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Die Totenleserin1

Die Totenleserin1

Titel: Die Totenleserin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Lachen alles weh.
    Noch mehr Geld wurde ausgegeben, diesmal im Laden der alten Ma Mill, die aus ihren Lumpenbeständen einen alten, aber brauchbaren Wappenrock zutage förderte, der fast die richtige Größe hatte und sich mit Essig wieder hübsch herrichten ließ. Derart ausstaffiert und mit seinem flachsblonden Haar, das ein Gesicht wie eine glänzende, unzufriedene, eingelegte Zwiebel umrahmte, hielt auch Ulf der kritischen Begutachtung stand.
    Mansur stellte sie beide in den Schatten. Ein vergoldetes Kopfband hielt seine Kaffiyeh fest, Seide umwallte lang und leicht ein frisches weißes Wollgewand. An seinem Gürtel funkelte ein edelsteinbesetzter Dolch.
    »O Sohn des Mittags«, sagte Adelia und verbeugte sich. »Iih – Halaawa dei!«
    Mansur neigte den Kopf, doch seine Augen waren auf Gyltha gerichtet, die mit abgewandtem Gesicht das Feuer schürte. »Wie ein bunter Hund.«
    O-oh
, dachte Adelia.

    Es gab viel zu belächeln: das bemüht feine Benehmen, die Gäste, die nach dem Fußweg vom Fluss – fast alle aus der Stadt waren mit Stechkähnen gebracht worden – mit schlammbespritzten Schuhen und Umhängen eintrafen und Hauben, Schwerter und Handschuhe abgaben, die steife Verwendung von Titeln unter Leuten, die sich seit Jahren gut kannten, die Ringe an weiblichen Fingern, die durch die Herstellung von Käse in der eigenen Milchküche rau geworden waren.
    Aber es gab auch viel zu bewundern. Es war nämlich weitaus angenehmer, an der Bogentür mit dem geschnitzten Wappen von Sir Joscelin persönlich begrüßt zu werden, als darauf zu warten, dass man von einem mit Elfenbeinstab bewaffneten, hochnäsigen Majordomus angekündigt wurde; an einem kühlen Tag ein wärmendes Glas Glühwein gereicht zu bekommen, und nicht eisgekühlten Wein; an Spießen im Hof brutzelndes Lamm-, Rind- und Schweinefleisch zu riechen statt mit dem Gastgeber, wie in Süditalien üblich, so tun zu müssen, als würden die Speisen wie von Zauberhand erscheinen.
    Und überhaupt, mit dem finster dreinblickenden Ulf im Gefolge und mit Aufpasser, der nun wirklich nicht mit den Schoßhündchen zu vergleichen war, die sich einige Ladys von ihrenPagen nachtragen ließen, hatte Adelia keinen Grund zum Hochmut.
    Mansur hatte in den Augen der Bürger von Cambridge offensichtlich an Ansehen gewonnen und erregte mit seiner Aufmachung und Größe einige Aufmerksamkeit. Sir Joscelin begrüßte ihn mit einer eleganten Verneigung und einem »As-Salamu-Aleikum«.
    Auch die Frage seiner Bewaffnung wurde charmant gelöst. »Der Dolch ist keine Waffe«, klärte Sir Joscelin seinen Diener auf, der Mansur die Klinge vom Gürtel nehmen und zu den Schwertern der Gäste legen wollte. »Es ist vielmehr ein schmückendes Beiwerk für einen so hohen Herrn, wie wir alten Kreuzfahrer sehr wohl wissen.«
    Er wandte sich Adelia zu, verbeugte sich und bat sie, dem guten Doktor seine Entschuldigung für die verspätete Einladung zu übersetzen. »Ich fürchtete, unsere ländlichen Belustigungen würden ihn langweilen, doch Prior Geoffrey belehrte mich eines Besseren.«
    Auch wenn er sie stets höflich behandelt hatte, obgleich sie ihm wie eine fremdländische Dirne vorgekommen sein musste, schien Gyltha doch in Umlauf gebracht zu haben, dass die Gehilfin des Arztes eine tugendhafte Frau sei.
    Die Begrüßung durch die Priorin fiel aus mangelndem Interesse eher nachlässig aus, und sie war offenbar befremdet, dass ihr Ritter sowohl Mansur als auch Adelia so respektvoll begegnete. »Hattet Ihr mit diesen Leuten zu tun, Sir Joscelin?«
    »Der gute Doktor hat meinem Dachdecker den Fuß gerettet, Madam, und vermutlich das Leben.« Doch die blauen Augen waren amüsiert auf Adelia gerichtet, die fürchtete, dass Sir Joscelin wusste, wer die Amputation durchgeführt hatte.
    »Mein liebes Kind, mein liebes Kind.« Prior Geoffrey packte ihren Arm und zog sie weg. »Wie wunderschön Ihr ausseht.
Nec me meminisse pigebit Adeliae dum memor ipse, dum spiritus hos regit artus.«
    Sie lächelte ihn an; er hatte ihr gefehlt. »Geht es Euch gut, Mylord?«
    »Ich kann pinkeln wie ein Rennpferd, dank Euch.« Er beugte sich zu ihrem Ohr herab, damit sie ihn bei dem Lärm der Gespräche um sie herum verstehen konnte. »Und wie gehen die Nachforschungen voran?«
    Sie hatten es versäumt, ihn auf dem Laufenden zu halten. Dass sie mit ihren Nachforschungen überhaupt so weit gekommen waren, verdankten sie diesem Mann, aber sie hatten einfach zu viel zu tun gehabt. »Wir sind einen guten Schritt

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