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Die Totengräberin - Roman

Die Totengräberin - Roman

Titel: Die Totengräberin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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rollte, dachte Monica wie schon oft, dass sie sich glücklich schätzen konnte, einen so wunderbaren Mann zu haben. Nicht einen, der sich einfach so aus dem Staub machte wie Johannes.
    Massimos Wagen sah aus wie ein Ersatzteillager. Kettensäge, Motorsense, Werkzeugkasten, Spaten, Harke, Hacke,
Rechen, Machete, Vorschlaghammer … er hatte alles dabei.
    Als er hinter Solata über die Bergkuppe gefahren war, sah er, dass kein Wagen vor dem Haus stand. Im ersten Moment war er unsicher, ob er die Arbeit überhaupt machen sollte, denn kein Auto vor der Tür bedeutete, dass Johannes wieder da war. Schließlich konnte Magda nicht mit beiden Wagen gleichzeitig gefahren sein - aber dann verdrängte er den Gedanken. Johannes’ Urlaub war so kurz, sicherlich war er dankbar, wenn er seine knappe Zeit nicht mit Unkrautvernichtung und Umgraben verbringen musste.
    Massimo parkte seinen Wagen direkt vor der Terrasse, ging einmal ums Haus herum und rief laut nach Magda. Nichts rührte sich, La Roccia lag völlig verlassen da.
    Also holte Massimo Spaten und Harke aus dem Wagen und ging zum Gemüsegarten, um sich an die Arbeit zu machen.
     
    Magda ließ sich im warmen Wasser treiben. Ihre Schulter entspannte sich, sie spürte regelrecht, wie ihr inneres Gleichgewicht zurückkehrte, und fragte sich gleichzeitig, warum sie nicht schon viel öfter nach Rapolano gefahren war, um sich einfach nur mal um ihr Wohlbefinden zu kümmern. Der Stress fiel von ihr ab wie eine bleierne Weste, und sie genoss jede Bewegung. Vielleicht war es gut, dass Lukas nicht mitgekommen war. So konnte sie sich besser auf ihre eigenen Bedürfnisse konzentrieren und musste nicht dauernd fragen: Wollen wir jetzt etwas trinken, möchtest du noch einmal in die Sauna, was hältst du von einem kleinen Fitness-Parcours, oder wollen wir uns erst einmal eine Massage gönnen? Sie konnte alles ganz allein
und nur für sich entscheiden, und das war ein herrliches Gefühl.
    Als sie spürte, dass das warme Wasser nicht mehr nur angenehm war, sondern eine undefinierbare Art von Beklemmung auslöste, stieg sie aus dem Becken. Sie duschte kurz, trocknete sich ab und legte sich im Bademantel auf eine Liege im Ruheraum. Durch die großen Panoramafenster hatte sie einen weiten Blick über die Crète, über einsame Podere, einzelne Zypressen und scheinbar verloren gegangene Schafherden.
    Das warme Wasser hatte sie müde gemacht, und sie schlief ein.
     
    Die Untätigkeit machte Donato Neri verrückt. Das Gespräch mit Gabriella über den verschwundenen Signore Tillmann hatte er nicht vergessen, und es nagte an seiner Seele. Vor zwei Tagen war er zum Bahnhof nach Montevarchi gefahren, und die Ticketverkäuferin erinnerte sich sogar daran, dass eine deutsche Frau für ihren Mann ein Biglietto nach Rom gekauft und noch ein Riesentheater veranstaltet hatte, weil um zehn Uhr fünfzehn kein Zug fuhr und ihr Mann eine Stunde warten musste.
    Er konnte nichts mehr tun, er wusste einfach nicht, wo er mit seinen Ermittlungen noch ansetzen sollte, aber wenn Gabriella mit ihren Vermutungen recht hatte, konnte er die Angelegenheit nicht einfach auf sich beruhen lassen.
    »Liegt irgendetwas Dringendes vor?«, fragte er Alfonso so gegen elf in der Wache, »oder kann ich mal für eine Stunde weg? Ich muss unbedingt was besorgen.« Von zwölf bis eins war Mittagspause, er hatte also zwei Stunden. Genug Zeit, um La Roccia einen Besuch abzustatten.
    Alfonso sah ihn an, als hätte er eine Erscheinung gehabt.
»Hast du hier schon jemals etwas Dringendes erlebt? Ich nicht. Also fahr, und sei um eins wieder da. Ich geh dann heute Abend’ne Stunde früher.«
    Neri grinste, nahm seine Mütze und verließ die Polizeistation.
     
    Massimo hatte im Gemüsegarten an der linken, dem Haus abgewandten Seite zu graben begonnen. Dort, wo Bingo begraben lag und der Garten jetzt, zur Mittagszeit, noch im Schatten war. Aber er kam mit der Arbeit langsamer voran, als er dachte. Die harte, ausgetrocknete Erde machte ihm zu schaffen. Er wusste, dass es ihn viel Zeit kosten würde, aber dennoch begann er die Steine abzusammeln, um sie an einer Ecke des Gartens zu einem Haufen aufzuschichten.
    So merkte er gar nicht, dass sich jemand dem Garten näherte, und zuckte regelrecht zusammen, als Neri ihn ansprach.
    »Buongiorno, Massimo«, sagte Neri und grinste. »Hab ich dich erschreckt?«
    «Ja, natürlich! Wenn du auf mich zukommst, erschrecke ich mich immer!« Jetzt grinste Massimo auch.
    Die beiden reichten sich die Hand.

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