Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
Vom Netzwerk:
auf in seiner Brust, und er konnte wieder besser atmen.
    Er nahm die Jiménez-Fotos mit in sein Arbeitszimmer und zog die Aufnahmen von Pablo Ortega aus dem Stapel. Ein Foto zeigte Pablo lächelnd im Gespräch mit zwei Männern. Der eine war durch Leute im Vordergrund verdeckt, den anderen kannte er nicht. Er nahm das Foto mit und legte es auf den Beifahrersitz seines Wagens.
    Ramírez tippte gerade seinen Bericht über die Befragungen in Vegas Büro und den letzten Stand der Suche nach Sergej. Falcón erzählte ihm von dem Pass auf den Namen Emilio Cruz und dem Schlüssel. Ramírez notierte die Details.
    »Ich schicke eine E-Mail an die argentinische Botschaft in Madrid, mal sehen, was die dazu sagen«, meinte Ramírez. »Und ich stelle einen Nachforschungsantrag bei der ursprünglichen Ausgabestelle von Rafael Vegas Ausweis.«
    »Können wir die Ergebnisse bis zum Wochenende bekommen?«
    »Nicht im Juli, aber fragen kostet ja nichts.«
    »Irgendwas Neues von Sergej?«
    »Er wurde irgendwann in den letzten Wochen mit einer Frau, die keine Spanierin war und dieselbe Sprache sprach wie er, in einer Bar an der Calle Alvar Nuñez Caleza de Vaca gesehen. Die Frau war schon einmal dort, der Barkeeper glaubt, dass sie aus dem Polígono San Pablo kommt. Außerdem hält er sie für eine Nutte. Wir haben eine detaillierte Beschreibung, mit der Serrano und Baena jetzt weiterarbeiten.«
    Falcón hörte seine Nachrichten ab und starrte auf das Foto, das er aus dem Wagen mitgebracht hatte. Calderón hatte ihr Treffen auf den nächsten Vormittag verschoben. Falcón wählte die hausinterne Nummer von Alberto Montes von der GRUME, der Grupo de Menores, zuständig für Verbrechen an Minderjährigen, und fragte, ob er für einen informellen Plausch vorbeischauen könnte. Als er gerade gehen wollte, kam Ferrera, der er auftrug, sich um die Liste mit den gewählten Nummern und angenommenen Telefonaten vom Festnetzanschluss der Vegas und von Rafaels Handy zu kümmern und anschließend Serrano und Baena bei ihrer Suche nach der Frau zu unterstützen, die mit Sergej gesehen worden war.
    »Was ist mit dem Schlüssel, den wir zusammen mit dem Pass in Vegas Haus gefunden haben?«
    »Im Augenblick ist Sergej wichtiger. Wir brauchen einen Zeugen«, sagte Falcón. »Kümmern Sie sich um den Schlüssel, wenn Sie Zeit haben. Fangen Sie mit den Banken an.«
    Auf dem Weg in Montes’ Büro sah er noch kurz bei Felipe und Jorge im Labor vorbei und berichtete ihnen von der Obduktion der Leichen. Sie wirkten bedrückt. Auch sie hatten keine konkreten Spuren vom Tatort anzubieten. Auf dem Kissen hatten sie weder Schweiß noch Speichel gefunden. Die einzige Merkwürdigkeit, auf die sie gestoßen waren, hatte mit dem Zettel in Vegas Hand zu tun.
    »Wie sein Anwalt gesagt hat, ist es ganz offensichtlich seine Handschrift, aber wir fanden es interessant, dass er sie als ›sorgfältig‹ beschrieben hat, also habe ich sie mir noch einmal unter dem Mikroskop angesehen«, sagte Felipe. »Sie ist nachgezeichnet.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er hatte es schon einmal auf einen Block geschrieben und einen Abdruck auf der Seite darunter hinterlassen. Dann hat er sich den Block wieder vorgenommen und den Abdruck nachgezeichnet… als ob er sehen wollte, was darauf geschrieben worden war.«
    »Aber er hatte es doch selbst geschrieben?«, fragte Falcón.
    »Tja, mehr weiß ich auch nicht«, sagte Felipe.

    Alberto Montes war Anfang fünfzig, mit dicken Tränensäcken und einer Nase, die vom exzessiven Trinken massiv aufgequollen war. Wegen seines Alkoholproblems hatte er sich Ende vergangenen Jahres einer psychologischen Untersuchung unterziehen müssen, die er irgendwie bestanden hatte. Jetzt freute er sich auf seinen vorzeitigen Ruhestand, den er offenbar gar nicht schnell genug erreichen konnte. Seit mehr als fünfzehn Jahren war er bei der Grupo de Libertad Sexual, die bei Sexualdelikten Erwachsener ermittelte, und der GRUME tätig und verfügte über ein enzyklopädisches Gedächtnis für Namen und die mit ihnen verbundenen Gräuel. Er hatte sich von seinem Schreibtisch abgewandt, blickte aus seinem Fenster im zweiten Stock, rauchte und dachte vermutlich an seine künftige Freiheit. Wasser aus einem Plastikbecher spülte er dabei durch seinen dichten Schnurrbart, als wünschte er, es wäre Whisky. Als Falcón seinen Schreibtisch erreicht hatte, drehte er sich auf seinem Stuhl um und goss den Plastikbecher wieder voll.
    »Nierensteine, Inspector Jefe«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher