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Die Toten Von Jericho

Die Toten Von Jericho

Titel: Die Toten Von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Briefkopfes.« Doch der Sergeant blickte noch immer verständnislos, und Morse demonstrierte es ihm, indem er es aufschrieb. JerICHo Testing LaboRAT o ries. »Rufen Sie dort an, Lewis, und bringen Sie in Erfahrung, wann sie Anne Scott das Ergebnis zugeschickt haben.«
    »Aber warum ist denn das so wichtig?«
    »Wenn sie den Brief einen Tag vor ihrem Tod bekommen hat, dann könnte das bedeuten …« Er sprach den Satz nicht zu Ende, wohl, weil er seiner Sache selbst nicht ganz sicher war. »Und dann rufen Sie gleich auch noch bei der Post an und erkundigen sich, wann in Jericho normalerweise Zustellung ist.«
    »Na, so gegen acht, würde ich denken.«
    »Es ist mir lieber, Sie fragen noch einmal nach. – Acht bis zehn Wochen! Wie lange ist Richards schon in Abingdon?«
    »Aber was hat das denn …«
    »Drei Monate, Lewis. Ich glaube, er hat in seinem Vortrag von drei Monaten gesprochen. Rufen Sie ihn an, Lewis, und …«
    »Also, Sir, jetzt lassen Sie mich aber erst mal machen, und geben Sie mir nicht immer neue Aufträge, sonst komme ich zu gar nichts.«
    »Ja, machen Sie nur, machen Sie, Lewis, ich werde Sie jetzt in Ruhe lassen.«
    »Wen soll ich zuerst anrufen?«
    »Was fragen Sie mich ?! Es gibt wohl nichts …« Doch dann lächelte er Lewis huldvoll zu. »Wen immer Sie für richtig halten, mein lieber Lewis. Ich glaube, die Reihenfolge spielt keine große Rolle.«
    Ein Abglanz des Lächelns lag noch auf seinem Gesicht, als er sich jetzt wieder dem Aktenordner zuwandte. Endlich hatte er den Einstieg, nach dem er so lange gesucht hatte. Jetzt konnte er loslegen.
     
    Lewis hatte innerhalb einer halben Stunde alle Telefonate erledigt. Bei den Jericho Testing Laboratories hatte er erfahren, daß Anne Scott am Nachmittag des 1. Oktober angerufen habe, um sich zu erkundigen, ob sie schwanger sei. Man hatte ihr mitgeteilt, das Ergebnis werde ihr, sobald es vorliege, zugeschickt, und das war auch geschehen. Am 2. Oktober war der Befund hinausgegangen – er war positiv gewesen. Der Anruf bei der Post brachte die Information, daß – wie Lewis gesagt hatte – alle Briefe gegen acht, spätestens halb neun in den Händen der Empfänger seien. Das Gespräch mit Charles Richards kam nicht zustande. Bei ihm zu Hause hob niemand ab, und als Lewis im Verlag anrief, verband man ihn mit seinem Bruder Conrad. Der antwortete auf Lewis’ diesbezügliche Frage, ohne lange überlegen zu müssen, der Umzug nach Abingdon liege etwa drei Monate zurück – drei Monate und vier Tage, um genau zu sein. Morse hatte, während Lewis telefonierte, die Akte Jackson studiert und während des Lesens ein paarmal befriedigt genickt. Er war jedoch nur mit halber Aufmerksamkeit bei der Sache gewesen und hatte gar nicht bemerkt, wie eins der Blätter zu Boden gefallen war. Lewis sah es dort liegen, hob es auf und gab es dem Chief Inspector.
    »Gehört das nun zu meiner oder zu Ihrer Akte, Sir?« Morse warf einen Blick auf die Notiz. »In Ihre Akte. Irgend so ein alter Knacker hat gemeint, sich melden zu müssen, um uns mitzuteilen, daß sie sich am Dienstag vor Anne Scotts Tod im Bridgeclub über Geburtstage unterhalten haben. Mit was für einem Scheiß manche Leute kommen …«
    Lewis nickte und wandte sich wieder seiner Akte zu. Als er ein paar Sekunden später zufällig hochblickte, saß Morse starr wie ein Ölgötze da, die Augen unverwandt ins Leere gerichtet. Aus der Zigarette, die vergessen im Aschenbecher lag, stieg ein zarter blauer Rauchfaden.
     
    Kurz vor Mittag rief Conrad Richards seinen Bruder in Madrid an.
    »Hallo, Charles! Buenas – na, du weißt schon! Como está?«
    »Gut, sehr gut. Und dir?«
    »Ich hatte heute morgen einen Anruf von der Polizei. Sie wollten – wissen, wie lange wir schon in Abingdon sind.«
    »Das war alles?«
    »Ja.«
    »Hm. Ich verstehe«, sagte Charles nachdenklich. »Wie geht es Celia?«
    »Ganz gut, glaube ich. Sie ist nach Cambridge gefahren, um Betty zu besuchen. Sie wird vermutlich bei ihr übernachten. Ich habe ihr jedenfalls zugeredet, daß sie es tut.«
    »Da bin ich erleichtert.«
    »Und – Charles, jetzt mal was anderes. Ich habe da eine Anfrage bekommen von der Prüfungsbehörde hier; sie möchten, daß wir fünfhundert Exemplare irgendeines klassischen Textes nachdrucken, der nicht mehr aufgelegt wird. Copyright und so weiter ist kein Problem. Sollen wir es machen? Was meinst du?«
    Sie diskutierten ein paar Minuten über die Kalkulation, dann sagte Charles, Conrad möge die Entscheidung

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