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Die Tränen der Justitia (German Edition)

Die Tränen der Justitia (German Edition)

Titel: Die Tränen der Justitia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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und Zerstörung von Militäreigentum und man legte ihm nahe, den Dienst zu quittieren. So übernahm Josef Doppler den Römerhof von seinen Eltern. Das Glück, früher gepachtet, schien ihn mit dem Unfall verlassen zu haben. Er ritt das Hotel in die roten Zahlen. Nadine hatte einige Zeitungsausschnitte über den Betrieb zusammengetragen. Immer wieder hiess es, der Römerhof steht vor dem Aus. Die Gerüchteküche brodelte über Jahre. Von einer Übernahme durch die Sharidon-Kette war die Rede, aber auch vom endgültigen Konkurs. Nach der Stabübergabe an seinen Sohn zog sich Doppler aus dem öffentlichen Leben zurück. Vor drei Jahren, nachdem der Plattenlegermeister Art Gründel das Präsidium des BHC übernahm, tauchte Josef Doppler als Vorstandsmitglied des Handballclubs wieder in der Öffentlichkeit auf.
    «Das wissen wir schon alles», stellte Nadine nüchtern fest.
    «Ausser das mit der Handgranate. Wahnsinn!»
    «Du sagst es. So kommen wir nicht weiter. Ich habe mit Mark Hotz abgemacht, Francesco. Ich denke, nach unserem rein hypothetischen Gespräch mit Heller sollten wir nochmals Reto Geisser zu ihm schicken. Was meinst du?»
    «Ich weiss nicht recht.»
    «Irgendwas müssen wir ja tun. Oder hast du eine bessere Idee? … Na also. Los, komm, wir besprechen die Details mit Hotz im Twingo.»
    Die Steinenvorstadt lag wie ausgestorben da. Vor der Weltbild-Filiale wühlten sich einige Schnäppchenjäger durch die Kisten mit Büchern und CDs. Ferrari blieb für einen Augenblick stehen, wurde aber von seiner Kollegin unbarmherzig weggezogen. Die Bildung musste warten. Wie hatte Nadine kürzlich gesagt, alles zu seiner Zeit. Ein Jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde, so hiess es doch in der Predigt Salomos. Am Barfi stiegen sie ins Tram Richtung Kleinbasel ein, dieses Mal sogar ins richtige.
    Mark Hotz sass am Tisch, schob Ferrari seinen Spezial rüber und Nadine ärgerte sich. Das war beinahe schon ein lieb gewordenes Ritual.
    «Ihr Kaffee kommt sofort. Die kalten Getränke konnte ich vorbereiten. Ihre schwarze Brühe soll ja heiss sein. Prost, Herr Kommissär.»
    «Zum Wohl, Herr Hotz.»
    Eine halbe Stunde lang diskutierten sie über die sinnvollste Methode, Heller auf den Zahn zu fühlen, ohne einen Entschluss zu fassen. Zwischendurch stellte Ferrari die ketzerische Frage, ob Geisser mit offenem Visier kämpfe, was Hotz bejahte.
    «Reto kann sich schlecht verstellen. Der Gedanke, dass Lena tot sein könnte, verfolgt ihn immer noch. Heute früh schlug er sogar vor, Heller nochmals einen Freundschaftsbesuch abzustatten.»
    «Keine schlechte Idee. Ehrlich gesagt, haben wir daran auch schon gedacht.»
    «Ich wusste, dass Sie das sagen, Frau Kupfer. Sie liegen ganz auf meiner Linie. Und, Ferrari, was halten Sie davon?»
    «Ich bin skeptisch.»
    «Wundert mich nicht. Sie können es sich ja nochmals überlegen. Dann schicke ich Frank und Reto zu Heller.»
    «Und der rutscht rein zufällig auf dem Parkett aus. Ich halte das für kontraproduktiv. Kurzfristig jagen wir ihm vielleicht Angst ein. Aber, wie ich den Typen einschätze, wird er sich rasch erholen und auf Rache sinnen. Wer garantiert uns, dass er seine Wut nicht an Lena auslässt?»
    «Okay, dieses Argument muss ich gelten lassen. Was schlagen Sie vor?»
    «Wir müssen ihn irgendwie aus der Deckung locken.»
    «Heller ist ein Narziss.»
    «Was willst du damit sagen, Nadine?»
    «Es genügt ihm nicht, Lena zu töten. Er will, dass wir wissen, dass er es gewesen ist. Er will, dass wir wissen, dass er das perfekte Verbrechen begangen hat.»
    «Pervers!»
    «Wir können nichts gegen ihn tun, obwohl er ein Mörder ist. Das gefällt ihm, das ist seine Vorstellung von dieser Schachpartie.»
    «Wenn ich Sie richtig verstehe, heisst das Zauberwort Provokation. Reto besucht Heller, bringt das Thema auf die Entführung und den Mord. Heller wiegelt ab, daraufhin provoziert ihn Reto. Er muss ihn richtiggehend verhöhnen. Entspricht das Ihren Vorstellungen, Frau Kupfer?»
    «Genau. Geisser soll ihn auslachen. So im Stil ‹Das ist doch alles Blödsinn, was du da erzählst. Ich glaube dir kein Wort›.»
    «Wenns klappt, wird Heller unvorsichtig. Das könnte funktionieren. Echt raffiniert. Wenn Sie so weitermachen, frage ich Sie wirklich, ob Sie bei mir einsteigen wollen. Sie sind nicht nur wunderschön, sondern auch höchst intelligent. Das schätze ich an Frauen.»
    «Danke für das Kompliment.»
    Reto Geisser hörte sich die Taktik ruhig

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