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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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weiß ich nicht, wie viel Zeit vergangen ist; wenigstens spüre ich meine Arme und meine Beine wieder, auch wenn ich sie kaum bewegen kann.
    »Es war ein Fehler, dich aus dem Knast zu lassen«, sagt Schroder, der sich über mich beugt.
    »So langsam glaub ich das auch«, sage ich.
    »Hä?«
    »Ich sagte, so langsam glaub ich das auch.«
    »Mag ja sein, dass das, was du sagst, für dich verständlich klingt«, sagt Schroder, »aber ich versteh nur rabarbarabarbarabarba .«
    »’tschuldigung.«
    »Häh? Pass auf, entspann dich. Ich bin in ein paar Minuten zurück, dann geht’s dir hoffentlich besser.«
    Ich habe einen Geschmack im Mund, als hätte ich in ein sehr rohes Steak gebissen. Ein Geschmack ähnlich wie von Kupfer oder Blut, aber er kommt von dem Zeug, mit dem Adrian mich betäubt hat. Ich schließe die Augen und versuche mich auf ein Körperglied nach dem anderen zu konzentrieren. Ich kann Finger und Zehen bewegen, mehr nicht. Noch einmal gehe ich durch meine Gliedmaßen. Und schaffe es, eine Faust zu ballen. Und meine Füße zu krümmen. Ich gehe so lange durch meine Arme, bis ich sie anwinkeln kann, dann die Beine. Ich setze mich auf, doch erneut dreht sich alles in meinem Kopf, und ich werde sofort wieder ohnmächtig.
    Als ich zu mir komme, ist Schroder bei mir. »Wie geht’s dir?«
    »Beschissen.«
    »So siehst du auch aus. Mensch, Tate, gibt es eigentlich irgendjemand in der Stadt, der nicht sauer auf dich ist?«
    So allmählich habe ich ernsthafte Zweifel daran. Ich richte mich auf, diesmal sehr viel langsamer. Mir ist schwindlig, und ich habe Hunger und Durst. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so erschöpft war. Ich habe einen dicken Kopf, eine Welle stechender Schmerzen nach der anderen rollt heran, und jedes Mal habe ich dabei das Gefühl, als würde sich mein Hirn in die Rückseite meiner Augäpfel verbeißen. Im Krankenwagen herrscht das reinste Chaos, es ist ein Wunder, dass die Sanitäter hier überhaupt etwas finden. Ich schwinge meine Füße über den Rand der Trage, und für ein paar Sekunden verschwimmt alles vor meinen Augen, doch dann sehe ich wieder scharf.
    »Was zum Henker ist passiert?«, fragt Schroder.
    »Keine … keine Ahnung.«
    »Du wurdest angegriffen, während du mit mir telefoniert hast.«
    »Du hast mich angerufen?«
    »Nein, du mich.«
    »Einen Moment«, sage ich, schließe die Augen und versuche mich zu erinnern. Ich weiß noch, wie ich einen Burger gegessen habe. Wie ich durch den botanischen Garten gelaufen bin, vorbei an den Blumen, dem Fluss und dem saftigen Rasen und an Bäumen, die selbst bei dieser Hitze noch grün waren. Ich erinnere mich an die Leichen in Grover Hills, an die Typen mit den Gangabzeichen und dem bissigen Hund. Dann sehe ich, wie ich durch mein Haus laufe und eine Telefonnummer wähle, ich öffne die Terrassentür, und da hängt sie. Habe ich deswegen Schroder angerufen? Um ihm von der Leiche zu erzählen? Nein, nein, ich habe schon telefoniert, bevor ich sie entdeckt habe …
    »Sie hing von meinem Dach.«
    »Jane Tyrone«, erinnert er mich.
    »Er hat einen Elektroschocker auf mich abgefeuert und mich betäubt.«
    »Das wissen wir. Bestimmt hat er die anderen ebenfalls auf diese Weise entführt. Er hat was zu dir gesagt.«
    »Hä?«
    »Kurz nach dem Schuss. Du warst wahrscheinlich bewusstlos. Er hat gesagt: ›Willkommen in meiner Sammlung‹ . Barlow hatte also recht, Adrian ist von Cooper besessen, er legt eine Sammlung an, und du solltest ein Teil davon werden. Wenn er es nach dem Schuss nicht mit der Angst gekriegt hätte, wärst du jetzt ein Ausstellungsstück irgendwo in einem verschlossenen Zimmer.«
    »Scheiße«, sage ich.
    »Aber da war noch was«, sage ich.
    »Die Pistole?«
    »Nein. Ich meine, ja, aber ich wollte dir was erzählen.«
    »Wo hast du die Pistole her, Tate?«
    Wahrscheinlich hat Adrian sie nach seiner Attacke eingesammelt . Ich könnte Schroder erzählen, dass er sie bei sich trug, doch er hätte ja keinen Grund gehabt, sie abzufeuern.
    »Sie war ein Geschenk«, sage ich. »Nachdem man meine Katze aufgeknüpft hat und Adrian bei mir eingebrochen ist, hab ich mich dort nicht mehr sicher gefühlt.«
    »Ein Geschenk von wem? Von Donovan Green?«
    »Was spielt das für eine Rolle?«
    »Es ist illegal.«
    »Wenn ich sie nicht gehabt hätte, wer weiß, wo ich jetzt gerade aufwachen würde.«
    »Okay, Tate, fürs Erste sehe ich über die Pistole hinweg, aber ich merke mir das. Übrigens, du hast ihn

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