Die Totgesagten
sich immer noch für Tiere. Dass er in einer Zoohandlung arbeiten durfte, war … ein Gottesgeschenk. Er war für die Fütterung verantwortlich und musste die Käfige und Aquarien sauber halten, und er liebte diese Arbeit. Er war fleißig und zuverlässig.«
»Dürfen wir uns einen Moment umsehen?«, fragte Patrik sanft.
Eva stand auf. »Sehen Sie sich ruhig alles an und stellen Sie so viele Fragen, wie Sie wollen. Hauptsache, Sie tun alles, damit Rasmus und ich endlich Frieden finden.«
Nachdem sie aus dem Zimmer gegangen war, sahen Patrik und Martin sich schweigend an. Sie brauchten nichts zu sagen. Beide spürten die Verantwortung auf ihren Schultern. Sie wollten die Hoffnungen von Rasmus’ Mutter nicht enttäuschen, aber sie konnten ihr nicht versprechen, dass ihre Ermittlungen irgendwohin führen würden. Doch sie wollten alles tun, was in ihrer Macht stand.
»Ich werfe einen Blick in die Schubladen, und du köntestdir vielleicht den Kleiderschrank vornehmen.« Patrik zog die oberste Schreibtischschublade auf.
»Klar.« Martin ging auf die schlichte weiße Schrankwand zu. »Suchen wir etwas Bestimmtes?«
»Ehrlich gesagt, habe ich nicht die geringste Ahnung. Irgendeinen Hinweis auf eine mögliche Verbindung zwischen Rasmus und Marit.«
»Okay«, seufzte Martin. Er wusste, dass es schon schwer genug war, etwas zu finden, wenn man wusste, wonach man suchte. Aber nach etwas völlig Unbestimmtem zu suchen war fast unmöglich.
Sie verbrachten eine Stunde in Rasmus’ Zimmer, aber nichts erregte ihre Aufmerksamkeit. Rein gar nichts. Bedrückt gingen sie zu Eva, die gerade die Küche aufräumte.
»Danke, dass wir uns in Rasmus’ Zimmer umsehen durften.«
»Nichts zu danken.« Sie sah die beiden hoffnungsvoll an. »Haben Sie etwas gefunden?« Das Schweigen beantwortete ihre Frage, und ihre Hoffnung verwandelte sich in Niedergeschlagenheit.
»Wir suchen nach einer Verbindung zu der Toten in unserem Bezirk. Es handelt sich um eine Frau namens Marit Kaspersen. Sagt Ihnen der Name etwas? Kannte Rasmus sie vielleicht?«
Eva dachte nach, doch dann schüttelte sie langsam den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Den Namen habe ich noch nie gehört.«
»Wir sehen im Moment nur einen offensichtlichen Zusammenhang. Auch Marit trank normalerweise keinen Alkohol, war aber zum Zeitpunkt ihres Todes stark alkoholisiert. Rasmus war nicht zufällig Mitglied in einem Abstinenzverein?«, erkundigte sich Martin.
Wieder schüttelte Eva den Kopf. »Nein.« Sie zögerte einen Augenblick, doch dann wiederholte sie: »Nein, in so einem Verein war er nicht.«
»Okay«, sagte Patrik. »Dann bedanken wir uns fürs Erste.Wir werden uns bestimmt wieder melden und noch mehr Fragen stellen.«
»Sie können mich auch mitten in der Nacht anrufen. Ich bin hier.«
Patrik hätte die kleine Frau mit den rehbraunen Augen am liebsten in den Arm genommen.
Sie waren schon an der Tür, als Eva etwas einfiel. »Warten Sie, ich habe noch etwas für Sie.« Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging ins Schlafzimmer. Einen Augenblick später kam sie zurück. »Hier ist der Rucksack von Rasmus. Er hatte ihn immer bei sich. Auch, als er …« Ihre Stimme brach. »Ich habe es nicht über mich gebracht, ihn aus der Plastiktüte zu nehmen, als ihn mir die Polizei damals zurückgegeben hat.« Eva reichte ihnen den Rucksack von Rasmus, der in einer durchsichtigen Tüte steckte. »Nehmen Sie ihn einfach mit. Vielleicht finden Sie etwas Interessantes.«
Als die Tür hinter ihnen zuging, blieb Patrik stehen und betrachtete die Tüte. Er hatte den Rucksack auf den Fotos vom Fundort der Leiche gesehen. Allerdings war auf ihnen nicht zu erkennen gewesen, dass der Rucksack voller dunkler Flecken war. Patrik begriff, dass es getrocknetes Blut war. Das Blut von Rasmus.
Beim Telefonieren blätterte sie ungeduldig in dem Buch.
»Doch, aber ich habe es hier. – Was zahlt Ihr dafür? – Mehr nicht?« Sie legte enttäuscht die Stirn in Falten. »Aber es ist total super. Ihr könnt eine ganze Serie daraus machen. – Gut, dann rufe ich lieber woanders an. – Zehntausend sind okay. Ich kann euch das Tagebuch morgen geben. Aber erst, wenn das Geld auf meinem Konto ist.«
Zufrieden klappte Tina ihr Handy zu. Sie entfernte sich noch ein Stück vom Heimathof, setzte sich auf einen Stein und fing an zu lesen. Sie hatte Barbie nie richtig kennengelernt. Nicht, dass sie Lust dazu gehabt hätte. Trotzdem war es ein bisschen unheimlich, im Nachhinein in ihren Kopfzu
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