Die Totenmaske
Flüchen aus.
»Und ob ich das kann!«
Auch wenn ihm nicht der Sinn danach stand, klärte er Slona über den Grund seines Eingriffs auf. »Sie sind der Sachbeschädigung im Bestattungsunternehmen Lenz verdächtig, außerdem der vorsätzlichen Körperverletzung. Nicht zu vergessen Ihr kleines Motorradmalheur auf dem Marktplatz mit tätlichem Angriff auf einen Beamten.«
»Das war ein Unfall! Woher sollte ich wissen, dass Sie ein Bulle sind?«
Zu einer Antwort kam es nicht mehr, weil hinter ihnen sein blonder Kumpel auftauchte, die Situation kurz überblickte und sofort mit einem Satz auf einen Tisch sprang, um in Richtung Ausgang zu spurten.
Sogleich setzte Leon sich in Bewegung und lief um den Tresen herum.
»Ey, was ist mit mir? «, rief Slona ihm hinterher und rüttelte aufgebracht an seiner Handfessel.
Leon wandte sich kurz um. »Nicht weglaufen!«
Er sprintete über umgeschmissene Barhocker und Stühle, mit denen der Blonde versuchte, ihn aufzuhalten. Bis er die Tür erreichte, hatte er den reinsten Hürdenlauf hinter sich. Ein Zinnkrug verfehlte nur knapp seinen Kopf, nachdem der Fliehende diesen im Lauf von einem Tisch gerissen und hinter sich geworfen hatte. Draußen hielt Leon inne, um einen Hinweis darauf zu finden, in welche Richtung der Flüchtige gerannt war. Er fluchte beim Anblick der vier verwinkelten Gassen, die vom Vorplatz der Kneipe abzweigten. Geräusche von aufschreienden Passanten lenkten seine Aufmerksamkeit in die entsprechende Richtung. Den Vorsprung würde er schon aufholen. Während er loslief, forderte er per Handy einen Einsatzwagen an. Er ließ den Lautsprecher an, so dass er eine ähnliche Funktion wie bei einem Funkgerät hatte, und behielt das Telefon in der Hand.
»Vorsicht! Platz da!«, rief er, damit er niemanden umrennen musste. Allerdings konnte er kaum verhindern, die Leute anzurempeln. Immer wieder entschuldigte er sich, während er sich im Slalom durch die gut besuchte Einkaufsgasse schlängelte. Wenigstens kam der Flüchtende auch nicht schneller voran. Sein blonder Schopf bewegte sich in sichtbarer Entfernung.
»Einsatzwagen vor Ort. Bitte um Koordinaten für den Zugriff!«, ertönte es aus dem Lautsprecher seines Handys.
Das ging ja schnell! Leon übermittelte den Kollegen die Richtung, in die er lief, damit die Streife den Blonden möglichst am Ausgang der Gasse abfangen konnte. Er beschleunigte. Adrenalin pumpte durch seinen Körper. Der Abstand zwischen ihm und dem Blonden verringerte sich zunehmend, nicht zuletzt, weil dieser sich den Weg freigerempelt hatte und die meisten Leute noch mit irritierten Gesichtern Schutz in den Eingängen kleiner Läden suchten, statt Leon in die Quere zu kommen.
Kurz vor dem Ende der Gasse hatte Leon den Kerl eingeholt und brachte diesen mit einem Satz in die Beine zum Straucheln. Der Blonde stolperte zur Seite und gab Leon damit die passende Gelegenheit, ihn zu ergreifen. Doch plötzlich kam ein kleines Mädchen auf ihrem Dreirad angefahren und steuerte direkt auf die Falllinie des Blonden zu. Eine kreischende Mutter stürmte aus dem Laden. Leon musste blitzschnell eine Entscheidung treffen, sonst würde das Mädchen unter der Wucht eines stürzenden Männerkörpers verletzt werden. Er setzte zum Sprung an, warf sich nach vorn und riss die Kleine von ihrem Rad. Seine Schulter knackte beim Aufprall auf das Kopfsteinpflaster. Er rollte sich seitwärts ab, ohne seine feste Umklammerung um das Kind zu lockern. Schnell übergab Leon der heraneilenden Mutter ihre weinende Tochter und suchte nach seinem Verdächtigen. Dieser war schon auf die Beine gekommen und losgerannt. Hektisch warf er immer wieder einen Blick über die Schulter, während Leon ihn verfolgte.
Die Gasse endete vor einer befahrenen Umgehungsstraße. Mit einem letzten Blick auf seinen Verfolger erreichte der Mann die Straße, ohne sein Tempo zu verringern. Der Streifenwagen schoss im selben Moment heran, schnitt dem Blonden den Weg ab, so dass dieser mit voller Wucht gegen den Wagen rannte. Außer Atem erreichte Leon das Ende der Gasse. Noch bevor die Polizisten aus dem Wagen gesprungen waren, machte er den benommenen Flüchtling dingfest, indem er ihn mit einem Knie am Boden hielt.
Abgesehen von ein paar Schrammen war der Mann unverletzt und konnte in Gewahrsam genommen werden. Dabei ließ er nicht nach, lauthals seine Unschuld zu bekunden. Viel mehr war auch im späteren Verhör auf dem Revier nicht aus den beiden Typen herauszubekommen. Weder wussten sie, wer
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