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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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Krugmans, schloss auf und stellte Maddy Krugmans Laptop wieder in ihr Arbeitszimmer. Dann ging er ins Schlafzimmer, schaltete sein Handy ab, legte sich hin, döste ein und schlief unruhig.
    Um zwei Uhr schlug er die Augen auf, als er ein Klicken im Erdgeschoss hörte. Danach war es minutenlang still. Schließlich ging im Flur vor dem Schlafzimmer eine Taschenlampe an. Es war ein erstklassiger und sehr methodisch vorgehender Dieb: Er betrat Maddy Krugmans Arbeitszimmer, und man hörte, wie er den Laptop hochfuhr.
    Die Zeit, bis der Computer hochgefahren war, nutzte der Einbrecher, um die Abzüge auf Fotopapier durchzusehen. Die dabei entstehenden Geräusche nutzte Falcón, um aufzustehen, darauf zu warten, dass das Gefühl in seine rechte Hand zurückkehrte, den Revolver zu packen und den Flur hinunter auf das flackernde Licht zuzugehen.
    »Suchen Sie das hier?«, fragte er mit vorgehaltener Waffe.
    Der Dieb blickte von dem Laptop auf, dessen Bildschirm seine verärgerte Miene beleuchtete. Er lehnte sich in Maddys Schreibtischstuhl zurück und schaute gelangweilt.
    »An Ihnen bin ich nicht interessiert«, sagte Falcón. »Es interessiert mich, was Sie machen, wenn Sie gefunden haben, was er will.«
    »Ich rufe ihn an, und wir treffen uns am Fluss.«
    »Rufen Sie ihn an, und sagen Sie ihm, dass Sie erfolgreich waren«, sagte Falcón. »Schön langsam bewegen.«
    Der Dieb machte den Anruf, der nur Sekunden dauerte, weil er bloß das eine Wort »Romany« sagte. Dann gingen sie zu Falcóns Wagen, und der Dieb fuhr sie zurück in die Stadt. Sie parkten am Paseo de Cristobal Colón und gingen die Treppe zu der Promenade am Flussufer hinunter, wo ein Mann stand, der sich suchend umsah. Falcón näherte sich ihm aus dem Schatten.
    »Suchen Sie das hier, Mr. Flowers?«, fragte er und hielt ihm den von einer Taschenlampe erleuchteten Ausdruck unter die Nase.
    Flowers betrachtete das Bild nickend.
    »Ich denke, wir sollten uns setzen«, sagte er.
    Der Dieb verschwand die Treppe hinauf. Flowers gab Falcón den Ausdruck zurück und zückte ein Taschentuch.
    »Verzeihen Sie, dass ich Sie unterschätzt habe, Inspector Jefe«, sagte er und wischte sich die Stirn und das Gesicht ab. »Ich bin vor zehn Monaten aus Madrid hierher gekommen. Die Madrilenen haben eine ziemlich miese Meinung von der Mentalität der Sevillanos. Ich hätte nicht so plump vorgehen dürfen.«
    »Vor zehn Monaten?«
    »Seit dem vergangenen September zeigen wir ein aktiveres Interesse an unseren nordafrikanischen Freunden, die nach Europa einsickern.«
    »Selbstverständlich«, sagte Falcón, »Und wie passte Marty Krugman ins Bild?«
    »Gar nicht«, sagte Flowers. »Die Sache Vega war ein Nebenthema, obwohl wir schon einen Schreck bekommen haben, als wir von seinem ›Abschiedsbrief‹ hörten. Bis wir herausgefunden haben, worauf er sich bezieht.«
    »Und das wäre?«
    »Es ist eine Inschrift, die ein Amerikaner namens Todd Kravitz in die Wand einer Zelle im Folterzentrum Villa Grimaldi in Santiago de Chile geritzt hat, als er dort 1974 einen Monat lang festgehalten wurde, bevor er ›verschwunden‹ ist«, sagte Flowers. »Der ganze Satz heißt: Wir werden in der dünnen Luft sein, die ihr atmet, vom 11. September bis zum Ende der Zeit . Hinreichend poetisch, um Vega im Gedächtnis haften zu bleiben und ihn noch dreißig Jahre später zu verfolgen.«
    »Seinem Arzt gegenüber hat er erwähnt, dass er mehrfach geschlafwandelt sei«, sagte Falcón, »aber von unbewussten Notizen war nicht die Rede.«
    »Der Druck auf ein Bewusstsein, das nicht wusste, dass es schuldig war«, sagte Flowers.
    »Lassen Sie uns über Marty Krugman reden«, sagte Falcón. »Warum beginnen wir nicht damit, was er getan hat und für wen?«
    »Das zu erörtern ist für uns durchaus heikel.«
    »Wir sind hier nicht in Amerika, Mr. Flowers. Ich bin nicht verdrahtet. Mein Interesse als Chefinspektor der Mordkommission gilt nur der Frage, wer Rafael ermordet hat und warum.«
    »Ich muss mich absichern«, sagte Flowers.
    Falcón stand auf. Flowers filzte ihn fachmännisch und fand sofort die Waffe. Sie setzten sich wieder.
    »Die Sache mit Vega war keine im strengen Sinne offizielle Operation der Regierung«, sagte Flowers, »eher eine interne Sache der Agency, um bestimmte noch offene Fragen zu beantworten.«
    »Aber es gab eine Zusammenarbeit zwischen dem FBI und der CIA, die so weit ging, dass Krugman für den Mord an Reza Sangari ungestraft davonkam.«
    »Eine Anklage hätten sie nur

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