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Die Totenmaske

Die Totenmaske

Titel: Die Totenmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Henke
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Bruchteil einer Sekunde stärker, bis ihre Augen sich auf ihn richteten. Leon zuckte leicht zusammen. Dieser Blick hätte Glas zerschneiden können. Er blinzelte irritiert. Kannte sie ihn? Nicht selten traten ihm ehemalige Verdächtige oder Verurteilte mit offenem Hass gegenüber. Zumindest in dem Maße, in dem es gesetzlich vertretbar war, und hasserfüllte Blicke waren nicht strafbar.
    Dem Barkeeper, der gerade Gläser polierte, war das kleine Zwischenspiel entgangen. Nun richtete er seinen ernster gewordenen Blick wieder auf Leon. »Aber mal was anderes: Gibt es Probleme? Ich bin übrigens Tom, einer der Geschäftsführer, und wäre gern darüber informiert, wenn die Polizei hier auftaucht.«
    »Keine Probleme. Ich ermittle in einem Fall und wollte mich hier umsehen.« Leon zog ein Foto aus der Innentasche seiner Jacke und legte es vor Tom auf den Tresen. »Kennen Sie einen dieser jungen Männer?«
    Das Foto zeigte Boris Nauen mit seinen beiden Freunden, wie sie in kumpelhafter Umarmung unbeschwert in die Kamera grinsten. Boris’ Eltern hatten Leon die Aufnahme aus einem Jugendcamp zur Verfügung gestellt.
    Tom runzelte die Stirn, bis sich die Haut seiner Glatze in Falten legte. Geschorene Köpfe schienen bei Mitarbeitern in Diskotheken beliebt zu sein.
    »Ich habe davon gehört. Schlimme Sache.« Er schnalzte mit der Zunge und schwieg eine Weile.
    Leon wunderte es nicht, dass sich der Tod der drei herumgesprochen hatte.
    »Die tauchten immer im Dreierpack hier auf und trafen sich mit einer ganzen Gruppe dort hinten im angrenzenden Barbereich.«
    Mit dem Zeigefinger deutete Tom auf eine Tür am anderen Ende des Raumes. Leon blickte in die angegebene Richtung. Aus dem Augenwinkel fiel ihm auf, dass das tanzende Mädchen von der Bühne verschwunden war. Wie von Tom prophezeit, füllte die Theke sich mit durstigen Besuchern.
    »Hatte einer von ihnen irgendwelche Schwierigkeiten? Feinde?« Langsam wurde es anstrengend, gegen den Lärmpegel anzureden.
    Tom griff nach einem Glas und polierte es. »Na ja, immer mal wieder. Streitereien gibt es dauernd bei den jungen Burschen. Da geht’s meistens um Weibergeschichten, wie letztens der Zwischenfall mit ihr.« Tom deutete mit dem Kinn zur Tanzfläche.
    Auch wenn Loretta nicht mehr dort war, verstand Leon, dass sie gemeint war. »Was ist passiert?«
    Tom stützte einen Arm auf den Tresen. »Ich weiß nur, was hier so erzählt wird. An dem Abend war dieser Boris ohne seine Kumpel hier.«
    Schließlich deutete er mit dem Finger auf das Foto. »Da hinten bei den Toiletten soll er sich wohl mit Loretta gezankt haben. Muss heftig abgegangen sein. Die Umstehenden dachten, es handelte sich um einen Beziehungsstreit. Aber die waren kein Paar. Wie es aussah, hat der Typ versucht, sie anzubaggern, und sie hat sich gewehrt … ziemlich gewehrt.«
    Leon konnte einen Hauch von Bewunderung in der Stimme des Barkeepers vernehmen.
    »Das heißt?«, hakte er nach.
    »Die Kleine hat ihm volle Pulle in die Weichteile getreten und ihm vor die Füße gekotzt.« Tom stieß einen unbestimmbaren Laut aus. »Echt, man soll nicht schlecht über Tote reden, aber nach allem, was man von anderen Gästen so hört, hatte der Bursche eine Abreibung mehr als verdient.«
    »Und was passierte dann?«
    »Bevor unsere Sicherheitsleute dort waren, um diesen Boris aufzusammeln, war die Kleine verschwunden.«
    Leon steckte das Foto wieder ein. »Danke. Ich werde mich noch ein wenig hier umgucken.« Er griff nach seinem Glas und schlenderte in Richtung der Tür, die der Barkeeper ihm gezeigt hatte.
    Die Tänzerin mit der pinkfarbenen Perücke war nirgendwo zu sehen. Bedauerlich. Es wäre sicher interessant gewesen, sich mit ihr zu unterhalten. Wirklich bedauerlich, dass er ihren vollen Namen nicht kannte, so würde es schwer werden, sie ausfindig zu machen. In irgendeiner Form hatte sie mit Boris Nauen zu tun – ob die Auseinandersetzung nun aus einem zufälligen Treffen am besagten Abend resultiert war oder sich die beiden länger kannten. Beides deutete darauf hin, dass Loretta nicht gut auf Boris zu sprechen, möglicherweise sogar in die Mordsache verwickelt war. Ihre geheimnisvolle Identität deutete zumindest darauf hin, dass sie etwas zu verbergen versuchte. Abgesehen davon konnte Leon sich vorstellen, dass sie von ihrem Podest aus einiges mitbekam, zumal sie häufig im Pydna verkehrte.
    Er betrat den angrenzenden Barbereich und schloss die Tür hinter sich. Die Musik drang gedämpft in den mit

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