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Die Tränen der Justitia (German Edition)

Die Tränen der Justitia (German Edition)

Titel: Die Tränen der Justitia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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während Lukas versuchte, sich in die Zeitungslektüre zu vertiefen. Doch sein Blick schweifte immer wieder ab und verlor sich in der unendlichen Weite. Spannung lag in der Luft. Als Julia den Kommissär erblickte, sprang sie sofort auf.
    «Lena?»
    «Nichts Neues, Julia. Es tut mir sehr leid.»
    Sie stöhnte und liess sich aufs Polster zurückfallen.
    «Bis gestern flammte jedes Mal Hoffnung auf, wenn ich euch sah. Jetzt … jetzt fürchte ich mich davor, dass ihr mir die schlimme Botschaft überbringt.»
    «No news are good news. Ich weiss, ein abgedroschener Spruch. Aber wir glauben, dass Lena lebt.»
    «Du musst … du musst mich nicht beruhigen, Nadine. Ich weiss, dass sie tot ist. Ich spüre es», flüsterte sie kaum hörbar.
    Emma, die Ferrari und Nadine nach oben begleitet hatte, setzte sich neben sie.
    «Wir müssen stark sein, Julia. Wir dürfen nicht verzweifeln. Josef … er darf nicht umsonst gestorben sein.»
    Lukas faltete die Zeitung zusammen.
    «Ich hätte ihn niemals allein gehen lassen dürfen. Niemals … in die Nacht hinein mit dem Stock und dem Koffer. Er war ein leichtes Opfer.»
    «Wir möchten mit dir nochmals alle Details durchgehen, vom Anruf bis zur Geldübergabe. Möglich, dass wir da irgendetwas übersehen. Stehst du das durch, Lukas?»
    «Vor meinen Augen läuft es wie ein Film ab, Francesco. Immer und immer wieder. Warum liess ich ihn allein gehen? Weshalb bin nicht ich gegangen?»
    «Bitte, erzähl uns von Anfang an, wie alles abgelaufen ist.»
    «Wir waren so verblendet. Der Mann rief an …»
    «Wieder mit verstellter Stimme?»
    «Beinahe unverständlich, ein Gekrächze. Er verlangte nach Josef. Wir stellten den Lautsprecher ein, um mitzuhören. Er fragte, ob wir das Geld hätten und ob alles Zweihunderternoten seien, wie er verlangt hätte. Dann wies er uns an, um neun Uhr auf dem Parkplatz in der Grün 80 auf seinen Anruf zu warten.»
    «Verlangte er ausdrücklich Josef als Boten?»
    «Zuerst war das gar kein Thema. Erst zum Schluss sagte er: ‹Ich will, dass Sie das Geld bringen. Allein, ohne Ihren Sohn und ohne Polizei. Sonst lege ich euch morgen Lena tot in den Vorgarten.› »
    «Sagte er Sie oder du?»
    «Sie. Da bin ich mir ganz sicher. Ist das wichtig?»
    «Vermutlich nicht. Bitte weiter, Lukas.»
    «Ich holte das Geld in der Bank ab. Marcel beschwor mich, ein Taxi zu nehmen. Ich bin dann bis zum Aeschenplatz gerannt. Auf Umwegen, weil ich Angst hatte, jemand könnte mich verfolgen! Am Aeschenplatz nahm ich ein Taxi und fuhr nach Hause, wo wir gemeinsam das Geld zählten.»
    Nadine sah ihn fragend an.
    «Wir wollten einfach sicher sein, dass sich die Bankleute nicht verzählt haben und dass es auch wirklich alles Zweihunderterscheine sind. Einen Fehler konnten wir uns nicht leisten. Der Erpresser hätte doch sofort geglaubt, wir würden mit falschen Karten spielen.»
    «Bis zum Abend ging es eine Ewigkeit», ergänzte Julia. «Wir unterhielten uns. Ich weiss gar nicht mehr über was. Einfach über alles, nur nicht über die Geldübergabe. Dieser Nachmittag schien nie mehr enden zu wollen.»
    «Um acht sind wir mit Vaters Ford losgefahren. Viel zu früh, aber wir wollten nicht zu spät kommen. Wir parkierten im unteren Teil des Parkplatzes beim Restaurant und warteten. Dann kam endlich der Anruf, es war viertel nach neun. Ein Mann forderte Josef auf, zum Dinosaurier zu gehen … Zuerst wollte ich ihm nachschleichen, aber dann dachte ich, wenn einer beim Dinosaurier steht und vielleicht ein Zweiter auf der Anhöhe bei der Luginbühl-Plastik, gefährde ich alles. Also bin ich sitzen geblieben. Nichts geschah. Nach einer halben Stunde, es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bin ich dann zum Dinosaurier gerannt und fand meinen Vater … Er lag in einer Blutlache … erstochen … Mein Gott!» Lukas schlug die Hände vors Gesicht.
    «War die Stimme des Anrufers auch beim dritten Mal verstellt?»
    «Nein! Sie war ganz normal, das ist mir bisher gar nicht aufgefallen.»
    «Würdest du die Stimme wiedererkennen?»
    «Nein. Ich konnte nur wenig mithören. Der Mann sprach Baseldeutsch oder besser gesagt Dialekt, so viel ist sicher.»
    «Wir haben die Nummer überprüft, er rief vom Restaurant aus an. Unten bei den Toiletten gibts öffentliche Apparate. Fingerabdrücke findet man dort zuhauf, das bringt uns nicht weiter. Ist dir jemand auf dem Weg zum Dinosaurier begegnet?»
    «Zwei oder drei Pärchen, aber niemand mit einem Koffer.»
    «Was hast du dann gemacht?»
    «Ich rief Jakob an. Er

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