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Die Totenmaske

Die Totenmaske

Titel: Die Totenmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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der Verhandlung im Hinterkopf behalten.
    Obwohl Leon die Einwände des Richters verstand, konnte er sie dennoch nur schwer nachvollziehen. Ihm erschien das Rechtssystem unflexibel und starr. Dennoch musste er zugeben, dass in der Tat nicht viel auf dem verwackelten Foto zu erkennen war. Verschwommene Umrisse einer Frau, verdeckt hinter einer grünen Hecke. Kaum wahrnehmbar wie eine flüchtige Erscheinung. Ihn ließ das Gefühl nicht mehr los, die Frau auf dem Bild schon einmal gesehen zu haben. Zwar war sein Blick vergangene Nacht vor Müdigkeit recht getrübt gewesen, so dass er selbst am Morgen damit gerechnet hatte, nichts mehr ausfindig zu machen, wenn er das Bild erneut betrachtete. Doch dem war nicht so. Nun blieb abzuwarten, was der Prozess ergab. Sollte es zu einer Verurteilung kommen, würde Joshs Verteidiger sicher Einspruch erheben, und die Verhandlung würde zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen werden, wenn neue Erkenntnisse vorlagen.
    Hoffentlich würde Zoe rechtzeitig zur Verhandlung eintreffen! Leon hatte schon mehrfach versucht, sie anzurufen, doch jedes Mal war die Mailbox angesprungen. Entweder hatte sie keinen Empfang dort, wo sie sich aufhielt, oder ihr Telefon war abgestellt. Langsam wurde er unruhig. Während er seinen lauwarmen Kaffee trank, zog er sein Handy aus der Tasche und wählte erneut Zoes Nummer.

Kapitel 19
    Z oe spürte warmen Wind über ihr Gesicht streifen. Ihr Körper fühlte sich weich an wie in Watte gepackt. Fast schwerelos. Blinzelnd öffnete sie die Augen. Über ihr strahlte der blaue Himmel, grenzte scharf an rotbraune Felswände. Sie lag auf dem Boden, fühlte aber keinen Widerstand an ihrem Hinterkopf. Spitze Steine drückten ihr in den Rücken. Die Haut in ihrem Gesicht spannte unter der Mittagssonne. Ein Teil ihres Kopfes sowie ihr linker Arm hingen über einem Abgrund. Der Schreck jagte durch ihre Glieder, raubte ihr den Atem. Ehe sie einen weiteren Gedanken fassen konnte, rollte sie sich zur Seite und prallte auf der Stelle gegen Felsen. Dort verharrte sie bewegungslos. Die Erinnerung kehrte unbarmherzig zurück, und für einen Moment wünschte Zoe sich zurück in die behagliche Leere der Bewusstlosigkeit.
    Die Sonne stand am Zenit. Es war früher Morgen gewesen, als sie den Abhang hinuntergestürzt war. Sie musste seit Stunden bewusstlos gewesen sein. Ein trockenes Schluchzen kroch ihre Kehle hinauf, als sie ihre ausweglose Lage begriff. Durst hatte ihren Mund ausgetrocknet, die Lippen wund und rissig gemacht. Weit war sie nicht gefallen. Trotzdem war der Hang zu hoch, um hinaufzuklettern. Der Felsvorsprung hatte ihren Sturz abgefangen.
    Sie lebte, saß aber in der Falle. Vor ihr erstreckte sich der gigantische Krater des ehemaligen Steinbruchs. Über ihrem Kopf zog ein Turmfalke krächzend seine Runden. Ein Pochen in ihrem Bein holte Zoe aus ihrer Lethargie zurück. Vorsichtig strich sie mit der Hand über den Stoff ihrer Jeans, der sich mit Blut vollgesogen hatte. Sie versuchte vorsichtig, das Bein zu bewegen, doch ein stechender Schmerz hinderte sie daran. Bestimmt war etwas gebrochen. Ihr Herz begann zu rasen. Nie im Leben hätte sie sich vorstellen können, in so eine Lage zu geraten. So etwas passierte in Filmen, aber doch nicht in Birkheim!
    An ihrem Handgelenk baumelte ein Stück Schnur. Bei der Wucht ihres Sturzes mussten sich die gelockerten Fesseln endgültig gelöst haben. Wenigstens ein Lichtblick. Außerdem kam sie endlich an ihr Handy. Fast hastig griff sie in ihre Hosentasche. In ihrem Kopf waberte eine betäubte Masse, die eigentlich ihr Gehirn hätte sein sollen. Etwas länger als nötig starrte sie auf das Display, um den Moment der Verzweiflung hinauszuzögern. Kein Empfang. Wozu waren diese Dinger nütze? Wenn man sie am dringendsten brauchte, funktionierten sie nicht. Am liebsten hätte Zoe ihr Telefon mit einem Wutschrei den Abhang hinuntergeworfen. Doch zum Toben war sie viel zu müde.
    Sie kauerte an der Felswand, das unverletzte Bein angezogen, um sich darauf abzustützen. Sie wollte versuchen, eine SMS zu schicken. Vielleicht hatte sie Glück, und die Übertragung gelang. Wenn doch bloß die Tasten nicht so winzig gewesen wären! Ihre Finger schafften kaum, sie zu bedienen. Auf dem Display zeigte sich ein Balken, was auf einen sehr schlechten Empfang hindeutete. Dann war er schon wieder verschwunden, als die Verbindung zum Satelliten abbrach. Sie musste es dennoch versuchen. Ihre SMS würde so lange in der Warteschleife bleiben,

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