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Die Totengräberin - Roman

Die Totengräberin - Roman

Titel: Die Totengräberin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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intensiv wie heute! Das hast du in den Proben nicht gehabt, und jetzt plötzlich! In der Premiere!«
    Er warf Magda einen anerkennenden Blick zu.
    »Du bist ein Phänomen, Lukas!«
    Lukas nickte nur. Seine Wangen glühten.
    »Na, dann bis gleich bei der Premierenfeier im Ratskeller«, flötete Reinhard, und so schnell wie er gekommen war, war er auch wieder verschwunden.
    Wir kommen da nicht hin, dachte Lukas. Ich habe etwas anderes vor.
    Er wandte sich wieder Magda zu und lächelte sie an. »Hast du Lust, mit mir essen zu gehen? Ich lade dich ein.«
    »Gern«, sagte sie und ging zur Tür. »Ich warte vor dem Bühneneingang auf dich.«
     
    Sie saßen im Rosenhof in einem kleinen Wintergarten und aßen Scampi auf Rucolasalat.

    »Johannes war sehr traurig, dass er nicht mitkommen konnte, aber er hat in Stuttgart zu tun und schaffte es zeitlich nicht«, sagte sie und spießte jedes Salatblatt einzeln auf ihre Gabel.
    »Ich bin da gar nicht so böse drüber.« Lukas grinste. »Ich finde es schön, mal einen Abend allein mit dir zusammen zu sein.«
    Magda ging nicht weiter darauf ein, sondern meinte nur noch: »Aber er hat dir die Daumen gedrückt. Und ich soll dich ganz herzlich grüßen.«
    »Danke.«
    »Habt ihr euch als Kinder nicht besonders gut verstanden?«
    »Doch … Ach … Ich weiß nicht … Wir haben uns nicht geprügelt, aber ohne meinen Bruder hätte mir mein Leben besser gefallen.«
    »Wieso?«
    »Johannes war immer der Liebe, der Brave, der gut in der Schule war und die Einsen mit nach Hause brachte. Er wurde pausenlos gelobt, und ich sollte mir ein Beispiel an ihm nehmen. Ich war das Sorgenkind, der Faule, der Versager.«
    »Oh Gott!«
    »Ja. - Und wenn ich dann mal wieder eine Fünf mit nach Hause gebracht hatte, musste ich bei meinem Bruder Nachhilfeunterricht nehmen. Das war eine Tortur, sag ich dir, und funktionierte gar nicht, weil er mich behandelte wie den letzten Idioten. Und da mein Bruder für seine Arbeit belohnt und ich für meine Fünf bestraft werden sollte, musste ich ihn für den Nachhilfeunterricht von meinem Taschengeld bezahlen!«
    Magda stieß einen kleinen Schrei aus. »Das ist ja unmöglich!
So was kann man doch nicht machen! Was haben sich denn deine Eltern dabei gedacht?«
    »Nichts. Das war nun mal eben ihre Auffassung von Pädagogik. Sie hatten das Problem vom Tisch, und ich hab meinen Bruder gehasst, obwohl der gar nichts dafür konnte. Jedenfalls ging er dann mit meinem Geld in Marios Eisdiele Eis essen, und ich durfte zu Hause bleiben. - Tja, so war das bei uns zu Hause. Also kannst du dir vorstellen, dass ich meinen Bruder nicht gerade abgöttisch geliebt habe.«
    Magda nickte. »Ja, klar.«
    Eine Weile schwiegen beide. Sie waren mittlerweile bei der Nachspeise, und Lukas hatte die zweite Flasche Wein bestellt, obwohl er den Eindruck hatte, sie allein trinken zu müssen, so selten nippte Magda an ihrem Glas.
    Er sah sie lange an und kämpfte mit sich. Dann sagte er den schwierigsten und mutigsten Satz seines Lebens: »Ich habe mich in dich verliebt, Magda.«
    »So was hab ich mir schon gedacht«, sagte sie leise und erwiderte seinen Blick. »Du bist ein wunderbarer Freund, Lukas. Ich bin froh, dass ich dich kennengelernt habe, aber ich bin nicht in dich verliebt.«
    »Gib uns Zeit. Gib uns eine kleine Chance.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?« Er flehte fast.
    »Weil ich Johannes heiraten werde.«
    Der Satz fällte Lukas wie einen Baum. Er sackte auf seinem Stuhl in sich zusammen und starrte sie fassungslos an. Die Tatsache, dass Magda Johannes’ neue Freundin war, hatte er nicht so ernst genommen, denn die Verhältnisse seines Bruders kamen und gingen. Er hätte gewartet. Auch lange. Monate. Vielleicht sogar Jahre.

    Aber jetzt war die Situation eine völlig andere. Jetzt entglitt sie ihm. Wie jemand, der über dem Abgrund hängt und dessen Hand einem langsam aus den Fingern rutscht.

14
    »Wie schön, deine Stimme zu hören, Lukas«, sagte Magda. »Wie geht’s dir? Hast du viel zu tun?«
    »Es geht mir ganz gut. Nein, Quatsch, es geht mir beschissen, Magda.«
    »Wieso das denn?« Ihre Stimme klang ehrlich besorgt.
    »Ein Stückvertrag in Berlin ist geplatzt.«
    »Oh Mann.« Sie schwieg bestürzt, weil sie sich vorstellen konnte, dass Lukas in finanziellen Schwierigkeiten steckte.
    »Und was machst du jetzt?«
    »Keine Ahnung. Es ist eine verdammt blöde Zeit, um Klinken putzen zu gehen und ein neues Engagement zu ergattern. Die Theaterfritzen sind alle auf Mallorca, und

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