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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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begegneten sich erst, als er zu ihr unter das Fell schlüpfen wollte. Ein unverfängliches Thema anschneidend fragte er sie: „Was macht die Wunde? Schmerzt sie noch sehr?“ Elea schüttelte nur mit dem Kopf. Dann drehte sie sich vom Rücken vorsichtig auf die Seite, um ihm besser ins Gesicht sehen zu können. Diesmal war es Maél, der sich auf den Rücken legte. Er starrte angestrengt mit unter dem Kopf verschränkten Armen an die Decke des Zeltes. Elea nahm sich schließlich ein Herz und begann zu sprechen: „Maél, bitte zieh dich nicht vor mir zurück und entsage uns nicht die wenigen Zärtlichkeiten, die uns noch bleiben. Es werden unsere letzten sein auf unbestimmte Zeit, vielleicht sogar für immer. Außerdem, wenn meine Unberührtheit nach dem Knüpfen des Bandes nutzlos geworden ist, dann können wir doch...“
    Maél ließ Elea nicht weiterreden. Er drehte sich abrupt zu ihr um. „Lass uns jetzt nicht davon sprechen! Ja? Ich bin müde. Morgen, beim ersten Tageslicht, werden wir weiterreiten. Wir kommen bei dem tiefen Schnee wesentlich langsamer voran. Es wird für alle anstrengend werden. Ich weiß, du hast den ganzen Tag geschlafen. Aber versuche bitte trotzdem zu schlafen! Willst du dich an mich oder soll ich mich an dich schmiegen?“
    In Elea wirkte immer noch diese wundervolle Empfindung von eben nach und da sie sie auch als schöne, wertvolle Erinnerung in sich tragen wollte, verzichtete sie auf eine aufwühlende Auseinandersetzung und drehte sich ohne ein weiteres Wort auf die andere Seite. Maél legte sofort seinen Arm um sie und ergriff ihre Hand. Es dauerte nicht lange, da spürte Elea, wie Maéls Atem leise und gleichmäßig ihr Haar streifte. Es war das erste Mal, dass er vor ihr eingeschlafen war.
    ***
     

    Darrach lag auf dem schmalen Bett in seinem Arbeitszimmer. Er hatte das Fenster geöffnet, um seinen vom Denken erschöpften Geist durch die frostige Luft, die ins Zimmer strömte, zu erfrischen. Die Kälte sollte ihn davor bewahren, in der kurzen Pause, die er sich gönnte, den Kampf gegen seine Müdigkeit zu verlieren. Seit Maél mit Elea das Schloss verlassen hatte, hatte er kein Auge mehr zugetan. Vor dem Aufbruch hatte er ihn noch einmal zu sich gerufen, um ihm von seinem Gespräch unter vier Augen mit ihr zu berichten. Er wollte ihn eindringlich davor warnen, sie in die Nähe von Tieren zu lassen, vor allem von den Akrachón-Wölfen. Vielleicht hatte sie die Macht, sie so zu manipulieren, dass sie sie als Waffe gegen Maél und die anderen einsetzen konnte.
    Als er Maél genau schilderte, wie er sie dazu gebracht hatte, ihm dieses Geheimnis preiszugeben, meinte er für den Bruchteil eines Augenblicks ein Zucken in Maéls Gesicht gesehen zu haben. Aber er musste sich getäuscht haben. Er hatte Elea selbst geschlagen und gequält und die Verletzung, die sie ihm Gesicht hatte, als sie in Moray ankamen, war eindeutig nicht älter als ein Tag.
    Darrach stand kurz vor dem Durchbruch bei der Enthüllung von Eleas Identität. Er war gerade mit der Entschlüsselung einer Schriftrolle fertig geworden, in der der Gelehrte Beobachtungen niedergeschrieben hatte, bei denen ein Mädchen die Gabe besaß, Empfindungen von Tieren zu fühlen und ihre eigenen ihnen zu vermitteln. Im Laufe der Jahre ging diese Gabe sogar soweit, dass sie sie auch auf Menschen anwenden konnte. Diese Information versetzte Darrach sofort in Alarmbereitschaft. Beim weiteren Übersetzen bekam er noch heraus, dass jener Gelehrte in einem dreihundert Jahre alten Buch über Hexen seine Forschungen bezüglich dieser außergewöhnlichen, jungen Frau weiter betrieben hätte und dass er auf ein uraltes Hexengeschlecht gestoßen sei. Damit endete die Schriftrolle. Darrach hatte daraufhin jedes einzelne Buch, das sie in der geheimen Kammer gefunden hatten, in die Hand genommen. Dieses war jedoch nicht darunter. Es musste dem Feuer zum Opfer gefallen sein, das auch schon die Schriftrolle bezüglich der Auserwählten beschädigte. Völlig erschöpft ließ er sich auf sein Bett fallen. Ihm war klar, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als die etwa hundert Schriftrollen, die er noch nicht übersetzt hatte, durchsehen zu müssen, um diejenige zu finden, auf die der Gelehrte möglicherweise seine weiteren Erkenntnisse niedergeschrieben hatte. In seinem Kopf drehte es sich. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Seit zwei Tagen hatte er ab und zu nur ein paar Schlucke Wasser zu sich genommen. Zum Essen hatte er keine Zeit. Dies

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