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Die Totenfalle

Die Totenfalle

Titel: Die Totenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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über das Gelände hinwegbewegte wie ein Dieb, der nicht gesehen werden wollte.
    Er war eine Gestalt, die sich anpassen konnte. Es mochte an seiner Kleidung liegen, einem langen, grauen Mantel, dessen Kragen er hochgestellt hatte. Auf einen Hut hatte er verzichtet, dafür trug er Handschuhe und hatte zusätzlich einen Schal um seinen Hals geschlungen. Der Mann ließ sich Zeit. Er durchwanderte den Friedhof mit langsamen Schritten, als wollte er jedes Teil genießen, das er zu Gesicht bekam. Er schaute sich nicht allein die Grabsteine an, er betrachtete auch die Bäume und Büsche, als hätten sich dahinter irgendwelche gefährlichen Wesen versteckt, die er aufspüren wollte. Der einsame Mann wirkte wie ein Kenner der Materie. Es war ihm anzusehen, daß er sich nicht zum erstenmal hier aufhielt, denn trotz seines langsamen Tempos ging er zielsicher, und er näherte sich der Stelle, wo das frische Grab der Geistheilerin lag. Je dichter er herankam, um so kantiger wurde sein Gesicht. Die innere Spannung hielt ihn umklammert, und er schien sich nicht mehr sicher zu sein, ob er sich überhaupt allein auf dem alten Totenacker bewegte, denn immer öfter schaute er sich um, ob er nicht verfolgt wurde. Zum Glück war das nicht der Fall.
    Mutterseelenallein wanderte er über das Gelände, eine einsame Gestalt im Dunst, ein Schatten, der es hin und wieder verstand, sich lautlos zu bewegen.
    Der Wind hatte sich zurückgezogen. Durch nichts wurde der Dunst bewegt. Er lag einfach da und hüllte alles ein. Es gab keine Lücke, in die er nicht hineingekrochen war. Der Mann blieb stehen. Erlegte den Kopf zurück, schaute für einen Moment zum Himmel, als wollte er versuchen, die Wolken zu sehen, die aber nicht da waren. Der Dunst verschluckte alles und machte die Grabsteine zu stummen Zeugen. Wieder ging der Einsame weiter. Sein Atem strömte über die Lippen und vermischte sich mit dem Dunst. Er war nervöser geworden, hin und wieder entstand auf seinem Rücken eine Gänsehaut. Als er den frischen Grabhügel wie ein Buckel im Dunst vor sich aufragen sah, drang ein Stöhnen über seine Lippen.
    Er hatte es geschafft, er war da – endlich!
    Nervös wischte er über seinen Mund. Das feuchte Wetter hatte auch in seinem Gesicht Spuren hinterlassen. Tropfen lagen auf seiner Stirn, einige hingen auch wie Perlen an den Augenbrauen. Er verzog den Mund, und plötzlich lag auf seinem Gesicht ein haßverzerrter und auch trauriger Ausdruck.
    Wieder dachte er an Anne, und als ihm der Gedanke gekommen war, durchlief ein Zittern seinen Körper. Er spürte den Druck im Magen und die Gänsehaut auf seinem Gesicht. Haß durchströmte sein Inneres. Der Haß auf sie!
    Da lag ihr Grab! Er lachte.
    Verdammt noch mal, sie trug daran die Schuld, daß seine Frau gestorben war. Anne Todd, gerade mal achtundvierzig Jahre alt geworden, eine Frau, die immer seelisch krank gewesen war, die unter Depressionen gelitten hatte, die Stammpatientin bei mehreren Ärzten gewesen war. Die hatten ihr jedoch auch nicht helfen können. Dann war sie zu Tabitha Leroi gegangen. Eine Freundin hatte ihr davon berichtet, denn Tabitha war etwas Besonderes. Keine Ärztin, nein, sie heilte anders, sie stand mit den Mächten in Verbindung, die einige ihrer Patientinnen als gottgleich bezeichneten. Das aber hatte William Todd nie glauben wollen. Er hatte seine Frau vor Tabitha gewarnt, vergeblich, sie war immer und immer wieder hingegangen, bis zu dem Tag, an dem sie von einem Besuch nicht mehr zurückgekehrt war. Man hatte sie als Tote gebracht, und von diesem Tag an haßte William Todd die Geistheilerin. Er gab ihr die Schuld an Annes Tod, und er hatte sich geschworen, Anne zu rächen.
    Es war ihm nicht mehr gelungen, denn auch Tabitha hatte ihrem Ende nicht entrinnen können. Jetz lag sie ebenfalls in der feuchten Erde, und in der Zeitung hatte William Todd soviel über die Beerdigung gelesen. Er hatte die Artikel ausgeschnitten, sie gesammelt, sich dann einen Plan zurechtgebastelt, den er nun in die Tat umsetzen wollte. Er wußte, daß er mit Tabitha Leroi nicht mehr abrechnen konnte, auch seine Frau konnte er nicht mehr zurück ins Leben holen, doch er würde sich Genugtuung verschaffen, wenn er das Grab dieser Tabitha Leroi erreichte. Er würde sich auf seine Art und Weise rächen und auf das Grab spucken, so groß war sein Haß.
    Er hatte sich noch viel schlimmere Dinge vorgestellt, aber er wußte nicht, ob er den Mut fand, so etwas auch zu tun, deshalb blieb es zunächst beim

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