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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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hatte. Die frisch gebackene junge Lehrerin würde sich eine Stelle suchen und unterrichten. Ein vorgezeichnetes, ziemlich langweiliges Leben … Atamarie nippte frustriert an ihrem Champagner. Alkoholische Getränke kamen im Hause von Violet Coltrane selten auf den Tisch, aber an diesem Abend hatte sich wohl ihr Mann Sean durchgesetzt. Robertas erfolgreicher Abschluss ihres zweijährigen Studiums musste gefeiert werden. Die Coltranes hatten Freunde und Familie eingeladen, es gab ein großes Dinner, Champagner als Aperitiv und die passenden Weine. Es war ein schöner Abend, und Atamarie hatte Ferien. Sie wusste selbst nicht recht, warum sie derart schlecht gelaunt war.
    Roberta, die absolut keinen Alkohol gewohnt war, hatte schon nach den ersten Schlucken leicht gerötete Wangen und glänzende Augen. Sie sah wunderhübsch aus in ihrem neuen Kleid aus nachtblauer Seide und wirkte glücklich, aber auch erregt – Atamarie hatte sie seit langem nicht mehr so aufgedreht und wach erlebt. Während der beiden Studienjahre hatte sie schließlich nichts anderes getan, als sich dem Bild einer altjüngferlichen Grundschullehrerin weitestmöglich anzugleichen.
    »Na, ich denke, das steht schon seit Jahren fest«, lächelte Reverend Burton, bevor Roberta antworten konnte. »Die Stelle an unserer Schule ist für dich reserviert, Roberta. Wir freuen uns schon alle auf dich.«
    Roberta errötete noch tiefer, und bei Atamarie läuteten jetzt die Alarmglocken. Das war mehr als Freude über ein bestandenes Examen! So sah ihre Freundin immer aus, wenn sie kurz davor stand, mit einer Neuigkeit herauszuplatzen. Offensichtlich hatte sie ihrer Familie etwas mitzuteilen, hielt aber noch damit zurück. Atamaries Neugier war geweckt. Es war eine Sache, wenn Roberta etwas vor ihren Eltern verbarg, seit wann hatte die Freundin jedoch Geheimnisse vor ihr?
    Kathleen Burton, eine genaue Beobachterin, warf ihrem Mann einen missbilligenden Blick zu. »Nun dräng sie mal nicht, Peter«, mahnte sie. »Wer weiß, vielleicht hat sie schon andere Pläne. Womöglich will sie gar heiraten …«
    Patrick Drury, an diesem Abend Atamaries Tischherr, schien schmerzlich zusammenzuzucken. Seine gescheiterte Ehe machte ihm schwer zu schaffen, zumal Juliet noch nichts von sich hatte hören lassen. Nun machte sich niemand außer ihm auch nur die geringsten Sorgen um die selbstbewusste Sängerin, aber Patrick ließ mitunter durchblicken, dass er stundenlang über ihr Verschwinden nachgrübelte und sich ausmalte, was ihr wohl passiert sein könnte. Atamarie lächelte ihm und seiner Tochter aufmunternd zu. Die kleine May saß auf Patricks Schoß, schaute aufmerksam auf das Prickeln in seinem Champagnerglas und brabbelte glücklich vor sich hin.
    Atamarie verkniff sich die Bemerkung, dass sie offenbar die Vorlieben ihrer Mutter teilte. Heather Coltrane, die Atamarie gegenübersaß, schien diesen Gedanken zu teilen – Atamarie registrierte ein über ihr Gesicht fliegendes Lächeln, und gleich darauf flüsterte sie Chloé etwas zu, woraufhin beide lachten.
    Roberta schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, natürlichnicht! Dafür habe ich nun wirklich nicht studiert!« Atamarie fragte sich gespannt, was es dann wohl zu verbergen gab und warum Roberta bei jedem Wort stärker errötete. »Aber ich … also ich dachte …« Roberta holte tief Luft. »Ich hab gestern einen Vertrag unterschrieben«, verkündete sie dann. »Ich gehe nach Südafrika. Für ein bis zwei Jahre.«
    »Südafrika?« Patrick Drury wirkte verblüfft. »Willst du Buren erschießen?«
    Roberta lachte nervös. »Nein. Ganz im Gegenteil, ich … habt ihr denn noch nie von Emily Hobhouse gehört?«
    Violet, ihre Mutter, sah prüfend in die Runde. Kathleen und der Reverend erwiderten den Blick gelassen. Natürlich wussten sie von Miss Hobhouse’ Protesthaltung, sie beobachteten den Krieg ebenso kritisch wie Sean und Violet. Auch Heather und Chloé entging nichts, was mit Frauenrechten zu tun hatte. Lediglich Patrick und Atamarie hatten erkennbar keine Ahnung.
    »Miss Hobhouse setzt sich für die Abschaffung der Konzentrationslager in Südafrika ein«, erklärte Violet schließlich. »Lager, in denen die Frauen und Kinder der burischen Kämpfer zusammengepfercht werden, um ihre Männer zu demoralisieren und zur Aufgabe zu bewegen …«
    »Wozu es ja auch an der Zeit wäre«, bemerkte Patrick. »Dieser Guerillakrieg …«
    »Das ist eine andere Frage«, unterbrach ihn Sean. »Aber Miss Hobhouse

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