Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
Theresa verpasst hast. Segensreiche Tropfen, die zuverlässig für ihre Gedächtnislücken sorgten.
Ein bezahlter Handlanger bot ihr auf der Straße den Staubsaugerroboter als Prämie für das Probeabo einer Zeitung an, die dann niemals bei ihr eintraf. Und in diesem Roboter steckte die Kamera, fortan konntest du sie beobachten, ihre Tagesabläufe in ihrem geheimen Domizil am Rathenauplatz genau studieren.
So wusstest du, dass sie regelmäßig in den frühen Abendstunden in diese Wohnung ging, um allein zu sein, allein mit dem Mann auf dem übergroßen Foto, zu dem sie mitunter sprach, einsam, wie irr. So wusstest du auch von den angebrochenen Weinflaschen in ihrem Kühlschrank. Und so kanntest du ihre feste Gewohnheit, sich, auf dem Bett liegend, ein, zwei Gläschen zu genehmigen, bevor sie zurück in die Wohnung ihres Mannes ging.
Mit dem Elektropick verschafftest du dir Zutritt. Einige Tropfen Rohypnol in den Wein geträufelt, und für die Ohnmacht war gesorgt. Keine Erinnerung mehr am nächsten Morgen.
So war es nach ihrem Besuch bei Carlotta Torwald und nach dem Streit mit Mara Hertling. Theresa trinkt den Wein, und Theresa schläft ein. Sie schreckt am nächsten Morgen hoch, und schon spricht durchs Handy eine flüsternde Stimme zu ihr: »Blut, überall Blut. Was hast du nur getan ?«
Nur im Fall von Lisa und Claude musstest du dir etwas anderes einfallen lassen: Glückskekse, versetzt mit Rohypnol. Einem kleinen Mädchen ein paar Euro dafür bieten, dass es das Gebäck dieser netten Frau dort drüben auf der anderen Straßenseite anbietet.
Und du wusstest auch von der Schatulle mit dem Halsband, dem Schlüssel und der Brille. Theresa hat sie eines Abends ganz aufgeregt in ihrer Wohnung versteckt. Du vermutest, dass ihr Mann die Schatulle gefunden und sie sie ihm wiederum entwendet hat.
Daraufhin hast du die Sachen an dich genommen. Hast sie wiedererkannt. Das Halsband gehörte zu Mara Hertling, die Brille zu Carlotta Torwald. Dass Theresa eine Kleptomanin ist, war dir aus deinen Beobachtungen längst bekannt.
Nur um ein wenig Verwirrung zu stiften, hast du das Halsband dem Leichnam von Lisa Brobrowski umgelegt. Und wirklich, es stand der Toten äußerst gut.
Bloß einen einzigen Makel gibt es in deiner Bilanz: der Bulle, Trojan, er hat den Anschlag überlebt, und diese Frau hat auf dich geschossen. Sie traf nicht, eine schlechte Schützin, du hast Glück gehabt.
Deine Rache wird kommen, doch dazu später.
Jetzt ist erst mal Theresa dran.
Ein paar letzte Worte, und sie ist tot.
Einundvierzig
Vor dem Hotel rief er Kolpert an. Und der hatte Neuigkeiten für ihn.
»Nils, ich hab dir schon mehrmals auf die Mailbox gesprochen. Das Gesichtserkennungsprogramm hat mir einen Treffer geliefert: Bei der Person auf dem Foto handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen gewissen Werner Weber.«
Trojans Herz schlug hoch. »Hast du ihn ausfindig gemacht ?«
Kolpert atmete in den Hörer. »Er ist leider schon verstorben.«
»Scheiße.«
»Aber ich hab seinen Sohn im Melderegister gefunden, einen Tobias Weber. Er wohnt in Berlin, und ich hab bereits telefonisch Kontakt mit ihm aufgenommen. Und stell dir vor, der Name Theresa Landsberg sagt ihm etwas.«
»Max, das ist ja großartig !«
»Er sagt, sein Vater habe ein Verhältnis mit ihr gehabt.«
»Gib mir seine Adresse, schnell.«
»He, ich denke, du liegst in der Klinik.«
»Scheiß was auf die Klinik !«
»Wo bist du, Nils ?«
Er sagte es ihm.
»Hör zu, ich bin in zehn Minuten bei dir, und wir fahren gemeinsam hin.«
Tobias Weber betrieb einen antiquarischen Buchhandel in der Seumestraße in Friedrichshain. Kolpert zeigte ihm sicherheitshalber das Foto, das Gerber von dem Porträt in der Wohnung am Rathenauplatz abfotografiert hatte, und der Antiquar, ein sympathisch wirkender Mann in den Dreißigern mit Halbglatze und wachen Augen hinter einer wuchtigen Hornbrille, bestätigte, dass die Person darauf sein Vater sei.
Ohne Umschweife begann er zu erzählen: »Er war Professor an der Humboldt Universität, vor drei Jahren erlag er einem schweren Krebsleiden. Er wurde auf dem Luisenkirchhof in Westend beerdigt, in seinem Testament bestand er darauf, dass das Grab äußerst schlicht gehalten werden sollte, kein Stein, keine Bepflanzung, nichts. Das entsprach seiner Art, er dachte klar und analytisch, Sentimentalität war ihm fremd, und doch war er ein sehr herzlicher Mensch. Ich habe noch zwei Brüder, aber ich bin derjenige, der am meisten
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