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Die Totenmaske

Die Totenmaske

Titel: Die Totenmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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Vorgehensweisen in Betracht zu ziehen, zunächst Schwierigkeiten. Zoe wusste nur zu gut, wie kompliziert die deutsche Bürokratie sein konnte. Seine zurückhaltende Art, ihr das zwischen den Zeilen zu vermitteln, zeugte von Respekt gegenüber ihrem Wissen und ihrer Arbeit. Eine sympathische Geste.
    »Keine Sorge, ich werde schon nicht einen auf Miss Marple machen und mir ein zweites Standbein als Privatdetektivin aufbauen! Ich möchte nur helfen, soweit es mir möglich ist. Mein Vater war Forensiker und hat mir nach seinem Tod ein vollständig ausgestattetes Labor hinterlassen. Es müsste nicht einmal jemand davon erfahren, zumal es sich bei einer Bronchoskopie um ein sehr schonendes Verfahren handelt. Allerdings rechne ich damit, dass es Rückstände gibt, so dass ich selbstverständlich einen Gerichtsmediziner hinzuziehen würde. Ich arbeite eng mit dem Leiter der pathologischen Abteilung in Simmern zusammen. Er wird mich bei der Untersuchung unterstützen, damit wir uns den Aufwand einer Leichenüberführung ersparen können.«
    »Ein Pathologe auf Hausbesuch?« Strater verzog seine Lippen zu einem Grinsen. »Klingt beinahe so, wie unsere Kollegen in den USA es handhaben. Dort kann jeder Hinterbliebene private Autopsien im eigenen Wohnzimmer vornehmen lassen, wenn Zweifel an der Todesursache bestehen. Klingt zwar makaber, aber die Geschäftsidee ähnelt der der bekannten Fastfood-Ketten.« Er zwinkerte ihr zu, wodurch sein nachdenklicher Gesichtsausdruck beinahe einen rebellischen Zug annahm.
    Davon hatte Zoe gehört, stand dieser Entwicklung jedoch skeptisch gegenüber. Straters aufgeschlossene Art zeugte von Interesse für neuartige Ideen im Arbeitsumfeld. Zoe empfand es ähnlich. Ob allerdings immer alles Neue auch gleich eine Verbesserung darstellte? Es gab immer zwei Seiten der Medaille. Den Toten zu einer Lobby verhelfen zu wollen, entsprang sicherlich einer ehrenwerten Absicht. Ein Schlupfloch für gierige Nachkommen zu schaffen war hingegen etwas anderes. Sie schnaubte missmutig.
    »Diese Unternehmen florieren, weil es vorwiegend um Schadensersatzklagen gegenüber Ärzten und Krankenhäusern geht. Das hat nicht mehr viel mit der Aufklärung von Mordfällen zu tun.« Zoe schob eine widerspenstige Haarsträhne hinter ihr Ohr, wobei die Finger an ihrem glühenden Ohrläppchen verharrten.
    »Da gebe ich Ihnen recht. Dagegen können wir froh sein, dass unsere drei Leichen überhaupt obduziert wurden. Schließlich liegt die Obduktionsquote in Deutschland gerade einmal bei acht Prozent«, erwiderte er.
    Zoe ließ ihre Hand sinken, immer noch verwundert über ihre vor Aufregung heißen Ohren. »Anscheinend empfand jemand drei Tote gleichzeitig als zu kurios, denn für gewöhnlich werden keine Obduktionen vorgenommen, wenn die Umstände eindeutig auf einen Unfall hinweisen.«
    Der Kommissar blickte sie interessiert an. »Mir fällt gerade auf, wie wenig Sie mit Miss Marple gemein haben.«
    »Hey, sie war eine kluge Frau!«, entgegnete Zoe lachend.
    »Ich hatte auch weniger auf ihre inneren Werte angespielt.« Er zog seine Geldbörse aus der Jackentasche.
    Zoe räusperte sich verlegen, weil ihr die Worte fehlten. Damit er ihre Unsicherheit nicht bemerkte, griff sie hinter sich nach ihrer Jacke.
    »Ich würde ja vorschlagen, Sie zu begleiten, aber wenn Sie die Leichen noch einmal öffnen wollen, verzichte ich gern. In der Zwischenzeit werde ich meine Ermittlungen vorantreiben.« Sein sachlicher Kommentar brachte ihr Gespräch wieder auf den Punkt zurück, was Zoe erleichterte.
    »Ich schneide sie nicht auf«, erklärte sie mit einem nachsichtigen Grinsen. »Es gibt andere Möglichkeiten, dazu führt man ein flexibles Endoskop in die …«
    »Ja, danke«, unterbrach er sie hastig. »Das genügt mir an Information.« Mit gespielter Entrüstung steckte sich Leon die Finger in die Ohren.
    Sein Scherz über einen Polizisten, der keine Obduktion sehen konnte, amüsierte Zoe, doch sie war mit ihren Gedanken bereits bei der Arbeit. Sie hatte sich in ihren Studien ausgiebig mit den verschiedenen Giften und deren Wirkung beschäftigt. Das Pflanzenschutzmittel E 605 gehörte dazu. Trotz des landesweiten Verbots waren weder Mediziner noch Kriminologen so leichtfertig, zu glauben, das Gift wäre damit aus der Welt geschafft. Jedes Gesetz barg Schlupflöcher, und Zoe bezweifelte, dass jeder Einwohner von Birkheim ausnahmslos gesetzestreu war.
    Sie stand auf. Wenn sie noch eine nützliche Gewebeprobe vom Leichnam entnehmen wollte,

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