Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
dass ihre Bluse noch weiter aufgeknöpft war, sie schien keinen BH zu tragen. Lisa reichte ihr den Drink und streifte dabei ganz sacht mit den Fingern ihren Arm, es verursachte bei ihr eine Gänsehaut.
»Setz dich.«
Es waren Schalensessel, in denen sie beide versanken. Theresa trank hastig. Lisa schlug die Beine übereinander.
»Nervös ?«, fragte sie.
»Ja.«
Sie sollten sich jetzt lieber konzentrieren, die Zeugenaussage durfte keine Lücke aufweisen, sie wusste doch, wie pingelig bei der Polizei gearbeitet wurde, sie kannte die Fangfragen, Gegenfragen, die Spielchen, die sie mit einem trieben. Hilmar hatte ihr das einmal erklärt in einem der seltenen Momente, da er mit ihr über seine Arbeit sprach, und ihr vorgemacht, wie er einen Verdächtigen in die Mangel nahm.
»Ich bin auch ziemlich aufgeregt«, sagte Lisa und nippte an ihrem Drink.
Dann stand sie auf und bediente die Stereoanlage. Die Musik, die aus den Boxen drang, war träge und lasziv, sie deutete ein paar tänzelnde Bewegungen an, ihre Pumps hatten extrem hohe Absätze, Theresa konnte nicht anders, als an ihren Beinen hochzuschauen. Es waren schöne Beine, überhaupt war sie sehr attraktiv.
Vieles an ihr erinnerte Theresa an die junge Frau, zu der sie selbst hätte werden können, munter, voller Energie, begehrenswert und stets zu einem Lächeln bereit. Lisa war wie ein Spiegel für sie, in dem sie sich als die Person betrachten konnte, die sie selbst gern wäre.
Und letztlich hatte Lisa auch eine gewisse Ähnlichkeit mit Mara. Nicht unbedingt im Aussehen, sondern in ihrem Wesen.
Es war das Lachen.
Ja, auch Mara konnte so hell und klar lachen.
Arme Mara. Würde sie den Mordanschlag überleben ? Jemals wieder froh sein können ?
Nein, es war ihr bestimmt zu sterben.
Plötzlich saß Lisa dicht bei ihr auf der Kante des Sessels.
»Ich freue mich, dass du hier bist, Theresa.«
»Könnten Sie … würden Sie …« Sie brachte es nicht mehr fertig, sie zu duzen, und ihr fehlten die Worte.
»Was ?«
»Wir müssen anfangen.«
»Aber ja.«
Lisa nahm ihr das Glas weg.
»Deine Hände sind ganz kalt. Soll ich sie dir wärmen ?«
»Wir müssen die Zeugenaussage durchgehen.«
Sie lächelte.
»Die Aussage, klar.«
Theresa wurde mulmig zu Mute. Mit einem Mal verschwamm Lisas Gesicht vor ihren Augen. Sie wischte sich über die Stirn, ihr war heiß, unglaublich heiß.
»Was ist denn ?«
Sie konnte nichts erwidern.
»Du bist schüchtern, kleine Theresa.« Ihr Mund war dicht an ihrem Ohr. »Und das gefällt mir an dir.«
Was geschah nur mit ihr ? Träumte sie das bloß ?
Und dann spürte sie Lisas Hand in ihrem Nacken.
»Du trägst ein schönes Kleid.«
»Ich bin ein wenig durchgeschwitzt. Konnte mich nicht mehr zurechtmachen.«
»Warum nicht ?«
»Meine Wohnung.«
Die geheime Wohnung am Rathenauplatz, hallte eine Stimme in ihrem Kopf. Kurzzeitig entfernte sich alles von ihr. Das machte ihr Angst.
»Komm, wir tanzen.«
Sie wurde von Lisa hochgezogen, konnte sich nicht dagegen wehren. Und schon war sie dicht an sie gepresst und wiegte sich mit ihr in den Hüften.
»Kennst du das alte Lied ?«
Ja, dachte sie. Das ist von Sade .
» Smooth Operator .« Lisa summte an ihrem Ohr die Melodie mit.
Natürlich kannte sie es. Es stammte aus einer Zeit, in der sie sich oft zur Musik bewegt hatte. Tanzen war doch einmal ihr Leben gewesen. Wenn die Klänge durch ihren Körper gewandert waren, hatte sie alles um sich herum vergessen können.
Und für einen Moment konnte sie sich entspannen. Die Situation war komisch, sie allein mit einer Frau, eng umschlungen, sie spürte Lisas Brüste an den ihren, und ihr war beinahe, als dürfte sie es sich gefallen lassen. Sie musste daran denken, dass sie als Schülerin einmal mit einer Freundin auf einer Party Blues getanzt hatte, beschwipst, vergnügt und irgendwie auch einen Tick zu verschmust.
»Schön ist das«, sagte eine Stimme, und Theresa verstand erst nicht, und plötzlich pressten sich Lisas Lippen auf ihren Mund, und das ging ihr dann doch zu weit.
»Gut, sehr gut«, sagte die Stimme, aber es war nicht Lisa, die da sprach, das war ja nicht möglich, denn Lisa küsste sie gerade, Theresa hatte ihre Zunge im Mund, und sie schwitzte, bekam keine Luft mehr, ihr wurde schwindlig, und die Stimme kam jetzt näher.
»Oh ja, das ist wundervoll !« Sie erschrak, denn es war eine männliche Stimme.
Theresa machte sich von Lisa los und taumelte zurück.
»Hallo, ich bin Claude.«
Sie verstand noch
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