Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)
zum Halt sein dichtes lockiges Haar.
»Nein, nein, nein. Aufhören. Damit haben wir nichts zu tun«, brüllte er.
»Es befand sich in Ihrem Besitz.«
»Schalten Sie das aus. Schalten Sie es bloß ab.«
Falcón stoppte die Kassette. Carlos war sichtlich erschüttert.
»Wir haben den Fernseher und den Videorekorder gestohlen«, sagte Carlos.
»Wo?«
Und dann erzählte Carlos die ganze Geschichte. Man hatte ihnen fünfzehnhundert Euro zum Kauf von Benzin und eine Wegbeschreibung plus Schlüssel zu der Finca gegeben. Sie hatten das Haus wie beauftragt angezündet und auf dem Weg hinaus die beiden Geräte mitgenommen. Das war alles. Sie hatten keine Ahnung von der Kassette. Sie wollten die Geräte einfach für ein bisschen extra Kohle losschlagen. Falcón nickte, als wollte er ihm weitere entlastende Einzelheiten entlocken.
»Wer hat euch die fünfzehnhundert Euro dafür bezahlt?«, fragte er.
»Seinen Namen kenne ich nicht.«
»Woher kennen Sie ihn? Woher kennt er Sie?«, fragte Falcón. »Man fragt schließlich nicht einfach irgendwen, ob er ein Haus abfackelt. Das ist doch eine ernste Sache, oder? Dazu braucht es gegenseitiges Vertrauen. Und man vertraut nur Menschen, die man kennt.«
Carlos schwieg und schluckte hart.
»Haben Sie Angst vor diesem Mann?«, fragte Falcón.
Carlos schüttelte den Kopf.
»Wie alt sind Sie?«
»Dreiunddreißig.«
»Sie sind Sevillano und haben nie woanders gelebt?«
»Genau.«
»Haben Sie noch Freunde von früher?«
»Pedro. Pedro ist der Einzige.«
»Sie sind gleich alt?«
Er nickte, ohne zu verstehen, worauf das Ganze hinauslaufen sollte.
»Wann haben Sie Ihren alten Freund Salvador Ortega zuletzt gesehen?«
Carlos blinzelte ihn verdutzt und verständnislos an.
»Ich kenne keinen Salvador Ortega«, sagte er.
Falcón spürte eine sich ausbreitende Kälte im Magen.
»War der Name des Mannes, der Ihnen fünfzehnhundert Euro gegeben hat, damit Sie die Finca anzünden, Ignacio Ortega?«
Carlos schüttelte den Kopf. Falcón sah ihm in die Augen und sah darin bestätigt, dass Carlos den Namen nie gehört hatte.
»Sagen Sie mir den Namen des Mannes, der Sie dafür bezahlt hat, die Finca anzuzünden. Und sprechen Sie bitte laut und deutlich.«
»Alberto Montes.«
Falcón verließ den Raum und klopfte an Ramírez’ Tür. Mit einem Gefühl von Übelkeit lehnte er sich an die Wand im Flur.
»Hast du ihn schon geknackt?«, fragte Ramírez, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
»Ich habe aber nicht das richtige Ergebnis bekommen«, sagte Falcón. »Ich hätte vorher gründlicher überlegen sollen. Ich habe zu sehr meinem eigenen dummen Instinkt vertraut. Er hat Alberto Montes genannt.«
» Joder «, meinte Ramírez und schlug mit der Faust gegen die Wand.
»Jetzt passt alles zusammen«, sagte Falcón. »Genau das hätte Montes getan. Er ist in Panik geraten, oder sein Selbstekel hat irgendwann überhand genommen, und er wollte alles nur noch loswerden. Einfach verbrennen. Nur… dass die gesamte Sierra Feuer gefangen hat und Tausende von Hektar zerstört wurden. Deshalb ist er gesprungen.
An dem Tag, als ich Ignacio Ortega kennen gelernt habe, war mir klar, dass er ein gerissener kleiner Mistkerl ist, aber ich wusste nicht, wie gerissen. Er spielt in einer anderen Liga. Wir bekommen Druck, weil er diesen Leuten gesagt hat, dass sie Druck auf uns ausüben sollen. Etwas so Dummes und Unsubtiles wie Brandstiftung käme ihm nie in den Sinn. Er ist auf seiner Kundenliste direkt nach ganz oben gegangen und hat verlangt, dass man uns kaltstellt oder aber die möglichen Konsequenzen in Betracht zieht.«
Carlos und Pedro wurden wieder in ihre Zellen gebracht, ohne ein Geständnis unterschrieben zu haben. Falcón nahm die Kassette mit Carlos’ Geständnis an sich und holte Maddy Krugmans Laptop aus der Asservatenkammer. Ramírez fuhr nach Hause. Später trafen sie sich bei Falcón und kopierten die Videokassette. Das Material war schwer verdaulich; die Aufnahmen waren von einer einzelnen Kamera in der Wand eines bestimmten Zimmers gemacht worden. Insgesamt waren nur vier Kunden zu sehen. Der Geschäftsmann aus Ramírez’ Barrio, ein bekannter Strafverteidiger, ein TV-Moderator und ein Unbekannter.
»So erledigen die Russen ihre Sachen«, sagte Ramírez, als sie alles zusammenpackten. »Ich weiß nur nicht, warum diese Leute sich so erpressbar machen. Ich bin kein cleverer Anwalt oder Geschäftsmann, und ich kann mir keinen sexuellen Kick vorstellen, der mich
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