papierfetzen heraus: ICH und RAT. Sie sagten ihm nichts.
    »Gestern nachmittag bin ich dran vorbeigefahren, aber es ist mir nicht aufgefallen – als ob ich Stroh im Kopf hätte!« Morse schien erst jetzt zu bemerken, daß Lewis immer noch nicht begriffen hatte, worum es eigentlich ging, und bequemte sich endlich zu einer Erläuterung. »Diese Buchstaben hier sind Teile eines

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