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Die Totenleserin1

Die Totenleserin1

Titel: Die Totenleserin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Adelia sah, dass es mit Schnüren an Rakshasas Kopf festgezurrt war, aber recht locker, so dass die Geweihstangen wackelten, wenn er eine jähe Bewegung machte.
    Wie
gewöhnlich
. Verachtung und Wut übermannten sie. Sie hatte Besseres zu tun, als hier rumzustehen, und sich voneinem Scharlatan mit selbstgebasteltem Kopfschmuck ins Bockshorn jagen zu lassen. »Du stinkender Scheißkerl«, sagte sie zu ihm. »Mir machst du keine Angst.« Und in diesem Augenblick stimmte das auch beinahe.
    Sie hatte ihn aus der Fassung gebracht. Die Augen in der Maske glitten weg, ein Zischen drang zwischen den Zähnen hervor. Als er zurückwich, sah sie, dass sein Penis erschlafft war.
    Aber er griff mit einem Arm hinter sich, während er weiter Adelia ansah. Seine Hand ertastete Schwester Veronicas Körper, kroch nach oben, bis sie den Halsausschnitt ihres Habits packen konnte, und riss ihn nach unten bis zur Taille. Schwester Veronica schrie auf.
    Den Blick noch immer auf Adelia gerichtet, blieb das Tier einen Moment hoch aufgerichtet stehen, dann drehte es sich um und biss Veronica in die Brust. Als es sich wieder umwandte und Adelias Reaktion beobachtete, war sein Penis erneut aufgerichtet.
    Adelia fing an, ihn zu beschimpfen. Sprache war die einzige Waffe, die sie besaß, und sie beschoss ihn damit. »Du dämlicher, stinkender Trottel, was kannst du denn schon, was? Frauen und Kinder quälen, wenn sie gefesselt sind? Anders kannst du dir wohl keinen Spaß verschaffen? Verkleidest dich wie eine Jahrmarktsfigur, du Sohn einer räudigen Sau, und unter deiner Maskerade bist du kein Mann, bloß ein butterweiches Muttersöhnchen.«
    Wer dieses schimpfende Ich war, wusste Adelia nicht, und es war ihr auch gleichgültig. Es würde sterben, aber es würde nicht gedemütigt sterben wie Veronica; es würde diese Welt fluchend verlassen.
    Allmächtiger, sie hatte ins Schwarze getroffen. Das Wesen hatte schon wieder seine Erektion verloren. Es fauchte und riss,noch immer mit Blick auf Adelia, das Nonnenhabit bis zum Schritt herunter.
    Arabisch, Hebräisch, Latein und Gylthas derbes Englisch, Adelia setzte alles ein, was ihr in den Sinn kam, selbst Zotigkeiten aus unbekannten Gossen.
    Sie nannte ihn einen Schlappschwanz, einen rotznäsigen, arschleckenden, Ziegen fickenden, fettwanstigen, furzenden, nach Scheiße stinkenden Witz, einen
Homo insanus
.
    Während sie auf ihn einbrüllte, beobachtete sie seinen Penis: Er war wie eine Flagge, ein Signal für ihren oder seinen Sieg. Der Akt des Tötens würde ihn zum Erguss bringen, das wusste sie, aber um überhaupt so weit zu kommen, brauchte das Tier die Angst seines Opfers. Es gab Kreaturen … ihr Ziehvater hatte ihr davon erzählt … Reptilien, die Menschen unter Wasser zerrten und dort lagerten, bis das Fleisch weich war und sich angenehm verspeisen ließ. Für die Kreatur hier war es das Entsetzen, was ihm das Fleisch schmackhaft machte. »Du … du
Schuppenkrokodil
«, schleuderte sie ihm entgegen. Furcht war Rakshasas Elixier, seine Wonne, seine Nahrung. Verweigerte man sie ihm, konnte er, so Gott gebe, nicht töten.
    Sie kreischte ihn an: Er war ein furzender, wichsender Versager, ein saublödes Schwein mit einem Schwanz wie eine Nacktschnecke; sie hatte schon Himbeeren gesehen, die größer waren als seine Eier.
    Keine Zeit, sich über sich selbst zu wundern. Überlebe. Verhöhne ihn. Halt das Blut in deinen Adern und raus aus seinen. Bei jedem Wort rüttelte sie an den Eisenschellen an ihren Handgelenken – und der Bolzen in der Kreide bewegte sich leichter und leichter.
    An Veronicas Bauch war Blut, ihre Angst hatte das Entsetzen hinter sich gelassen und einen Zustand erreicht, in dem ihr Körper nicht mehr auf die Peinigungen des Tiers reagierte. DerKopf war nach hinten geworfen, die Augen geschlossen, der Mund verzerrt wie in einem Totenschädel.
    Adelia fluchte und beschimpfte ihn weiter.
    Doch jetzt riss Rakshasa selbst die Handfesseln der Nonne aus der Wand. Er trat zurück und schlug Veronica auf den Mund, dann packte er sie im Nacken, zerrte sie zu dem niedrigen Tunnel und warf sie auf die Knie. Mit einem Ruck zog er das Gitter beiseite. Er zeigte hinein. »Hol ihn«, sagte er.
    Adelias Schimpftirade geriet ins Stocken. Er würde den Jungen in diese Verkommenheit hineinholen und ihn besudeln.
    Veronica lag auf den Knien und blickte zu ihrem Peiniger auf, anscheinend völlig verwirrt. Rakshasa trat ihr ins Gesäß und deutete auf die Tunnelöffnung, beobachtete aber dabei

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