Die Totenfalle
falsch?«
»Nein.«
»Eben. Ich habe mein Leben, ihr das eure. Mir ist es auch nie in den Sinn gekommen, daß ihr euch beruflich mit der Geistheilerin beschäftigen wollt.«
»Es waren auch nur Fragen«, schwächte Suko ab.
Sarah Goldwyn war natürlich mißtrauisch geworden. »Was steckt denn nun wirklich dahinter. Ist bei ihrem Tod etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen?«
»Du weißt, wo man sie gefunden hat?«
Sie räusperte sich. »Ja, ich hörte davon. Sie hat sich auf den Friedhof begeben, um zu sterben.«
»Stimmt. Findest du das denn normal?«
»Auf keinen Fall, aber sie war schon immer exzentrisch, und ich muß dir ehrlich sagen, daß ich Menschen mag, die nicht stromlinienförmig sind.«
Sie räusperte sich. »Außerdem ist da noch eine Sache, über die ihr Bescheid wissen solltet.«
»Welche denn?«
»Nun ja, ich habe eine Einladung erhalten. Heute abend soll ich auf dem Friedhof erscheinen. Und wie ich erfahren habe, bin ich nicht die einzige Person, auch viele andere Kunden oder Patienten sind eingeladen worden, um so etwas wie eine Gedenkfeier für die Verstorbene zu halten. Zwar ein wenig früh, wo sie doch erst einige Tage tot ist, aber doch originell.«
»Das stimmt«, sagte Suko und schaute mich an. »Was meinst du denn dazu?«
»Es wird interessanter.«
»Finde ich auch.«
»Dann wollt ihr auch kommen?« rief Sarah.
»Wenn du uns sagst, wohin wir müssen, ist alles gebongt.«
»Es ist der alte Teil auf dem Hammersmith-Friedhof. Dort hat sie auch ihre letzte Ruhestätte gefunden. Man kann das Grab nicht verfehlen, es ist ein kleiner Hügel.«
»Wie sieht es mit Jane aus? Kommt sie mit?«
»Das denke ich schon.«
»Und wann soll die Schau beginnen?«
»Um zwanzig Uhr.«
»Danke.«
»Ihr kommt auch?«
Bevor Suko antworten konnte, nickte ich. »Ja, Sarah, wir werden dort auch erscheinen.«
Sie lachte wissend. »Das ist interessant. Und ihr wolltet mir erzählen, daß ihr euch nicht für die Frau interessiert habt? Schämen sollt ihr euch.«
»Wir haben uns auch jetzt erst entschlossen.«
»Glaube ich euch nicht. Was steckt denn nun wirklich dahinter?«
»Das müssen wir noch herausfinden. Begonnen jedenfalls hat es mit einer Person, die wir bald kennenlernen werden, einer Frau.«
»Wie heißt sie?«
»Yvonne Terry.«
»Ha, die kenne ich doch. Sie war, sie war… laßt mich überlegen, sie hatte was mit Tabitha zu tun.«
»Sie war ihre Sekretärin.«
»Richtig, Suko.« Lady Sarah pfiff vergnügt. »Ich denke schon, daß sich hier etwas anbahnt, und ich werde Jane ebenfalls davon in Kenntnis setzen.«
»Tu, was du nicht lassen kannst«, erwiderte Suko seufzend. »Wir sehen uns dann spätestens heute abend.«
»Ja, ich freue mich. Und grüße John von mir.« Suko schielte zu mir herüber. »Er hat es soeben nickend zur Kenntnis genommen.«
»Dann ist ja alles klar.«
Sie legten gemeinsam auf und Suko schaute für einen Moment nachdenklich auf den Hörer, bevor er sich an mich wandte. »Nun, was denkst du jetzt?«
Ich strich über mein Haar. »Ich weiß es noch nicht.«
»Du willst es nicht wissen, Alter, du bist faul geworden.«
Ich konnte ein schiefes Grinsen nicht unterdrücken. »Heute schon, das gebe ich zu.«
»Na bitte.«
»Da wäre noch Yvonne Terry«, sagte Suko.
Wie auf ein Stichwort hin öffnete sich die Tür, und Glenda Perkins betrat unser Büro. Sie nickte uns zu. »Fertig mit der Telefoniererei?«
»Ja.«
Glenda lächelte süffisant. »Wir haben Besuch bekommen, und ich denke, daß er sehr wichtig ist.«
»War er angemeldet?« fragte ich.
»Quatsch, nein. Es ist Yvonne Terry.« Sie kam näher und senkte ihre Stimme. »Wenn ihr mich fragt, dann geht es ihr nicht gut. Ich denke, wir sollten uns näher mit ihr beschäftigen…«
***
Wieder war ein neuer Tag angebrochen. Wieder drückte die Kälte, und wieder wehte der Dunst über die Gräber hinweg, kroch schlangengleich durch die Büsche, wehte über den Boden, hüllte die Gräber ein und hinterließ seine Nässe auf der Pflanzenwelt.
Der Friedhof lag da als eine Oase der Ruhe. Der Verkehrslärm war nur schwach zu hören, denn der Dunst dämpfte viele Geräusche. Das Dach der Leichenhalle hatte ein weißes Kleid bekommen. Eis schimmerte auch auf den Pfützen, es lag wie eine dicke Schicht auf den Zweigen der Bäume und der Büsche.
Auch an den Gräbern rührte sich nichts. Nicht einmal Besucher durchwanderten bei diesem Wetter das Gelände, und so fiel der einsame Mann schon auf, der sich
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