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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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Sie Kontakt zum FBI?«, fragte Calderón.
    »Selbstverständlich.«
    »Das heißt, Sie nehmen mein Angebot bezüglich der achtundvierzig Stunden an?«

    Auf dem Weg aus Calderóns Büro nahm Falcón einen Anruf von Elvira entgegen, der gerade mit seinem Vorgesetzten Comisario Lobo gesprochen und mit ihm beschlossen hatte, dass Falcón die Untersuchung von Montes’ Selbstmord leiten sollte. Falcón fragte Elvira, ob er ihm einen kooperationsbereiten Kontaktmann beim FBI nennen konnte, der bei der Identifizierung von Rafael Vega helfen könnte, und erinnerte ihn an den Gefängnisdirektor.
    Im Wagen rief er Carlos Vázquez an und erfuhr, nachdem man ihn einige Minuten hatte warten lassen, dass er ausgegangen war. Da das Büro ganz in der Nähe lag, beschlossen sie, einen kleinen Überraschungsbesuch abzustatten.
    »Was ist denn mit Juez Calderón los?«, fragte Ramírez. »Bei seinem Zustand kriegen wir nie einen Durchsuchungsbefehl für irgendwas.«
    »Ich denke, dass er womöglich seinen Meister gefunden hat«, sagte Falcón.
    » La Americana hat ihn um den Verstand gevögelt?«, fragte Ramírez.
    »Es scheint ein bisschen mehr als das zu sein.«
    »Das hat sie ihm angetan?«, fragte Ramírez ungläubig. »Ich hätte Juez Calderón für erfahrener gehalten.«
    »Als was?«
    »Als schon an Regel Nummer eins zu scheitern«, sagte Ramírez, »und das noch, bevor er geheiratet hat.«
    »Was ist denn Regel Nummer eins?
    »Man darf sich nicht zu sehr einlassen«, sagte Ramírez. »Sonst versaut man sich das ganze Leben.«
    »Na ja, er hat sich eingelassen, und wir können nur…«
    »Dabeisitzen und zusehen«, sagte Ramírez und rieb sich die Hände, als freute er sich auf seine Lieblingsfernsehserie.
    »Montes hat mir erzählt, dass es eine Menge Leute gibt, die es gern sähen, wenn Juez Calderón von seinem hohen Ross fallen würde.«
    »Wer?«, fragte Ramírez und schlug sich mit Unschuldsmiene an die Brust. »Ich etwa?«

    Als sie im Aufzug nach oben fuhren, starrte Ramírez auf die nacheinander aufleuchtenden Ziffern der Stockwerke, die Schultern angespannt wie die Nackenmuskeln eines wilden Stiers.
    »Diesmal, Javier, übernehme ich die Führung«, sagte er, und dann stürmten sie aus dem Lift vorbei an der Empfangssekretärin, die sie mit einer erhobenen Hand aufzuhalten versuchte.
    Ebenso verfuhren sie mit Vázquez’ Sekretärin, die ihnen ins Büro ihres Chefs folgte. Vázquez stand neben dem Wasserspender, trank aus einem Plastikbecher und sah aus dem Fenster.
    »Bei einer Mordermittlung«, sagte Ramírez voll angestauter Wut, »weigert man sich nie, mit dem Inspector Jefe zu sprechen, es sei denn, man will einen Haufen Ärger kriegen.«
    Vázquez wirkte streitlustig genug, um es mit Ramírez aufzunehmen, doch selbst er erkannte, dass der Inspector zu allem bereit war, einschließlich Gewalt. Er winkte seine Sekretärin hinaus.
    »Was wollen Sie?«
    »Erste Frage«, sagte Ramírez, »schauen Sie mich an, und sagen Sie mir, was Sie über Emilio Cruz wissen.«
    Vázquez sah ihn leeren Blickes an. Der Name sagte ihm gar nichts. Sie setzten sich.
    »Welche Vorkehrung hat Señor Vega für die Leitung der Firma im Fall seines Todes getroffen?«, fragte Falcón.
    »Wie Sie wissen, gab es für jedes Projekt eine Tochterfirma mit eigenem Vorstand, bestehend aus Señor Vega, einem weiteren Mitarbeiter der Firma und einem Vertreter der Investoren. Im Falle von Señor Vegas Todes sollte jedes Projekt von dem verbliebenen Mitarbeiter der Firma weitergeführt werden mit dem Vorbehalt, dass alle finanziellen und juristischen Entscheidungen an einen provisorischen Aufsichtsrat bei Vega Construcciones verwiesen werden, der aus meiner Person, Señor Dourado und Señor Nieves, dem leitenden Architekten, besteht.«
    »Wie lange würde dieses Provisorium dauern?«
    »Bis ein geeigneter Direktor für die Firma gefunden ist.«
    »Und wessen Aufgabe ist es, eine solche Person zu finden?«
    »Die des provisorischen Aufsichtsrats.«
    »An wen wenden sich die Kunden?«
    »An den provisorischen Aufsichtsrat.«
    »Und an wen würde der erste Anruf gehen?«
    »An mich.«
    »Und wann haben die Russen Kontakt mit Ihnen aufgenommen?«, fragte Ramírez.
    »Gar nicht.«
    »Hören Sie, Señor Vázquez, Señor Vegas Tod liegt fast eine Woche zurück«, sagte Ramírez verschwörerisch und mit falscher Freundlichkeit. »In den beiden russischen Projekten, die zur Zeit ohne Leitung sind, steckt eine Menge Geld. Erwarten Sie wirklich, dass wir

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