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Die Totenfalle

Die Totenfalle

Titel: Die Totenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte plötzlich das Bedürfnis, sein Ohr darauf zu legen und zu lauschen, als könnte er dann Stimmen oder Botschaften aus dem Grab hören. Als er daran dachte, nahm sein Gesicht eine graue Farbe an. Die Falten gruben sich noch tiefer in seine Haut hinein, und er kam sich vor wie ein Mensch, der vor einer Aufgäbe stand, die er nicht mehr bewältigen konnte. Hier war einiges anders geworden. Er erinnerte sich wieder daran, wer hier begraben lag und was man von dieser Frau alles gesagt und was man über sie geschrieben hatte.
    Hatte sie tatsächlich mit finsteren Mächten in Einklang gestanden? Er wollte es nicht glauben, sein Verstand sagte nein, doch sein Gefühl reagierte anders.
    Es konnte möglich sein.
    Warum hatte der Speichel so aufgezischt?
    Todd bückte sich. Er hatte es plötzlich eilig. Er wollte noch dieses verdammte Holz aus der Erde ziehen, dann weglaufen und es zertrümmern. Dieses Weib sollte ein anonymes Grab erhalten, niemand sollte sich daran erinnern.
    Mit beiden Händen packte er zu. Das Holz steckte ziemlich locker in der Erde, er würde es leicht hervorziehen können.
    Es klappte nicht.
    Todd war irritiert.
    Ein zweiter Ruck!
    Auch jetzt bewegte sich das Holz nicht von der Stelle. Scharf stieß der Mann die Luft aus. Ihm kam es vor, als wäre dieses Stück Holz in der Tiefe des Grabs einbetoniert worden, oder befand sich dort unten tatsächlich jemand, der es festhielt?
    Sein Magen zog sich zusammen. Das Herz schlug schneller. In seinem Kopf rauschte es plötzlich, und er erstarrte in seiner gebückten Haltung, als er plötzlich den eisigen Lufthauch spürte, der über seinen Nacken hinwegstreifte und selbst durch die Wolle des Schals drang. Was, zum Teufel, war das gewesen? Hatte plötzlich der Wind aufgefrischt, oder mußte Todd von völlig anderen Vorausetzungen ausgehen, die ihm gar nicht gefielen.
    Viele Menschen verbanden einen Gruß aus dem Jenseits – falls es so etwas überhaupt gab – mit einem eisigen Hauch, als wäre Atem zu Frost gefroren.
    So hatte es sich angefühlt.
    Das ging hier nicht mit rechten Dingen zu. Todd hörte sich schwer atmen. Er nahm sich vor, noch einmal an dem verdammten Holz zu ziehen. Wenn er es dann nicht losbekam, würde er seinen Vorsatz aufgeben und wieder verschwinden.
    Der dritte Ruck!
    Wieder geschah nichts. Das Holz blieb in der Erde. Aus der Tiefe des frischen Grabs glaubte Todd, ein Knurren gehört zu haben.
    »O Gott…«
    Er ließ das Holz los, die Kälte aber war geblieben. Auf der Stelle stehend blickte er sich um, weil er den Eindruck hatte, von unsichtbaren Gegnern umzingelt worden zu sein.
    Er sah nichts – aber da war etwas mit dem Nebel geschehen. Todd glaubte daran, daß er sich verdichtet hatte, und plötzlich hatte er es auch geschafft, sich zu bewegen.
    Ja, er tanzte, er wallte, er floß und rollte in einer gespenstischen Lautlosigkeit.
    Todd atmete schneller. Waren da nicht Gesichter zu sehen, feingesponnen wie aus einem hauchdünnen Garn? Hatte er nicht Besuch bekommen von irgendwelchen Wesen, die ihr Reich jetzt verlassen hatten?
    Nein, nein und abermals nein!
    Trotzdem wollte und mußte er weg.
    Er drehte sich um.
    Das schaffte der Mann noch, mehr aber nicht, denn als er einen Fuß anheben wollte, hielt ihn die Graberde fest.
    William Todd kam nicht mehr weg!
    ***
    Wir hatten Yvonne Terry als eine nervöse, sehr unruhige und hypersensible Frau erlebt, die manchmal sehr schnell berichtet hatte, dann wieder in einen Zustand der Lethargie hineingefallen war, sich selbst bejammerte und so schien, als hätte sie überhaupt keine Kraft mehr, am Leben zu bleiben.
    Glenda hatte sie mit Kaffee versorgt, ich mit Zigaretten, um die sie mich gebeten hatte, aber sie hatte die Glimmstengel immer nur angeraucht und dann ausgedrückt. Wir waren skeptisch gewesen, ich stärker als die anderen, aber die Streifen am Hals hatten mir schon zu denken gegeben. Sie selbst hatte sich diese bestimmt nicht zugefügt, doch es war schwer vorstellbar, daß sie dies während eines Traums erlebt hatte. Auf unsere Nachfragen hin hatte sie es immer wieder bestätigt und schließlich einen Satz gesagt, der uns ebenfalls zu denken gab.
    »Ich habe seit kurzem das Gefühl, daß Tabitha Leroi gar nicht richtig tot ist.«
    Keiner von uns Männern redete. Nur Glenda sprach mit ihr und schob ihr die Tasse mit dem frischen Kaffee zu. Danach schaute sie uns auffordernd an, als wollte sie uns deutlich machen, daß nun unsere Zeit gekommen war. Ich übernahm auch das Wort

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