Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)

leise: »Ich werde sie finden, das hab ich dir versprochen. Gib mir dein Telefon.«
    »Warum ?«
    »Mein Akku ist leer. Leih es mir.«
    Hilmar schob es ihm rüber.
    »Und jetzt lässt du dir ein Taxi rufen und fährst heim, okay ?«
    Landsberg nickte ihm schweigend zu.
    Es ist vollbracht. Sie hat das Geständnis unterschrieben. Nun schickst du sie in den Tod.
    Du reichst ihr zum Abschied die Hand. In ihrem Blick ist etwas, was sich nicht genau einordnen lässt. Ist es Angst ? Erleichterung ? Beides zugleich ? Einerlei, du weißt, was sie nun vorhat. Zu ihrem Mann kehrt sie jedenfalls nicht mehr zurück, niemals, dafür schämt sie sich zu sehr.
    Die Tür fällt ins Schloss, und du bist allein.
    Wenn es so weit ist, wirst du noch ein wenig nachhelfen müssen , letzte Überzeugungsarbeit leisten. Sobald sie den Ort erreicht hat, an dem sie sterben soll, wird das Handy in ihrer Tasche klingeln. Nicht ihrs, sondern jenes, das du unter ihre persönlichen Sachen geschmuggelt hast. Es ist das gleiche Modell wie ihr eigenes, das von dir mit einem gezielten Hammerschlag unbrauchbar gemacht wurde. Nur für den Fall, dass ihr Mann anruft, wäre doch schade, wenn er sie in letzter Sekunde davon abhalten würde, ihrem Leben ein Ende zu setzen.
    Nein, du wirst der Anrufer sein. Du bist der Flüsterer. Längst ist sie so verwirrt, dass sie dich für die Stimme in ihrem Kopf halten wird, die Stimme ihres Wahnsinns, die zu ihr sagt: Tu es. Tu es einfach.
    Und man wird ihren Abschiedsbrief finden, der gleichzeitig ein Schuldeingeständnis ist.
    Nur du allein kennst die Wahrheit. Du weißt, was es heißt, wenn man keine Lust empfinden kann. Und das kristallklare Lachen junger Frauen, die mit ihren älteren Männern flirten, ist die scharfe Klinge, die sich in deine Eingeweide bohrt.
    Willst du dir die Filme noch mal ansehen ? Du hast alles auf deinem Rechner. Man sieht die Ledergestalt, und man sieht das verspiegelte Visier. Man sieht den Hammer und das Messer. Man sieht die Wunden, und man sieht das Fleisch. Da sind die Fesseln, die weiße Wäscheleine und das schwarze Tuch. Die Frauen können sich nicht mehr rühren, liegen vergraben unter ihren Männern. Nur du allein weißt, was das für ein Gefühl ist.
    Auch die Sequenzen aus der Zeit vor den Morden kannst du dir ansehen, immer und immer wieder, Bilder, die das Kameraauge lieferte, verborgen im eilfertig herumkurvenden Roboter. Alltagsszenen, in denen die Paare sich unbeobachtet fühlten, aufgenommen aus der Froschperspektive.
    Schnitt. Es ist Nacht. Du hast das Gerät in Position gefahren. Das Auge filmt dich. Nun bist du die Hauptfigur. Du sitzt am Bettrand, der Mann ist bereits tot, du hast ihn auf die Frau gebunden. Sie lebt noch. Sie wimmert unter ihrem schwarzen Tuch, du trägst Helm und Lederanzug und summst leise ein Lied vor dich hin, ein Schlaflied. Es beruhigt dich, lullt dich ein, die Melodie, zu der die Frau stirbt, langsam verblutend. Keine Tonspur auf dem Film, du kannst sie dennoch hören, die Melodie ist in deinem Kopf.
    Dir bleiben die Filme und Theresa die Schuld.
    Sie wird büßen, denn sie hat deine Lust zerstört.
    Im Glauben, eine Serienm örderin zu sein, wird sie sterben, und das ist dein Verdienst.
    All deine Tricks, die Erpresserbriefe, die Aufforderung, Carlotta Torwald einen Kuchen zu backen, die entlarvenden Fotos, die sie in Mara Hertlings Wohnung zeigen, der so provozierte Streit und ihre Demütigung, deine Anrufe als Flüsterer, die suggestive Kraft, mit der du ihr weismachtest, sie habe in den Nächten, an deren Abläufe sie sich nicht mehr erinnern konnte, die Morde begangen, bis hin zu dem Gespräch in der Bar mit Lisa Brobrowski, über die du in Erfahrung gebracht hast, dass sie mit ihrem Freund in Swingerclubs unterwegs ist, und der du sagtest: »Es gibt da eine Frau, die wird euch beide interessieren, sie steht auf Dreier, nur ist sie ein bisschen schüchtern. Sie hat ein paar Probleme mit ihrem Gedächtnis, sag ihr einfach, sie hätte sich am letzten Dienstag- und am Freitagabend bei dir volllaufen lassen, und du hättest sie nach Hause gebracht in ihre Wohnung in dem Hochhaus am Rathenauplatz. Das wird sie so sehr erleichtern, dass sie dir gefügig wird wie ein dressiertes Tierchen. Und noch etwas: Sie mag Schokokuchen, und sie würde dich gerne damit füttern, das könnte doch eine ganz besondere Variante sein für euer Spielchen zu dritt.«
    All diese Tricks haben wunderbar funktioniert.
    Das Wichtigste aber war die Medizin, die du