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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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Knast zu wandern. Letztes Jahr schaffte Tate es erneut in die Zeitung, als er einen Serienmörder aufgespürt und getötet hat.
    »Er ist ein Cop«, sagt Adrian. »Trotzdem wird er nichts finden, denn es gibt nichts zu finden.«
    »Woher hat er das Manuskript?«, fragt Cooper, und dann kommt ihm eine noch wichtigere Frage in den Sinn. »Wie hast du es ihm abgenommen?«
    »Keine Ahnung, wo er es herhat«, antwortet Adrian, »aber ich habe es aus seinem Haus.«
    »Hast du ihn umgebracht?«
    »Ich bin kein Mörder, vergessen? Ich habe ihm nicht ein Haar gekrümmt.«
    »Was wolltest du in seinem Haus?«
    »Darüber möchte ich nicht reden«, sagt Adrian.
    »Aus irgendeinem Grund bist du doch hingefahren. Der Typ hat irgendwas mit der Sache zu tun, erzähl’s mir.«
    »Ich weiß nicht, was er mit der Sache zu tun hat«, sagt Adrian.
    »Warum hast du dann sein Haus aufgesucht?«
    »Darum«, sagt Adrian und hält die Aktenmappe in die Höhe.
    »Was sind das für Unterlagen?«
    »Zu einem Fall, an dem Tate arbeitet.«
    »Was für ein Fall?«
    »Der Melissa-X-Fall.«
    Cooper spürt, wie ihm ein Schauer über den Rücken läuft, bis hinunter in die Leistengegend, wo er sich einnistet. Behutsam legt er eine Hand um den ihm noch verbliebenen Hoden.
    »Tate arbeitet daran?«, fragt er.
    »Sieht so aus«, sagt Adrian.
    »Kann ich die Akte mal haben?«
    »Darum hab ich sie mitgenommen. Wenn du schön nett zu mir bist, lasse ich dich später einen Blick reinwerfen.«
    »Okay, Adrian, geht klar. Kein Problem. Aber vergiss nicht, du musst vorsichtig sein. Was, wenn er dich erwischt hätte? Was wäre dann aus mir geworden?«
    »Weiß nicht«, sagt Adrian. »Die Frage hab ich mir nicht gestellt. Jedenfalls hätte ich dich nicht an die Polizei verraten, ehrlich. Sie hätten dich nicht verhaftet.«
    »Dann wäre ich hier draußen verhungert«, sagt er, und auf einmal fällt ihm Emma Green ein, die in einer anderen leer ste henden Nervenklinik in einer Zelle eingesperrt ist. Er hat ihr etwas Wasser dagelassen, allerdings nichts zu essen. Wie viel Wasser war es? Es müssen zwei Flaschen gewesen sein. Insge samt vielleicht zwei Liter. Mehr als genug für einen Tag. Er hatte schließlich vor, am nächsten Abend zurückzukehren. Aber aus dem einen Tag sind dreieinhalb geworden. Falls sie es sich eingeteilt hat, ist sie noch am Leben. Falls sie Montagabend alles ausgetrunken hat, nachdem er sie verlassen hatte, ist sie inzwischen tot. Sollte er hier rauskommen, wird mit Emma nicht gut Kirschen essen sein.
    »Wie lange warst du hier untergebracht, Adrian?«, fragt Cooper.
    »Neunzehn Jahre, acht Monate und vier Tage«, sagt Adrian stolz. »Ich hab’s gezählt.«
    »Du hast es gezählt?«
    »Manchmal gab’s hier sonst kaum was zu tun.«
    »Und warum warst du hier?«
    »Weil man meine Mutter, meine richtige Mutter, dazu gezwungen hat.«
    »Deine richtige Mutter?«, wiederholt Cooper. Auch wenn Adrian verrückt ist – Cooper ist aufs Neue von ihm fasziniert. Falls man die Kamera nicht gefunden hat und er nach seiner Flucht in sein altes Leben zurückkehren kann, liefert das hier genug Stoff für ein Buch, und diesmal wird er es bestimmt bei einem Verlag unterbringen.
    Er nimmt die dünne Hautmembran an seinem Daumen in den Mund und saugt ein wenig daran, kostet den Geschmack, spürt einen winzigen stechenden Schmerz, und das ist ein ziemlich gutes Gefühl.
    »Ich hatte zwei Mütter. Meine richtige, und die von hier.«
    »Deine Mutter hier – war das eine der Schwestern?«
    »Schwester Deans«, sagt Adrian. »Ich habe gesehen, wie du manchmal mit ihr gesprochen hast.«
    Cooper ist immer wieder hier rausgefahren, und für die Erlaubnis, mit einigen der Patienten zu reden, musste er Schwester Deans zweihundert Dollar die Woche zustecken; als er sich dann voll in die Arbeit stürzte, waren es zweihundertfünfzig. Sie überließ ihm ein leeres Büro, in dem er mit der Person seiner Wahl sprechen konnte, solange ein Pfleger zugegen war und solange er niemandem von dem Geld erzählte. Er schrieb lieber über Mörder. Denn ein Buch über Leute, die einen Nervenzusammenbruch hatten oder Fliegen verspeisen, gibt keinen interessanten Lesestoff ab.
    Adrian allerdings gäbe einen fantastischen Lesestoff ab. Vor allem das, was hier gerade passiert. Cooper wird diesen Scheißkerl töten, wenn er von hier abhaut, und den Tatort so präparieren, wie er das für nötig hält. Er wird aus dieser Sache als Held hervorgehen, und die Verlage werden ihn auf keinen

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