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Die Totengräberin - Roman

Die Totengräberin - Roman

Titel: Die Totengräberin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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entscheiden, was mit dem Schrottmotorrad passieren solle. Seiner Meinung nach mache es wenig Sinn, das ramponierte Ding nach Deutschland zu schicken.
    Alfonso hatte das Gespräch mitangehört und wies Neri darauf hin, dass so eine Harley durchaus mehr Wert hatte als eine klapprige Vespa.
    Neri wurde flammend rot, kippte vornüber, hielt sich den Magen, täuschte eilige Darmprobleme vor und gab Alfonso den Hörer, der mit einem wüsten Mix aus Englisch und Italienisch weitertelefonierte.
    Damit war der Fall für Neri erledigt. Er verschwand auf der Toilette und blieb dort zehn Minuten sitzen. Das langweilte ihn zwar fürchterlich, aber er genoss es, dass Alfonso jetzt diese ganze unerfreuliche Angelegenheit klären musste. Geschah ihm recht. Er wusste sowieso immer alles besser.
    Neri verzichtete auf sein Abendbrot. Es war ihm einfach zu mühsam, irgendetwas zuzubereiten. Er öffnete sich eine Flasche Wein und setzte sich vor den Fernseher. Hoffte, möglichst schnell müde zu werden und einzuschlafen, um dieses ganze Grauen zu vergessen: die merkwürdigen Leute auf La Roccia, die tote Motorradfahrerin, den abstrusen Einbruch bei dem fünfundsiebzigjährigen Trottel und natürlich auch dieses verfluchte Rom und seine Frau Gabriella, die so verrückt nach dieser Stadt war, dass sie sich benahm wie eine läufige Hündin.

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    Topo war ein Mann von Welt und hielt, was er versprach. So vergaß er am Mittwochmorgen nicht, eine eisgekühlte Flasche Champagner aus dem Kühlschrank zu nehmen und in einem Flaschenkühler ins Auto zu legen, als er sich auf den Weg nach La Roccia machte.
    Champagner war für ihn etwas ganz Besonderes, das edelste und wohlschmeckendste Getränk, das er kannte. Wenn er einen Erfolg zu feiern hatte oder sich für irgendetwas belohnen wollte, dann öffnete er in seiner Florentiner Wohnung eine Flasche, prostete sich selbst zu, trank äußerst langsam und genoss jeden Schluck.
    Insofern war die Flasche heute mehr als angebracht, denn wie er es eingefädelt hatte, mit einem Mörder Kontakt aufzunehmen und ihn so erfolgreich zu erpressen, war mehr als eine Belohnung wert. Dafür konnte er sich eigentlich eine ganze Kiste Champagner leisten.
    Als er auf La Roccia ankam, sah Topo sofort, dass nur ein Auto vor dem Haus stand, und musste grinsen. Sehr gut. Johannes dachte offensichtlich mit und hatte alles so arrangiert, dass er allein war. Das vereinfachte die Sache, denn so konnte er sich ungestört mit seinem neuen Freund unterhalten, das Geld in Empfang nehmen und anschließend auf ihre wunderbare Zusammenarbeit anstoßen.

    Lukas hatte den ankommenden Wagen gehört. Er konnte das Auto von der Klärgrube aus nicht sehen, aber war sicher, dass es nicht Magda war. Der Motor klang anders.
    Also Topo. War dieser Schleimer wahrhaftig wiedergekommen. Lukas spürte, dass ihm heiß wurde, und vor lauter Wut und Hilflosigkeit brach ihm der Schweiß aus.
     
    Topo stieg aus dem Wagen, rief nach Magda und Johannes, aber es kam keine Antwort. Wie bei seinem letzten Besuch ging er langsam um das Haus herum und sah in die Küche. Sie war leer, aber längst nicht so aufgeräumt wie damals. Auf dem Tisch lagen eine zusammengedrückte leere Tüte Milch, ein aufgeklapptes Buch, eine Brille und ein angeschnittenes Brot.
    Vorsichtig drückte er die Klinke der Eingangstür herunter. Die Tür war offen. Topo trat ein und rief:
    »Magda?«
    Niemand antwortete. Nach einer Weile rief er erneut: »Johannes!« Aber auch diesmal kam keine Antwort. Er ging wieder hinaus. Irgendwo musste zumindest einer der beiden sein. Wenn sie beide wegfuhren, ließen sie sicher nicht die Tür offen.
    Topo schlenderte langsam über das Grundstück, links am Haus vorbei zum Gemüsegarten, der ihn magisch anzog. Aber auch dort war niemand.
    Er blieb stehen und sah sich um. Und dann entdeckte er Johannes, der mit einer Schaufel arbeitete, ihm den Rücken zukehrte und ihn bisher offensichtlich weder gehört noch gesehen hatte. Er war also da.
    Topos Handy klingelte. Er meldete sich.
    »Pronto?«, sagte er und schien sichtlich erfreut über den Anruf.

    Lukas hatte das Klingeln von Topos Handy sehr gut mitbekommen. Und dann hörte er diese arrogante Stimme, dieses affektierte Lachen, das Topo besonders gern seinen eigenen Bemerkungen nachsetzte. Obwohl Lukas ihn nicht sah und ihm immer noch den Rücken zukehrte, konnte er ihn sich gut vorstellen. Sein aufgesetztes Dauergrinsen, die zur Schau gestellten, tänzelnden Bewegungen in den absolut staub- und

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