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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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jeden Fall reichen.
    „ Wo bleibst du nur so lange? Du musst unbedingt zu mir hinunter kommen und dir anschauen, was ich entdeckt habe“, sagte sie in fordernder Stimme und erhob sich. „Elea, ich bin froh, wenn ich dich heil wieder nach oben gebracht habe. Dann werde ich wohl kaum selbst in diesen Eisschlund hinunterklettern. Du kannst mir doch sagen, was du entdeckt hast!“
    „ Nein! Das kann ich nicht. Du musst dir es mit eigenen Augen ansehen, Maél. Ich bitte dich! Es ist wichtig. Sehr wichtig. Es betrifft dich.“ Verdammt! Diese Frau treibt mich noch in den Wahnsinn! „Also gut. Aber ich warne dich! Wenn deine Entdeckung nicht von außerordentlicher Tragweite ist, dann werde ich dich heute Abend vor allen übers Knie legen. Ich bin schon so wütend genug auf dich, weil du einfach drauflos gerannt bist, als hättest du dich auf einer grünen, duftenden Frühlingswiese befunden.“ Maél drehte seinen Kopf nach hinten, um zu sehen, wie weit Jadora noch entfernt war. Er konnte ihn laut vor Anstrengung schnaufen hören.
    „ Bewege dich so wenig wie möglich! Ich muss noch warten, bis Jadora da ist. Er muss mich mit dem Seil hinunter lassen.“ Elea ließ sich wieder auf dem eisigen Vorsprung nieder und pustete gelangweilt ihren heißen Atem durch den Mund aus, um zu sehen, wie sich in dem rötlichen Licht kleine Dampfwolken bildeten. Endlich hörte sie von oben Stimmen und nahm Bewegungen wahr. Sie stand wieder auf und machte Maél Platz, der sich direkt über ihr vorsichtig über den Rand der Gletscherspalte schwang und von Jadora stückchenweise an einem Seil hinunter gelassen wurde, wobei er sich mit den Füßen an der Wand abstützte. Es dauerte nicht lange, da landete er neben ihr und sah ihr zugleich grimmig und erwartungsvoll ins Gesicht. „Und? Was ist so bedeutungsvoll, dass ich mich mit meiner gebrochenen Hand zu dir hinunterhangeln musste?“ Elea erschrak, weil sie überhaupt nicht mehr an seine verletzte Hand gedacht hatte. Sie wollte gerade zu einer Entschuldigung ansetzten, als Maél sie etwas zur Seite schob. „Verflucht! Ist das ein Drache? Im Eis eingefroren?“
    „ Ja! Aber da ist noch etwas viel Bedeutungsvolleres.“ Elea nahm ihn an die Hand und zog ihn etwas zu sich hinüber, sodass er dem Wesen genau gegenüber stand. Maéls Augen wurden immer größer. Mit seiner freien Hand raufte er sich nervös die Haare. Elea spürte, wie sein Herz zu rasen begann. Er konnte den Blick nicht von dem Mann wenden, der ihn aus seinen schwarzen, schräg stehenden Augen und dem aufgerissenen Mund anstarrte, auch dann nicht, als Elea seine Hand drückte und zu ihm mit sanfter Stimme sprach: „Maél, vielleicht verstehst du jetzt, warum ich wollte, dass du zu mir hinunter kommst. Du hättest es mir niemals geglaubt, wenn ich dir geschildert hätte, was ich gesehen habe.“ Maél konnte immer noch nicht sprechen. Er nickte nur geistesabwesend und musterte die Gestalt gründlich von oben bis unten und dann wieder von unten nach oben. „Maél, du stammst von dem Volk dieses Mannes ab. Da bin ich mir ganz sicher. Weißt du, was das bedeutet? Du bist dem Geheimnis um deine Herkunft ein bedeutendes Stück weitergekommen. Womöglich lebte es oder vielleicht lebt es sogar immer noch im Akrachón.“ Endlich fand Maél seine Sprache wieder, wenn sie auch nur sehr leise war. „Sehe ich wirklich so aus, wenn ich mich verwandelt habe? Ich habe mich noch nie in verwandeltem Zustand im Spiegel betrachtet.“ Elea wollte gerade auf Maéls Frage antworten, als Jadora sich von oben bemerkbar machte. „Was ist los mit euch beiden? Wollt ihr da unten Wurzeln schlagen oder können wir endlich damit beginnen, euch wieder hoch zu holen. Es wird schon dunkel, Maél.“
    „ Verdammt! Ja! Wir kommen schon!“ Ohne den Mann, von dessen Volk er allem Anschein nach abstammte, aus den Augen zu lassen, löste er den Knoten des Seils um seinen Bauch. Erst als er es um Elea band, riss er seinen Blick von dem Wesen los und sah in Eleas Gesicht, dessen ernster Ausdruck in ein aufmunterndes Lächeln überging. „Jadora zieht dich zuerst hoch, dann mich. In Ordnung?“ Elea nickte. „Und was ist mit dem Drachen? Er leuchtet genauso wie mein Haar und der Stein. In ihm scheint, noch Leben zu stecken.“
    „ Elea, wir können nichts für ihn tun. Außerdem glaube ich kaum, dass er noch lebt. Wer weiß wie viele Jahre oder Jahrhunderte er schon in dem Gletscher eingefroren ist. - Los! Jadora wartet.“ Maél gab Jadora ein Zeichen,

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