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Die Totenmaske

Die Totenmaske

Titel: Die Totenmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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Sache genommen.« Willi sammelte die Unterlagen ein und überreichte Leon den Stapel. »Ich denke, für dich ist diese Herausforderung genau das Richtige. Irgendetwas stimmt da unten im Hunsrück nicht. Wir werden sehen, was du herausfindest.«
    Leon nickte. »Danke, Chef. Ich werde mein Bestes geben.«

    Am nächsten Tag lenkte Leon seinen Wagen auf die Autobahnausfahrt in Richtung Kastellaun und fuhr die Bundesstraße entlang. Den Weg zum Kreiskrankenhaus konnte er sich sparen, da man ihm am Telefon mitgeteilt hatte, dass die drei Leichen bereits dem zuständigen Bestatter übergeben worden wären. Anscheinend liefen die Amtshandlungen auf dem Lande reibungsloser ab, was sicherlich einer gewissen Überschaubarkeit der Todesfälle zuzuschreiben war. Auch wenn Leon das etwas voreilig erschienen war und er noch keine genaue Vorstellung davon hatte, was ihn erwartete, sah er seiner Aufgabe mit freudiger Erwartung entgegen.
    Die Umgebung wurde zunehmend ländlicher. Vereinzelt standen Wohnhäuser inmitten abgerodeter Felder. Der strahlend blaue Horizont zog eine klare Linie zu einem breiten Waldstreifen wie ein Tor zu einer anderen Welt. Unwillkürlich fragte Leon sich, wie viele unentdeckte Straftaten es in dieser Gegend schon gegeben haben mochte. Auf der Landkarte hatte er sich die Umgebung bereits eingeprägt. Die Dörfer waren teilweise kleiner als ein Wohnviertel in Mainz. Weitläufige Waldgebiete standen seit Jahrzehnten unter Naturschutz oder waren von einer ursprünglichen Dichte, wie man sie heutzutage kaum noch kannte. Wenn Leon sich so umschaute, wirkten die abgeschiedenen Landteile ziemlich hinterwäldlerisch. Kaum zu glauben, dass nur wenige Kilometer entfernt regelmäßig eins der größten Musikfestivals Deutschlands stattfand! Mit einem florierenden Drogenumschlagplatz. Mit Sicherheit würde seine Ermittlung ihn auch zur ehemaligen Raketenabschussbasis Pydna führen.
    Den gewohnten Anblick des Mainzer Stadtpanoramas vermisste Leon seltsamerweise nicht lange. Er drehte das Fenster herunter, um sich die Landluft um die Nase wehen zu lassen. Dank Navigationsgerät konnte er sich die Lage des Hundertfünfzig-Seelen-Ortes Birkheim schnell einprägen. Nun musste er nur noch Ausschau nach der Beschilderung halten. Für die Strecke hatte er nicht einmal eine Stunde gebraucht. Mit der Suche nach dem kleinen Dorf dürfte er noch einmal so viel Zeit verbringen. Er nahm es gelassen. Dass sich ausgerechnet an einem der entlegensten Orte das zuständige Bestattungsunternehmen befand, führte er darauf zurück, dass die Menschen in der Umgebung sicher ein paar skurrile Eigenarten aufwiesen. Vermutlich kauften die Bewohner der siedlungsähnlichen Örtchen ausschließlich im Tante-Emma-Laden ihres Vertrauens ein, konsultierten allesamt den geschätzten Allgemeinmediziner im Dorf, vertrauten auf die Meinung ihres alteingesessenen Pfarrers und hielten es auch mit ihren Verblichenen nicht anders.
    Leon lehnte sich in seinem Sitz zurück. Vor ihm schlängelte sich die Landstraße durch die immer grüner werdende Umgebung wie die virtuellen Rennstrecken bei einem Computerspiel. Das brachte ihn auf eine Idee.
    Weit und breit war kein Mensch zu sehen, auch kein Auto. Das bot sich geradezu an, um für eine Weile die Gedanken einmal nicht ausschließlich um den bevorstehenden Fall kreisen zu lassen. Ein bisschen Vergnügen würde er sich wohl gönnen dürfen. Außerdem hatte er noch keine Gelegenheit gehabt, das Pedal bis zur Ölwanne durchzutreten. Hier würde niemand bemerken, wenn er die Strecke kurzfristig als Rennbahn nutzte. Er löste den Tempomat, der ihn in den letzten fünfzehn Minuten mit bequemen achtzig Stundenkilometern durch die Landschaft geschaukelt hatte. Seine Fingerspitzen kribbelten bei der Vorstellung, etwas Verbotenes zu tun. Die aufgeregte Erwartung beschleunigte seinen Herzschlag. Mit beiden Händen umfasste er das Lenkrad und trat das Gaspedal durch. Die Tachonadel schnellte in den dreistelligen Bereich. Das Kribbeln zog in Leons Magen. Der Geschwindigkeitsrausch war der einzige, den er sich hin und wieder gönnte – in einem der seltenen unbeobachteten Momente wie diesem. Rasant nahm er die kurz hintereinander wechselnden Kurven, ohne das Tempo zu mindern. Fast von allein neigte sich dabei sein Oberkörper zur jeweiligen Seite. Er genoss das prickelnde Gefühl, mit der kraftvollen Maschine unter sich eins zu werden, seine eigene Bewegungsfreiheit auszudehnen. Eine Achterbahnfahrt vermochte den Kick

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