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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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macht mit Tate dasselbe wie mit jedem anderen auch, mit demselben Ergebnis. Er behält den Finger am Abzug, und Tausende von Volt strömen von der Waffe durch die Drähte in die Widerhaken, die in Tates Körper stecken. Der verdreht die Augen und fällt hintenüber, er kann seine Gliedmaßen nicht mehr bewegen und sackt in sich zusammen. Adrian stürzt hervor und drückt dem wehrlosen Tate den Lappen aufs Gesicht. Einen Moment später verliert er das Bewusstsein.
    Für einen kurzen Moment hat die Pistole ihm einen Schreck eingejagt, aber davon mal abgesehen, hätte es nicht besser laufen können; außerdem hat er jetzt eine Pistole, die er seiner Sammlung hinzufügen kann!
    »Willkommen in meiner Sammlung«, sagt er. Allerdings hat er ein Klingeln in den Ohren und kann sich selbst nicht hören. Er zieht an den Widerhaken in Tates Brustkorb. Sie haben sich tief hineingebohrt, doch als er fester daran zerrt, lösen sie sich. Er wickelt die Drähte um die Waffe und stopft sie in seine Tasche. Dann hebt er die Pistole auf.
    Auf dem Boden neben Tates Hand liegt das Handy. Es ist immer noch verbunden, und die Person am anderen Ende der Leitung hört weiter zu. Adrian tritt auf das Handy, und ein stechender Schmerz schießt sein Bein hinauf. Das Telefon ist immer noch ganz, es drückt sich nur leicht in den Boden. Erst als er erneut zutritt, zerbricht es, und sein Bein tut noch mehr weh.
    Allmählich wird das Klingeln in seinen Ohren schwächer, und er kann Stimmen hören. Er lässt seinen Blick über die Nachbarhäuser wandern, und wo es eben noch dunkel war, brennt jetzt Licht. Aus einem der Fenster starren mehrere Leute zu ihm herüber. Er richtet die Pistole auf sie, und sie gehen in Deckung. Sie haben den Schuss gehört und die Polizei verständigt. Er geht in die Hocke und wuchtet sich Tate auf die Schulter, doch nach dem ersten Schritt sackt sein rechtes Bein weg, er fällt hin, und Tate landet auf ihm. Er rollt den leblosen Körper von sich herunter, und als er sich wieder aufrappelt, verspürt er erneut einen Schmerz, wie vorhin beim Tritt aufs Handy. Er befühlt sein Bein, und als er die Hand wieder wegnimmt, klebt Blut daran. Er krempelt das Hosenbein hoch. Über die Außenseite seines Oberschenkels, wo Tates Kugel ihn offenbar gestreift hat, verläuft eine Furche. Unablässig sprudelt Blut heraus. Er hat gar nichts davon gemerkt, aber bei seinem Anblick verspürt er schlagartig schreckliche Schmerzen. Mit Tate im Schlepptau kann er es unmöglich schnell zum Wagen schaffen, außerdem ist die Polizei unterwegs, weil diese verdammten, neugierigen Nachbarn sie alarmiert haben.
    »Das ist nicht fair«, keucht er, als er das Seitentor erreicht. »Fairness ist nur was für Sieger«, hat seine Mutter immer gesagt, nicht seine richtige, sondern die, die er angezündet hat. Es war ihr gegenüber wohl auch nicht fair, dass er sie in Brand gesteckt hat, was nur heißen kann, dass sie ebenfalls keine Siegerin war. Er läuft durch den Vorgarten auf die Straße und legt mit zusammengebissenen Zähnen den Weg zu seinem Auto zurück. Beim Fahren presst er eine Hand gegen die Wunde, und als er einige Blocks entfernt ist, hört er die ersten Sirenen.
    Kapitel 43
    In meinen achtunddreißig Lebensjahren hat man bisher nie einen Elektroschocker auf mich abgefeuert. Dieses Jahr dafür schon zum zweiten Mal. Keine Ahnung, ob das bedeutet, dass es weitere achtunddreißig Jahre dauert, bis man erneut zweimal in Folge auf mich schießt, oder ob man mich jetzt bis zu meinem sechsundsiebzigsten Geburtstag einmal pro Jahr mit so einem Ding attackiert. Erst mein Anwalt und jetzt der ehemalige Patient einer Nervenklinik. Ich weiß nicht, was schlimmer ist, aber ich weiß, wer mir mehr berechnet.
    Ich kann die Sterne sehen und den Boden unter mir spüren, doch ich kann mich nicht bewegen und schaffe es nur gerade eben, die Augen aufzuhalten. Jetzt ertönen Stimmen, und jemand ruft mehrmals meinen Namen. Allerdings scheint es, als kämen die Worte von einem der weit entfernten Sterne oben am Nachthimmel. Über mir huschen Schatten vorbei, zu schnell, um etwas zu erkennen, es handelt sich wohl um Gesichter. Schließlich werde ich fortgetragen. Das merke ich daran, dass die Sterne ein wenig herumwirbeln, dann gleitet die Dachrinne meines Hauses vorüber, bis die Decke eines Trans porters ins Blickfeld kommt. Ich schließe die Augen, und sofort fängt sich in meinem Kopf alles an zu drehen. Ich nicke kurz ein, und als ich die Augen wieder öffne,

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