Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)
jemand anderem übernommen wurde. Elvira erklärte, dass er in diesem Punkt ohnehin eigene Pläne hätte.
Das Großraumbüro der Mordkommission war leer, als Falcón es betrat. Nur Ramírez stand am Fenster.
»Wo ist Cristina?«, fragte Falcón.
»Sie hat einen Typ vom Drogendezernat aufgetrieben, der zu wissen glaubt, wie man Salvador Ortega finden kann«, sagte er. »Willst du mir erzählen, worum es da geht?«
»Was ist mit den Postfächern?«
»Nur das von Emilio Cruz. Keins für Montes oder Vega«, sagte Ramírez. »Ich habe diverse Banken abtelefoniert. Es gibt ein Schließfach auf den Namen Emilio Cruz bei der Banco Banesto.«
»Sehr gut«, sagte Falcón. »Irgendwelche Neuigkeiten von Montes’ Anwalt?«
»Ich habe mit ihm gesprochen. Er hat seit drei Jahren nichts mehr von Alberto Montes gehört. Als sie zum letzten Mal Kontakt hatten, ging es um eine Änderung des Testaments«, sagte Ramírez und hob die Hand. »Und jetzt musst du mir von Salvador Ortega erzählen. Ich weiß, wer er ist, sag mir einfach, warum du mit ihm reden willst.«
»Weil Pablo sich mit ihm getroffen hat und er vielleicht weiß, was das Problem zwischen den beiden Brüdern war«, sagte Falcón.
»Wird uns das helfen, Vegas Mörder zu finden?«, fragte Ramírez.
»Denk einen Moment darüber nach, wie Vega getötet wurde.«
»Es war gemein… und rachsüchtig. Der Täter wollte, dass er leidet. Die Mafia ist so. Sie tun es, um ein Exempel für alle zu statuieren, die vielleicht daran denken, sie zu betrügen.«
»Genau, und deshalb müssen wir daran arbeiten, ein Motiv zu konstruieren, denn im Moment kann ich nur erkennen, dass Vega für ihre Pläne wichtig war«, sagte Falcón. »Und jetzt hör dir die folgenden Namen an, im Übrigen alles Personen, die sich gegenseitig kannten: Raúl Jiménez, Ramón Salgado, Eduardo Carvajal, Rafael Vega, Pablo und Ignacio Ortega.«
»Du glaubst, es gibt da einen Zusammenhang mit dem Pädophilen-Ring«, sagte Ramírez. »Woher weißt du, dass die Ortegas Carvajal kannten?«
»Sie waren zusammen auf einem Foto an der Wand von Raúl Jiménez’ Arbeitszimmer zu sehen«, antwortete Falcón. »Und alle Namen standen in Vegas…« Falcón unterbrach sich. »Mir ist gerade ein Gedanke gekommen. Das muss ich überprüfen. Welche Änderungen hat Montes an seinem Testament vorgenommen?«
»Er hat eine zusätzliche Immobilie eintragen lassen«, sagte Ramírez. »Eine kleine Finca, die nicht einmal drei Millionen Peseten wert ist.«
»Hat der Anwalt gesagt, wo das Grundstück liegt?«
»Er konnte sich nicht erinnern. Er will in der Abschrift des Testaments nachsehen und mich zurückrufen.«
»War die Immobilie mit einer Hypothek belastet?«
»Er wusste es nicht. Er hatte mit dem Kauf nichts zu tun.«
»Wenn du eine Adresse hast, guck dir den Kaufvertrag an, und finde heraus, ob er je mit den Leuten seiner Truppe darüber geredet hat.«
Im Großraumbüro klingelte das Telefon. Ramírez nahm ab, und machte sich ein paar Minuten lang vornübergebeugt Notizen, bevor er den Hörer triumphierend auf die Gabel knallte.
»Wir haben ein Ergebnis bei der Nachforschung zu Rafael Vegas Ausweis«, sagte er. »Der erste Rafael Vega ist 1983 im Alter von neunundreißig Jahren bei einem Arbeitsunfall im Hafen von La Coruña ums Leben gekommen; der zweite ist letzte Woche nach dem Genuss einer Flasche Säure gestorben.«
»Wie hat er das geschafft?«
»Als er zum ersten Mal gestorben ist, wurden die Melderegister gerade auf EDV umgestellt. Laut den Computer-Unterlagen lebte er noch. Den Totenschein hat man erst nach Durchsicht der alten Dokumente entdeckt.«
»Er hatte das richtige Alter.«
»Er hatte das richtige Alter, eine gewisse körperliche Ähnlichkeit und keine Familie. Der ursprüngliche Rafael Vega war ein Waise, der als Matrose zur See gefahren ist und nie geheiratet hat.«
»Das heißt, unser Rafael Vega war nicht nur ausgebildet, sondern verfügte auch über gute Beziehungen«, sagte Falcón. »Endlich haben wir eine konkrete Spur, José Luis, aber…«
»Ja, ich weiß«, sagte Ramírez. »Er ist nicht der, der er vorgibt zu sein… aber wer zum Teufel ist er?«
»Es gibt eine Verbindung nach Amerika. Krugman war sich sicher, dass er dort gelebt hat, und wir wissen mittlerweile auch, dass er von dort Post bekommen hat«, sagte Falcón. »Und möglicherweise gibt es auch eine Verbindung nach Mexiko.«
»Die mexikanische Ehefrau könnte ebenso gut getürkt sein«, sagte Ramírez. »Für
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