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Die Totenfrau des Herzogs

Titel: Die Totenfrau des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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Widerwillen in sich aufsteigen, obwohl das Licht natürlich genau recht kam, denn der Mond hatte nicht genug Kraft, die Pflanzen voneinander zu unterscheiden. Sie wusste ja nicht einmal, wo sie suchen sollte. Und nun zeigte der Nordmann schon Ungeduld und war ihr einfach gefolgt. Mit Macht verdrängte sie die Sorge um Bohemund.

    »Danke.« Sie erhob sich, schritt auf das Fackellicht zu und wollte ihm den Holzstecken aus der Hand nehmen. Er zog ihn einfach weg.
    »Ich leuchte Euch.«
    »Ich will, dass Ihr Euch entfernt«, erwiderte sie ein wenig zu unfreundlich.
    Örn ließ sich nicht beirren. »Ich kann Euch zeigen, wo meine Hausgenossin ihre Kräuter sucht.«
    »Meint Ihr nicht, dass ich dazu selbst in der Lage bin?«
    Er lachte leise, dann wurde er still, und sein Gesicht war hinter der Fackel nicht zu sehen. »Ima, seid friedlich. Meinen Männern geht es schlecht, ich möchte, dass ihnen geholfen wird. Beim Thor, ich will nichts von Euch - außer Eure Hilfe.«
    Das war glatt gelogen, selbst über die Entfernung spürte sie noch sein körperliches Verlangen, dazu eine merkwürdige Mischung aus Faszination, Furcht und Bewunderung, doch er hielt sich meisterhaft zurück. Offenbar hatte man ihm am Hof von Konstantinopel etwas beigebracht. Außerdem war er schlau - sie sollte ja etwas für ihn tun.
    Und so willigte sie ein, sich von ihm den Kräuterplatz seiner Magd zeigen zu lassen, wo, beleuchtet von der Fackel, tatsächlich Eisenkraut, Wegerich und Nesseln gediehen, ein Himbeerstrauch, große Büschel von Salbei, und zwischen den Gräsern fand sie sogar gut gewachsenen Wundklee. Sie kroch auf den Knien vorwärts und tastete über den moosigen Boden. Zarte Bärlappstängelchen schmiegten sich wie von selbst in ihre Hand. Trota hatte nie von Bärlapp gesprochen, doch sie kannte das Kraut von ihrer Mutter als mächtig und hilfreich bei schwärenden Wunden. Erleichtert zupfte sie die weichen Stängel vom Boden ab.
    Der Ort lag unter Bäumen, zwischen dem Blattwerk spiegelte sich das ruhige Wasser des Golfs. Irgendwo maunzte eine Katze, man hörte Fauchen, dann gab es einen Kampf
mit wilden, heftigen Schreien, Äste brachen, Rascheln im Gebüsch - vielleicht war der Eindringling vertrieben, vielleicht das Weibchen auch überwältigt. Beim zweiten Gedanken wurde ihr unbehaglich, nur wenig Unterschied lag zwischen Katze und Mensch, wenn Gewalt im Spiel war. Örn rührte sich nicht und sprach auch nicht. Er wollte sie wohl nicht weiter reizen. Nur seine Fackel flackerte im Nachtwind und untermalte das leise Konzert an nächtlichen Geräuschen.
    Sie pflückte, was in ihren gerafften Rock hineinpasste. In ihrem Beutel gab es unter anderem Mohnsamen und eine Flasche Theriak - daraus würde sich wohl etwas fertigen lassen. Dennoch musste sie nachdenken - und unbedingt zur Ruhe kommen …
    »Lasst mir die Fackel hier«, bat sie und drehte sich um. »Nur kurz - ich will beten.«
    Zu ihrem größten Erstaunen steckte er die Fackel in den Boden und ging, ohne ein Wort zu sagen. Sie konnte nicht erkennen, ob er wirklich fortging oder sich nur versteckte, um sie aus der Entfernung zu bewachen, doch immerhin respektierte er ihren Wunsch.
    Aus ein paar dürren Ästen war schnell ein Feuerchen entzündet, und zur Sicherheit zog sie mit einem Holunderstecken einen starken Kreis um das Feuer. Sie war hier nicht allein, das spürte sie wohl, und sie besaß nicht genügend Kraft, um sich gegen das Böse zu schützen. Sie konnte sich nur hinter der Grenze verbergen, wie Mutters Freundin ihr das beigebracht hatte. Das scharrende Geräusch im Kies gab ein wenig Zuversicht, und als der Stecken in die Flammen fiel, um von dort seinen Zauber zu verbreiten, loderten diese gleich ein wenig höher. Ima zerrieb ein paar von den Bärlappköpfchen und warf das Pulver ins Feuer. Fauchend stieg eine Blitzflamme empor, sah sich um und reinigte die Luft. Eine zweite Flamme folgte ihr funkensprühend
- dann erst fühlte sie sich sicher und stieg in den Kreis. Er nahm sie wohlwollend auf und legte seine schützenden Hände um ihren Geist. Kurz darauf brannte das Feuer friedlich vor sich hin. Ima sank in sich zusammen und starrte in die Glut.
    Worauf wartete sie nun? Sie hatte die notwendigen Kräuter gesammelt, würde daraus Pasten und Salben rühren und auf die brandigen Gliedmaßen streichen, um das heftige Feuer, das Arme und Beine von innen verzehrte, zu besänftigen. Was konnte sie mehr tun? Erwartete Örn ernsthaft eine Heilung seiner Männer? Konnte

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