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Die Totenfrau des Herzogs

Titel: Die Totenfrau des Herzogs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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Euch«, erwiderte er. »Euer Beutel enthält eine ganze Hexenküche.«
    »Ihr habt geschnüffelt«, zischte sie böse. »Und das ahnungslos, sonst würdet Ihr respektvoller davon sprechen!«
    »Hier ist genug Zeug zum Heilen drin. Fangt an. Ihr kennt unsere Abmachung.« Damit warf er ihr den Beutel in die Arme. Er war nicht darauf angewiesen, nett zu sein. Sie blieb stehen und sah ihm geradewegs ins Gesicht. Von ihrem Ärger schien das düstere Haus heller zu werden, oder hatte ihr blondes Haar bereits in heiliger Wut zu lodern begonnen?
    »Unsere Abmachung lautet, dass ich Euren Männern Linderung verschaffe.« Sie senkte die Stimme und wechselte ins Lateinische, um vor den Kranken nicht als Schwächling und dumme Schwätzerin dazustehen. »Ihr habt mir nicht vorgeschrieben, wie ich das zu tun habe. Ihr mögt eine Waffe führen können - was sollte ich Euch da reinreden? Meine Waffen sind die Kräuter. Lasst mich einfach meine Arbeit machen.« Ihre Stimme hatte nun doch zu zittern begonnen, weil sie sich so erregte. Sie reckte die Nase noch ein wenig höher - hoch genug, um zu merken, dass er tatsächlich nicht die Kraft besaß, sie hier an ihrem Vorhaben zu hindern. Das musste nichts heißen - doch erst einmal half es ihr, Zeit zu gewinnen. Und so nahm sie
allen Mut zusammen, drehte sich um und ging an ihm vorbei zur Tür.
    »Ihr wisst, was Ihr wollt«, hörte sie da. »Verdammt, Frau, Ihr seid es wert, sich für Euch zum Narren zu machen …«
    Ima stieß die Tür auf und holte tief Luft, als sie ins Freie trat. Örn folgte ihr nicht.
     
    Pechfackeln vertrieben die Nachtgeister. Nordleute fürchteten die Geister wie ihre christlichen Brüder den Teufel, und wie sie hofften sie auf die Macht des Lichtes. Überall steckten Fackeln in Halterungen. Man betrieb gehörigen Aufwand, um die Geister fernzuhalten, daran erinnerte sie sich auch von ihrer Kindheit, als sie im Land der langen Dunkelheit gelebt hatte … Vielleicht waren die Fackeln hier aber auch ein Teil der Wachsamkeit - für diese Männer herrschte ja immer noch Krieg. Auch sie ahnten nicht, dass er mit dem Tod des Apuliers beendet war.
    Der Gestank von Werg und Pech durchzog die feuchte Nacht, vertrieb den Duft des Sommers und jede Wärme. Vielleicht war das gut so. Der stechende Geruch brachte einen zum Augenblick zurück. Ima holte tief Luft. In ihrem Kopf drehte sich alles. Die Insassen des Siechenhauses, ihr schrecklicher Anblick, der Gestank von nicht gelüfteten Betten und ungeleerten Eimern, von Verwahrlosung und Hilflosigkeit - wie sollte sie denken und Rezepte rekapitulieren, wenn nicht einmal ein auswendig gelerntes Gebet herauskam? Sie hetzte vorwärts, dem Geruch nach Wasser hinterher. Das Klappern der Tür drang kaum an ihr Ohr.
    Ein weißer Vollmond wies ihr den Weg. Vollmond war gut zum Kräutersuchen, daran erinnerte sie sich. Vollmond gab Kraft in das Kraut, so hatten ihre Lehrmeisterinnen immer gesagt. Doch welche Kräuter nun helfen würden, da-rauf kam sie nicht, sosehr sie auch versuchte, die Gesichter
ihrer Mutter und deren Freundin heraufzubeschwören - ihre Worte und Rezepte, am Feuer wiederholt und ins Gedächtnis gemalt, weil Torfrida sich stets geweigert hatte, irgendetwas von ihrem Wissen aufzuschreiben, anders als Trota, deren Rezeptbuch zum Lebensinhalt geworden war. Doch auch aus Trotas Richtung kam nichts in ihren Kopf. Die Symptome der Kranken waren zu ungewöhnlich - ihre eigene Situation zu bedrohlich.
    Das Seewasser sandte einen lieblichen Duft von Klarheit aus. Wasser konnte Festgebackenes lösen, und so ließ sie sich bereitwillig von ihm locken. Irgendwo musste ja der Schlüssel liegen …
    Liebevoll waren Holzbohlen bis zum Ufer gelegt. Offenbar hatten hier in friedlichen Zeiten die Frauen ihre Wäsche gewaschen. Der See spülte ihre singenden Stimmen wie ein Echo aus der Vergangenheit ans Ufer. Ima hockte sich auf die Steine und ließ die Hand ins Wasser hängen. Freundlich umschloss es ihre Haut und streichelte sie bis zum Handgelenk. Mehr verlangte es nicht, mehr gab es nicht, und so fand sie über dem leisen Rauschen und Plätschern zumindest ein bisschen Ruhe in ihrem Herzen. Die Nachtigall, die sie von der Höhle aus gehört hatte, war verstummt. Ein Zeichen? Bisher hatte sie stets den Tod angekündigt, so wie Trota es ihr erzählt hatte. In diesem Dorf roch es nach Tod … wo aber steckte der Vogel?
     
    »Vielleicht hilft Euch ein Licht, Eure Kräuter zu finden.«
    Die Fackel kam näher. Sie fühlte heftigen

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