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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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ist? Ganz plötzlich? Ungefähr vor drei Jahren, zur Zeit seiner Scheidung.«
    Seine Augen huschen zur Seite, während er versucht, sich zu erinnern, dann schüttelt er langsam den Kopf und lässt die Mundwinkel hängen. »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Er war nicht plötzlich krank und konnte nicht zur Arbeit kommen?«
    »Bestimmt war er das. Das passiert jedem von uns mal. Hin und wieder kommt das Leben der Arbeit in die Quere, Detective. Warum? Hat seine Krankheit von damals was mit seinem jetzigen Verschwinden zu tun?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sage ich.
    »Versuchen Sie’s im Sekretariat«, sagt er. »Die haben die ganzen Unterlagen darüber.«
    Ich folge Collins Wegbeschreibung zu einem Gebäude, das moderner als die anderen gestaltet ist, mit einer Fassade aus getöntem Glas und einem Blick auf einen Betonspringbrunnen, der momentan Zuhause und Toilette für ein Dutzend Tauben ist. Die Empfangshalle erinnert an das Wartezimmer eines Arztes, sie ist voller Studenten, die auf Stühlen sitzen und Lehrbücher oder Zeitschriften lesen, während sie darauf warten, dass sie an die Reihe kommen. Die Frau hinter dem Schalter ist Ende vierzig und hat ihr Haar zu einem Dutt hochgesteckt, von einer schmalen Kette an ihrem Hals baumelt eine Brille. Sie benutzt ein strenges Parfum, und ich spüre den An flug eines Heuschnupfenanfalls in mir aufsteigen. An den Knöpfen ihrer Bluse hängen Katzenhaare.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragt sie und lächelt zu mir herauf.
    »Sie wissen, dass wir vorhin Cooper Rileys Büro durchsucht haben?«, frage ich, in der Hoffnung, dass sie denselben Fehler wie Professor Collins macht, und das tut sie.
    »Ja, natürlich. Alle wissen das.«
    »Es gibt da noch etwas, bei dem Sie uns helfen könnten«, sage ich. »Irgendwann hat Riley sich einen Monat oder länger freigenommen. Wahrscheinlich vor drei Jahren. Können Sie das für mich überprüfen?«
    Sie antwortet mir nicht. Stattdessen setzt sie ihre Brille auf und rückt sie zurecht, während sie sich ihrem Computermonitor zuwendet, dann fliegen ihre Finger über die Tastatur.
    »Eine Minute«, sagt sie, und etwa zehn Sekunden später ist sie fündig geworden. »Da hätten wir’s. Sie haben recht«, sagt sie. »Vor fast drei Jahren. Von April bis Mai. Insgesamt fünf Wochen.«
    »Ich müsste mal einen Blick auf die Namen und Gesichter seiner Studenten aus diesem Jahr werfen.«
    »Warum?«
    »Bitte, es ist wichtig. Wir versuchen, Coopers Leben zu retten«, sage ich.
    »Stimmt es, dass sein Haus abgefackelt wurde?«
    »Ja.«
    »Das waren Hunderte von Studenten vor drei Jahren«, erzählt sie mir.
    Ich muss überprüfen, ob einer von ihnen der Brandstifter ist, aber das kann warten, bis Schroder hier ist. »Nur die weiblichen Studenten.«
    »Ich kann sie Ihnen ausdrucken«, sagt sie. »Das dauert allerdings eine Stunde. Es sei denn, Sie können den Personenkreis eingrenzen.«
    »Was ist mit den Studenten, die in diesem Jahr ihr Studium abgebrochen haben? Ungefähr zur selben Zeit, als Professor Riley nicht zur Arbeit gekommen ist?«
    »Warum? Glauben Sie, das hat was zu bedeuten?«
    »Bitte«, sage ich, »wir müssen uns beeilen.«
    »Hmm … warten Sie mal«, sagt sie. Sie hackt erneut auf die Tasten. »Vier Studentinnen haben in diesem Zeitraum ihr Studium abgebrochen.«
    »Hieß eine von ihnen Melissa?«
    »Melissa? Nein, keine.«
    »Kann ich mal ihre Fotos sehen?«
    Sie dreht den Computermonitor in meine Richtung. Ich muss mich über den Tisch beugen, um mehr erkennen zu können, und gerate dabei in den Dunstkreis ihres Parfums. Sie scrollt die Fotos durch. Beim dritten bitte ich sie anzuhalten, um es mir genauer anzuschauen. Die Augen kommen mir bekannt vor.
    »Ich kann mich noch an das Mädchen erinnern«, sagt die Vorzimmerdame.
    »Ja?«
    »Weniger an sie, mehr an ihre Eltern. Sie sind hier aufgetaucht, um an Informationen zu kommen.«
    »Was für Informationen?«
    »Alles, was ihnen helfen könnte, sie aufzuspüren. Sie war verschwunden. Oh, nein«, sagt sie, als ihr der Zusammenhang klar wird. »Glauben Sie, dass ihr dasselbe zugestoßen ist wie Emma Green?«, fragt sie und tippt gegen den Monitor.
    Ich glaube nicht. Ich glaube, dass diese beiden Mädchen völlig verschiedene Wege genommen haben. Ich glaube, dass die Frau auf dem Bildschirm womöglich den Schlächter von Christchurch angegriffen und Detective Calhoun getötet hat. Das hier könnte die Frau sein, die für Professor Rileys Krankenhausaufenthalt vor drei Jahren

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