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Die Totenmaske

Die Totenmaske

Titel: Die Totenmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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musste sie sich beeilen. Obwohl die Körper gut gekühlt lagerten, konnte sie dennoch den Verwesungsprozess nicht verhindern. Je mehr Zeit verging, desto stärker die Zersetzung, insbesondere der inneren Organe. Auch wenn Zoe das Gegenteil befürchtete, hoffte sie insgeheim, dass Strater und sie sich täuschten. Andernfalls wäre die Kaltblütigkeit der Tat erschreckend. Die Wahrheit aufzudecken, oblag dem Aufgabenbereich der Polizei. Dass der Täter auf freiem Fuß war, machte die Sache auch nicht einfacher. Unwillkürlich musste sie an den mysteriösen Steinewerfer denken und fragte sich, in welchem Zusammenhang dieser wohl mit der ganzen Sache stand. Zumindest konnte sie dazu beitragen, weitere Spuren an den Opfern zu untersuchen. Besonders jetzt, wo es einen gezielten Hinweis zu geben schien. Es war einfacher, nach einem speziellen Wirkstoff zu suchen, als innerhalb einer großangelegten Routineuntersuchung einzelne Stoffe zu dechiffrieren.
    Am Durchgang zum Ladenbereich eilte die Kellnerin an ihr vorbei, um zu kassieren. In Gedanken vertieft steuerte Zoe auf die Tür zu, als sie eine vertraute Stimme vernahm.
    »Hey, Zoe! Was machst du denn hier?« Josh schlurfte herbei und deutete mit seinem angebissenen Schokocroissant in Richtung Café. Da er sie offenbar hatte kommen sehen, war es sinnlos, sich eine Ausrede auszudenken. »Ich habe Kaffee getrunken.«
    Seine Augen wurden groß. »Was?! Im Omastübchen?«
    Typisch Josh! Er hielt es nicht für nötig, seine Stimme zu senken. Plauderte einfach drauflos, egal, wer ihm dabei zuhören konnte. Zoe atmete hörbar aus und beeilte sich, hinauszugehen. Wie erwartet folgte Josh ihr. Draußen wandte sie sich ihm zu.
    »Hör zu, Josh, ich habe jetzt keine Zeit. Ich muss in den Behandlungsraum … und nein, du kannst mich nicht begleiten. Ich habe zu tun!«
    Josh ließ die Arme wieder sinken, bevor er zu Wort kommen konnte. Seine Enttäuschung hielt sich jedoch in Grenzen, wie sie seinem Achselzucken entnehmen konnte. Er wusste, dass Zoe ihm nur in Ausnahmefällen gestattete, ihr bei der Arbeit zuzusehen.
    Er biss von seinem Croissant ab. »Hast du schon gehört? Die haben aus Mainz so ’nen Superbullen hergeschickt. Der soll wohl aufklären, ob der Bastard und seine Kumpel von jemandem um die Ecke gebracht wurden.«
    Hinter Josh öffnete Strater die Glastür des Cafés und blieb auf der oberen Stufe stehen. Ein fragender Ausdruck spiegelte sich in seiner Miene, während Josh mit vollem Mund seine Sicht der Angelegenheit weiter kundtat. »Voll cool! Wäre ja ein echter Mordfall – und das in Birkheim! Bestimmt kommen wir in die Zeitung!«
    Zoe wusste nicht, ob sie Josh gegen die Schulter boxen oder gegen das Schienbein treten sollte, um ihn zum Schweigen zu bringen. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass seine leichtfertigen Äußerungen nicht unbedingt ernst zu nehmen waren. In Straters Ohren musste sich das Ganze jedoch völlig anders angehört haben. Plötzlich fühlte Zoe sich seltsam befangen. Irgendwie hatte sie nicht das Gefühl, dass Josh und Strater vor Sympathie füreinander übersprühten. Josh war ihr Freund, doch sie erzählte ihm noch lange nicht alles – vor allem nicht, wenn es um berufliche Details ging. Und darum ging es bei ihrer Zusammenarbeit mit Leonhard Strater schließlich. Sie hatte keine Lust, sich Joshs Sprüche anzuhören, wenn er erst anfing, mehr in ihre Bekanntschaft mit einem Beamten hineinzuinterpretieren, der zufällig kaum älter war, als sie selbst. Manchmal hatte sie den Eindruck, dass Josh eifersüchtig war, wenn Zoe Kontakte zu anderen Menschen aufbaute. Auch wenn das eher selten der Fall war.
    Strater schien beschlossen zu haben, sich bemerkbar zu machen, und lief die Stufen hinunter. »Frau Lenz, ich wollte Sie noch um Ihre Handynummer bitten, damit wir in Kontakt bleiben können, wenn sich etwas Neues ergibt.«
    »Oh, ja klar!« Mit einem Seitenblick auf Josh kramte sie in ihrer Tasche nach ihrem Handy. Peinliches Schweigen breitete sich aus, während sie leise fluchend in ihrer Tasche kramte. Warum musste diese verflixte Beuteltasche jedes Mal zum unergründlichen Nirwana mutieren, wenn sie etwas suchte?! Weitere Kunden verließen den Laden, so dass sie ein Stück zur Seite treten mussten, um nicht im Weg zu stehen. Endlich! Da war das Ding. Sie öffnete das Telefonbuch und suchte nach der Option Eigene Nummer. Während sie Strater das Display hinhielt, damit er ihre Nummer in sein Handy eingeben konnte, wandte sie sich

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