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Die Totgesagten

Titel: Die Totgesagten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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geht es?«
    »Wir untersuchen einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Tod Ihrer Exfrau und einem anderen Mordfall.«
    »Einem anderen Mordfall?« Einen Moment schien er seine beherrschte Maske zu verlieren, doch wenige Sekunden später hatte er sich wieder im Griff.
    »Was für ein Mordfall? Doch nicht etwa dieses Busenwunder?«
    »Sie meinen Lillemor Persson.« Hannas Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, was sie von seiner Ausdrucksweise hielt.
    »Ja, ja.« Ola machte eine abwehrende Handbewegung und brachte damit genauso deutlich zum Ausdruck, wie egal ihm Hannas Ansichten waren.
    Nun bekam Gösta wirklich Lust, dem Kerl eins reinzuwürgen. Am liebsten hätte er den Autoschlüssel aus der Tasche gezogen und genüsslich die spiegelblanke Tischplatte zerkratzt.
    »Nein, wir sprechen nicht von dem Mord an Lillemor Persson.« Göstas Tonfall war eiskalt. »Sondern von einem Mord in Borås. Es geht um einen jungen Mann namens Rasmus Olsson. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    Ola wirkte aufrichtig erstaunt. Aber das hatte nichts zu bedeuten. Gösta waren im Laufe seines Berufslebens schon viele begabte Schauspieler begegnet. Manche hätten dem Nationaltheater alle Ehre gemacht.
    »Borås? Rasmus Olsson?« Seine Worte klangen wie ein Echo des Gesprächs, das sie eine Stunde zuvor mit Kerstin geführt hatten. »Nein, keine Ahnung. Marit hat nie in Borås gewohnt. Und einen Rasmus Olsson kannte sie nicht. Jedenfalls nicht, solange wir zusammen waren. Was sie nachher getrieben hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Angesichts des zweifelhaften Umgangs, den sie seitdem Ende unserer Ehe pflegte, wäre natürlich alles denkbar.« Gösta steckte die Hand in die Hosentasche und griff nach seinem Autoschlüssel. Es juckte ihn in den Fingern.
    »Ihnen ist also keine Verbindung zwischen Marit und Borås beziehungsweise der erwähnten Person bekannt?«, vergewisserte sich Hanna noch einmal.
    »Drücke ich mich irgendwie undeutlich aus? Anstatt mich hier alles mehrfach sagen zu lassen, sollten Sie sich lieber Notizen machen …«
    Gösta umklammerte den Schlüsselbund noch fester. Doch Hanna schien sich an Olas spitzer Zunge nicht zu stören. »Rasmus hat keinen Alkohol getrunken, genau wie Marit. Könnte es da einen Zusammenhang geben? Einen Verein vielleicht?«
    »Nein. Ich verstehe auch nicht, warum Sie so viel Wind darum machen, dass Marit nicht trank. Sie interessierte sich einfach nicht dafür.« Er stand auf. »Ich schlage vor, dass Sie wiederkommen, wenn Sie relevantere Themen zu besprechen haben. Beim nächsten Mal würde ich aber ausdrücklich einen Besuch bei mir zu Hause vorziehen.«
    Mit dem aufrichtigen Wunsch, endlich diesen Raum zu verlassen und sich so weit wie möglich von Ola zu entfernen, standen Gösta und Hanna auf. Sie machten sich nicht die Mühe, sich zu verabschieden. Hier war jede Höflichkeit verschwendet.
    Der Besuch bei Ola hatte ihnen keine neuen Informationen geliefert. Doch irgendetwas ließ Gösta keine Ruhe. Es hatte mit Olas Reaktion zu tun, mit dem, was er gesagt beziehungsweise nicht gesagt hatte. Auf dem Rückweg versuchte Gösta fieberhaft, sein vages Gefühl in Worte zu fassen. Aber es gelang ihm einfach nicht.
    Auch Hanna war still. Sie betrachtete die Landschaft und wirkte vollkommen in ihrer eigenen Welt versunken. Gösta wäre gern einen Schritt auf sie zugegangen, indem erihr ein tröstendes Wort sagte. Doch er ließ es bleiben. Er wusste ja nicht einmal, ob sie Trost brauchte.
    Es war immer so schön ruhig in der Wohnung, wenn Papa in der Arbeit war. Sofie war am liebsten allein zu Hause, denn ihr Vater ging ihr auf die Nerven. Dauernd machte er Stress wegen der Hausaufgaben, wollte wissen, wo sie gewesen war, wohin sie ging, mit wem und wie lange sie telefoniert hatte. Nerv, nerv, nerv. Außerdem musste sie ständig aufräumen. Keine Ränder von Gläsern auf dem Wohnzimmertisch, keine benutzten Teller in der Spüle, die Schuhe mussten ordentlich im Schuhregal aufgereiht werden, in der Badewanne durften nach dem Duschen keine Haare liegen … Die Liste ließ sich unendlich fortsetzen. Sie wusste, dass dies einer der Gründe war, warum Marit ihn verlassen hatte. Sofie hatte die Streitereien mit angehört und kannte schon mit zehn Jahren alle Nuancen eines Ehekrachs. Irgendwann war ihre Mutter gegangen. Solange sie noch am Leben gewesen war, konnte Sofie jede zweite Woche Luft holen und sich von der akribischen Ordnung erholen. Bei Marit und Kerstin hatte sie die Füße auf den

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