Die Totenfalle
Messer, stockte mitten in der Bewegung, als sie gepackt und zurückgezerrt wurde. Das spitze Ding raste zwar nach unten, doch es traf nicht mich, sondern fuhr mit einem dumpfen Laut in den weichen Boden, wo es zunächst einmal stecken blieb.
Ich schnellte zur Seite und bekam mit, wie die zweite Frau plötzlich wieder auf die Beine kam.
»Jane!« rief ich.
»Okay, John, okay, es ist alles okay, du hast es überstanden. Sie hat dich nicht erwischt.«
Von der anderen Seite lief Suko herbei.
Jane ging ebenfalls auf die andere Frau zu und blieb neben ihr stehen. Sie schaute nach unten.
Dann war Suko da. »Verdammt, was ist passiert?«
»Da wollte mich jemand umbringen«, sagte ich und deutete auf die fremde Frau. Sie lag auf dem Bauch, ihre Hände zuckten, und sie wollte wieder nach der im Boden steckenden Waffe greifen. Diesmal hatten wir sie erkannt. Es war eine Spiegelscherbe, und als ich mich bückte, da zuckte ich zurück.
»Himmel, das ist Yvonne Terry!«
Auch Suko war baff. »Und die wollte dich killen?«
»Ja.«
»Verstehe ich nicht.«
Yvonne lag noch immer auf dem Bauch. Ich bückte mich und drehte sie herum. Mit einem Ohr bekam ich mit, daß Jane und Suko über sie sprachen. Selbst im Nebel sah ich das verzerrte Gesicht der jungen Frau, und mir entging auch nicht das Blut, das überall an ihren Händen klebte, sogar als makabre Schminke auf dem Gesicht zu sehen war, so daß ich davon ausgehen mußte, daß sie sich an ihrer Waffe selbst verletzt hatte.
Ich schüttelte den Kopf. »Wie ist das möglich?« flüsterte ich.
»Verdammt, was haben Sie getan?«
Sie bewegte die Lippen, nur drangen keine vernünftigen Worte aus ihrem Mund. Sie schleuderte mir eine geflüsterte Haßtirade entgegen und zuckte zusammen, als sie das Splittern hörte, das entstand, als Suko die Scherbe zerbrach.
Plötzlich redete sie normal, wenn auch gefangen in ihrer Welt, die ihr von einer Toten diktiert worden war. Davon ging ich jedenfalls aus.
»Ihr werdet sie nicht stoppen können, verdammt noch mal. Nein, ihr werdet es nicht schaffen.«
»Tabitha?« fragte ich.
»Ja, denn sie kehrt zurück!«
Suko und ich widersprachen ihr nicht. Uns hing noch immer der ungewöhnliche Grab-Crash nach. Wer es schaffte, einen Toten aus der Erde in die Höhe zu schleudern, dem traute ich auch andere Gemeinheiten zu. Durch den Nebel klang Janes erstaunter Kommentar.
»Deshalb also sind sie alle gekommen. Jetzt fange ich an zu begreifen. Sie wollen zuschauen, wie ihre große Meisterin aus dem Grab klettert. Das ist ein Hammer.«
»Wo steckt Sarah? Oder bist du allein gekommen?«
»Nein, John. Sie wartet bei den anderen. Sie ist komisch. Diese Tabitha muß sie ungemein fasziniert haben.«
»Kann ich mir denken.«
Jane drehte sich und schaute zum Grab. »Habt ihr sie denn schon gesehen?«
»Nein, noch nicht. Sie schaffte es nur, einen Toten aus dem Grab zu schleudern. Wenn ich daran denke, kann ich mir nur an den Kopf fassen. Das ist Irrsinn.«
»Kennt ihr ihn?«
»Nein, nie gesehen. Aber wir wurden gewarnt, ein Student hat uns…«
Ich winkte ab, weil es in diesem Fall uninteressant war. »Jedenfalls müssen wir Tabitha stoppen.«
Auch Yvonne hatte mich gehört. Sie lag noch immer zwischen uns und kicherte. »Ihr wollt sie stoppen? Ihr wollt tatsächlich die Königin stoppen?«
»Ja!«
»Sie ist besser als ihr. Sie ist unwahrscheinlich gut. Sie ist die absolute…«
»Schon gut, das wissen wir. Aber sie liegt im Grab, nicht wahr?«
»Ja!«
»Und weiter?«
»Nichts weiter. Sie hat den heutigen Abend auserwählt, um ihren Freunden zu zeigen, daß es möglich ist, den Tod zu besiegen. Ihr werdet es sehen, sie ist nicht zu stoppen.« Das heftige Lachen wurde vom Nebel verschluckt, und es verstummte so plötzlich, wie es aufgeklungen war. Das hatte seinen Grund.
Am Grab geschah etwas!
Innerhalb kürzester Zeit erschien dort eine grelle Lichtquelle, und dieses Licht konnte selbst nicht vom dichten Nebel verschluckt werden, obwohl die Schwaden durch den Schein wallten.
Mit einer ruckartigen Bewegung war auch Yvonne auf die Füße gekommen. Da ich dicht neben ihr stand, konnte ich sehen, wie sich ihr Gesicht veränderte. Der Schein, der aus dem Grab stieg, spiegelte sich in etwa auf ihrem Gesicht wider.
Es war ein wunderbares Leuchten, auf ihren Lippen lag ein glückliches Lächeln.
»Sie ist da!« flüsterte Yvonne. »Ja, sie ist wunderbar, denn sie hat ihr Versprechen eingelöst. Jetzt kann uns nichts mehr passieren. Sie
Weitere Kostenlose Bücher