Die Totenmaske
andere ihn und wandte sich zum Wirt um. »Noch mal dasselbe!«
»Was denn? Ich hab doch gar nichts gesagt.« Der Blonde rieb sich die Schulter und bemühte sich, zu flüstern.
Langsam näherte Leon sich. Beide hatten nun die Köpfe zusammengesteckt und redeten gedämpft weiter.
»Ich bin froh, wenn ich nichts mehr von der Frau höre.«
»Wieso? Wir haben der kleinen Leichenpflegerin ein bisschen Angst eingejagt und fertig. Solange die Bezahlung stimmt, würde ich das sofort wieder machen.« Der Blonde zuckte mit den Schultern.
»Laberkopf! Hier wimmelt es nur so vor Bullen. Einen davon hatten wir schon an den Fersen kleben. Schon vergessen? Außerdem …«
Der Bierspendierer wirkte plötzlich kleinlaut, was Leon aufhorchen ließ.
»… hat sie beim letzten Mal gesagt, es wäre ihr auch recht, wenn ein Stein die Kleine am Kopf treffen würde. Das ging mir zu weit. Ich meine, wir sind doch keine Killer oder so!«
Der Blonde nickte nachdenklich – zumindest so weit seine leichte Schräghaltung es zuließ. »Ich wüsste schon gern, wer sie ist, diese Auftragstante.«
»Hör bloß auf! Ich bin froh, wenn die sich nie wieder meldet! Bei der letzten Geldübergabe hat sie mich über die Landstraße gejagt wie ein Karnickel. Klebte fast an meinem Hinterrad. Ich hab echt gedacht, jetzt ist es aus mit mir!«
»Woher willst du wissen, dass sie es war?«
»Wer sollte sonst an diesem gottverlassenen Treffpunkt auftauchen, nachdem ich gerade das Geld im Rucksack verstaut hatte?«
»Echt? Die Kleine muss der ja ziemlich auf den Schlips getreten sein.«
Der Blonde kippte sein Getränk in einem Zug hinunter und knallte das Glas auf den Tisch. »Ich geh mal pinkeln.«
Leon lief lautlos auf die andere Seite der Garderobe und verbarg sich dahinter. Nachdem der Blonde in der Toilette verschwunden war, steuerte er von der anderen Seite aus auf die Theke zu.
Jemand hatte die beiden Kerle auf Zoe angesetzt, um ihr Angst zu machen. Das allein reichte schon, um ihn wütend zu machen. Nicht nur das – diese unbekannte Frau schien auch nichts dagegen gehabt zu haben, wenn Zoe bei dem angeblichen Jungenstreich ums Leben gekommen wäre! Instinktiv spürte er, dass diese Auftraggeberin in irgendeiner Form mit den drei Toten zu tun hatte. War sie die Mörderin? Unwahrscheinlich. Der letzte Anschlag auf Zoe war nach den Morden passiert. Es musste ein anderer Grund vorliegen, weswegen Zoe ihr ein Dorn im Auge war. Wem konnte es nützen, wenn Zoe etwas zustieß?
Eine entscheidende Frage, doch wichtiger war, dass diese Frau noch frei herumlief. Wer wusste schon, ob sie nicht die Lust packte, ihren beiden Helfershelfern erneut einen Auftrag zu erteilen. Grund genug, die Kerle fürs Erste festzusetzen. Während der eine Skrupel zu haben schien, kam Blondie ihm weniger abgeneigt vor. Darauf musste Leon sich einstellen, wenn er ohne Verstärkung eingreifen wollte. Er positionierte sich hinter dem Mann.
»Sind Sie Sascha Slona?«
»Hä?«
Als ob der Kerl ihn nicht verstanden hätte! Nichts war vertrauter als der Klang des eigenen Namens. Leon verspürte keine Lust, die Zeit mit unnützem Geplänkel zu vergeuden. Er legte seinen Dienstausweis sichtbar auf die Theke. Mit der anderen Hand zog er vorsichtshalber die Handschellen aus der Hosentasche und umfasste sie mit festem Griff, damit sie kein Geräusch verursachten. Wenn man auf sich gestellt war, sollte man den Schreckmoment nutzen. Der Mann war kein unbeschriebenes Blatt, sondern stand mit einigen Kleindelikten in den Akten.
Slona verbarg seine Verwunderung gekonnt, mimte Desinteresse. Doch das Zucken in seinen Schultern entging Leon nicht. Er wappnete sich. Langsam wandte der Mann ihm den Kopf zu, wobei seine regungslose Miene in dem Moment Risse bekam, als Erkenntnis in seine Augen trat.
»Scheiße!«, zischte er durch die Zähne.
»Klingt nach einem Ja.«
Plötzlich fegte Slona mit dem Arm die Gläser von der Theke und versuchte, aufzuspringen.
»Hey, was soll das?!« Der Wirt kam angelaufen.
Leon drückte Slona mit einem festen Griff an der Schulter auf seinen Sitz zurück. »Kripo Mainz. Sie sind verhaftet.«
Die Handschellen schnappten um Slonas Handgelenk. Metall ratschte über Holz, als Leon die Kette mit dem leeren Ende der Fessel um den Tresenbalken zog. Er drehte dem Wirt seinen Dienstausweis zu, woraufhin dieser verständnisvoll nickte.
»Was soll das? Sie können mich nicht einfach verhaften!« Slona zerrte an den Handschellen und stieß ein Stakkato aus
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