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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Lieutenant Lindsey. »Eine Sauerei sondergleichen, die Sache müsste unbedingt untersucht werden! Aber die Frauen sagen ja nichts – und die Kerle, die den Transport gemacht haben, waren mir nicht unterstellt. Sonst säßen die alle im Gefängnis, bis die Frauen aussagen, da können Sie sich drauf verlassen!«
    Der Offizier redete sich in Rage, was Kevin fast etwas wunderte. Bisher hatte er schließlich keine besonderen Sympathien für seine burischen Schützlinge erkennen lassen.
    »Was ist denn passiert?«, erkundigte sich Kevin. »Ich würde die Frauen gern sehen, wenn Sie es erlauben …«
    Dr. Greenway zuckte die Schultern. »Von mir aus, Sie sind ja Arzt. Aber die Frauen lassen am liebsten niemanden an sichheran. Die eine ist total verstört, die andere kratzt und beißt, wenn man sie untersuchen will. Dabei wäre das sinnvoll, sie hat immer noch Blutungen …«
    Kevin sah ihn an. »Das soll heißen, die Frauen sind vergewaltigt worden? Hier? Im Lager?«
    Lindsey schüttelte den Kopf. »Auf dem Transport. Wobei die Männer, die sie hierher brachten, behaupteten, sie seien es nicht gewesen. Angeblich ein Kavallerieregiment, das sie zeitweise begleitete. Das wird manchmal gemacht, wenn wir Burenkommandos in einem Gebiet vermuten, durch das wir die Frauen und Kinder bringen müssen. Dann bitten die Transportkommandos Truppen um Schutz.«
    »Schutz?«, fragte Kevin bitter.
    Lindsey zuckte die Schultern. »Ich kann Ihnen nur sagen, dass so was selten passiert. Zumindest kriegen wir es nicht mit. Eine Vergewaltigung sieht man der Frau ja nicht zwangsläufig an. Aber in diesem Fall wurden die Mädchen obendrein zusammengeschlagen. Wahrscheinlich, weil sie sich wehrten. Jedenfalls mussten wir sie hier einweisen, in ihrem desolaten Zustand konnten wir sie nicht in die normalen Zelte schicken. Auch wenn sie unter ihresgleichen vielleicht glücklicher wären.«
    Kevin straffte sich. »Ich möchte sie sehen. Vielleicht kann man sie doch zu einer Aussage überreden. Sprechen die Frauen Englisch? Wenn nicht … wir kriegen morgen einen Dolmetscher.«
    »Sie sprechen gar nicht«, sagte Greenway und führte seinen Kollegen ein paar Schritte weiter zum nächsten abgetrennten Raum. »Die eine ist katatonisch. Und die andere sieht einen gar nicht erst an.«
    Der Arzt zog den Vorhang zur Seite und ließ Kevin eintreten.
    »Ladys, ich bedaure, Sie so kurz nach der Visite wieder stören zu müssen …« Greenway wählte seine Worte bedacht höflich und vorsichtig. Kevins Vorbehalte gegen ihn schwanden. Der Mann tat sicher, was er konnte, um in diesem Hospital menschenwürdige Zustände zu schaffen. Kevin warf einen Blick auf die primitiven Feldbetten, auf denen die Frauen ruhten – zerknittertes gräulich weißes Bettzeug, klumpige Kissen. Das Mädchen auf dem vorderen Bett lag auf dem Rücken. Seine hellblauen Augen starrten zur Decke, eines davon war fast zugeschwollen. Die rechte Wange war aufgerissen, die Lippen zerschlagen. Obwohl es so entstellt war, kam das Mädchen Kevin bekannt vor. »… aber wir haben einen neuen Lagerkommandanten«, sprach Greenway weiter. »Dr. Kevin Drury wird sich in Zukunft gemeinsam mit mir um Sie kümmern. Er …«
    Kevin blickte auf das zweite Bett. Die Frau darin hatte das Gesicht zur Wand hin abgewandt. Man sah nur ihre recht schmale Gestalt unter der Decke und eine Haube, unter der volles hellblondes Haar hervorquoll. Ob es Zufall war, dass sie sich regte, als Greenway Kevins Namen nannte?
    Der Lagerarzt postierte sich neben dem vorderen Bett und dozierte über das Krankheitsbild wie ein Assistenzarzt bei der Visite. »Johanna VanStout, vierzehn Jahre alt, multiple Prellungen und Schlagverletzungen …«
    Kevin erstarrte. Die Frau auf dem anderen Bett wandte sich in diesem Augenblick zu ihm um. Kevin blickte in hasserfüllte tiefblaue Augen, ein verschwollenes Gesicht, aufgeschlagene Lippen. Aber für ihn war sie trotzdem schön …
    »Doortje!«, rief er fassungslos. »Me… Mejuffrouw Van-Stout …«
    Über Doortjes zerschlagenes Gesicht zog ein hässliches Lächeln. Sie konnte sich offenbar kaum rühren, aber in ihren Augen stand lodernde Wut.
    »Sie brauchen sich die Zunge nicht zu verrenken, Herr Stabsarzt Dr. Drury«, sagte sie höhnisch. »Das mit der Jungfrau war einmal …«

KAPITEL 4
    »Und was hast du jetzt vor?«, fragte Atamarie ihre Freundin Roberta.
    Eigentlich eine müßige Frage, Roberta würde natürlich genau das machen, worauf ihr Studium sie vorbereitet

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