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Die Totgesagten

Titel: Die Totgesagten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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nur ein Vorwand, um die Tatsachen nicht akzeptieren zu müssen. Er hatte Angehörige erlebt, die noch nach Jahren die Augen vor der Wahrheit verschlossen, manche sogar ein Leben lang. Kerstin gehörte nicht zu ihnen. Sie hatte sich Marits Tod gestellt, und diese direkte Konfrontation schien ihr jegliche Energie ausgesaugt zu haben. Langsam schenkte sie den Kaffee ein. »Verzeihung, hätte einer von Ihnen lieber Tee?«
    Gösta und Hanna schüttelten den Kopf. Sie saßen eine Weile schweigend da, bevor Gösta auf Kerstins Frage antwortete.
    »Wir sind auf gewisse Hinweise gestoßen, mit denen wir weiterarbeiten können.« Wieder verstummte er, denn er war unsicher, wie viel er ihr erzählen sollte. Hanna ergriff an seiner Stelle das Wort.
    »Wirhaben Hinweise auf einen Zusammenhang mit einem anderen Mord entdeckt. In Borås.«
    »Borås?« Zum ersten Mal blitzte in Kerstins Augen ein Fünkchen Interesse auf. »Aber … das verstehe ich nicht … Borås?«
    »Ja, wir stehen ebenfalls vor einem Rätsel. Und deswegen sind wir zu Ihnen gekommen. Wir möchten Sie fragen, ob Sie von einer Verbindung zwischen Marit und dem Toten aus Borås wissen.«
    »Was … Wer?« Kerstins Lider flatterten. Sie strich sich die rechte Seite ihrer strengen Pagenfrisur hinters Ohr. »Ein Mann um die dreißig. Er heißt Rasmus Olsson und ist vor dreieinhalb Jahren gestorben.«
    »Ist der Fall denn nicht aufgeklärt worden?«
    Gösta wechselte einen Blick mit Hanna. »Nein, die Polizei hat seinen Tod damals als Selbstmord eingestuft.« »Aber Marit hat nie in Borås gewohnt. Soweit ich weiß, jedenfalls. Sie müssen natürlich Ola noch fragen.«
    »Selbstverständlich werden wir mit Ola sprechen«, sagte Hanna. »Ihnen ist also keine mögliche Verbindung bekannt? Eine Gemeinsamkeit ist, dass Rasmus und Marit zum Todeszeitpunkt beide …« Sie zögerte. »… stark alkoholisiert waren, obwohl sie normalerweise keinen Alkohol tranken. Marit war nicht zufällig Mitglied in einem Abstinenzverein? Oder in einer Kirchengemeinde?«
    Kerstin lachte, und ihr Gesicht bekam wieder einen Hauch Farbe. »Marit? In der Kirche? Nein, das hätte ich gewusst. Wir sind jedes Jahr in die Christmette gegangen, aber ansonsten hat Marit hier nie einen Fuß in die Kirche gesetzt. Sie war wie ich. Wir sind nicht besonders religiös, haben uns aber eine Art Kinderglauben bewahrt, die Überzeugung, dass es da irgendwo noch etwas gibt.« Leise fügte sie hinzu: »Ich hoffe es zumindest.«
    Weder Gösta noch Hanna sagten ein Wort. Hanna starrte auf die Tischplatte, und Gösta meinte, in ihren Augen ein feuchtes Schimmern zu sehen. Er konnte sie gut verste hen.Obwohl er selbst seit vielen Jahren nicht mehr in der Anwesenheit von Hinterbliebenen geweint hatte. Aber sie waren hier, um ihre Arbeit zu machen. »Der Name Rasmus Olsson sagt Ihnen also nichts?«
    Kerstin schüttelte den Kopf und wärmte ihre Hände an der Tasse. »Nein, den Namen habe ich noch nie gehört.«
    »Dann kommen wir im Moment nicht weiter. Natürlich werden wir auch mit Ola reden. Sollte Ihnen noch etwas einfallen, können Sie uns ja anrufen.« Gösta stand auf, und Hanna tat es ihm nach. Sie wirkte erleichtert.
    »Ich melde mich auf jeden Fall.« Kerstin blieb sitzen.
    Als er an der Tür war, konnte Gösta sich nicht mehr beherrschen. »Machen Sie doch einen kleinen Spaziergang. Es ist so schönes Wetter draußen. Sie müssen mal an die frische Luft.«
    »Jetzt hören Sie sich genauso an wie Sofie.« Wieder leuchtete ein Lächeln in Kerstins Gesicht auf. »Aber Sie haben recht. Vielleicht drehe ich heute Nachmittag mal eine kleine Runde.«
    »Gut.« Gösta zog die Tür hinter sich zu. Hanna sah ihn nicht an. Sie war in Gedanken schon wieder auf dem Weg zur Dienststelle.
    Vorsichtig legte Patrik die Tüte mit dem Rucksack auf seinen Schreibtisch. Er wusste nicht, ob es notwendig war, denn die Polizei hatte ja vor dreieinhalb Jahren schon alles untersucht, aber sicherheitshalber zog er Handschuhe über. Nicht nur aus ermittlungstechnischen Gründen. Der Gedanke, das getrocknete Blut auf dem Rucksack mit bloßen Händen anzufassen, gefiel ihm nicht.
    »Mann, was für ein einsames Leben. Richtig tragisch.« Martin sah Patrik zu.
    »Ja, es sieht so aus, als hätte sie außer ihrem Sohn niemand gehabt.« Seufzend zog Patrik den Reißverschluss auf.
    »Es war sicher nicht leicht, das Kind alleine großzuzie hen.Dann der Unfall …« Martin zögerte. »… und der Mord.«
    »Und kein Mensch glaubt dir.«

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