Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
Woods schnappe ich mir auch nächste Woche, der unterstützt dich ja noch in dem Wahnsinn!«
»Cecil Woods?«, fragte Atamarie interessiert. »Hat der nicht den ersten Verbrennungsmotor in Neuseeland gebaut?«
Richard nickte und wollte etwas erwidern, aber sein Vater nahm die junge Frau jetzt wahr.
»Wer sind Sie denn? Womöglich dieses Maori-… äh …dings … äh …mädchen, das ihm zusätzlich Flausen in den Kopf gesetzt hat? Wie ’ne Einheimische sehen Sie ja nicht aus, aber sonst …«
»Dies ist Atamarie Parekura Turei«, stellte Richard sie würdevoll vor. »Wir kennen uns von der Expedition nach Taranaki.«
»Und sie ist das einzige Mädchen, von dem Richard je geschwärmt hat!« Eine deutlich freundlichere Stimme, in der aber auch Neugier mitschwang. Sarah Pearse kam hinter ihrem Mann aus dem Haus und bedachte alle Anwesenden mit einem gewinnenden Lächeln. Tatsächlich hatte sie die gleichen braunen Locken und sanften Augen wie ihr Sohn. »Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen! Digory, nun erschreck die junge Frau nicht, bitte sie lieber herein. Oh, Himmel, Dicky, was ist dir denn passiert?« Peterson half Richard eben vom Bock, und seine Mutter sah sein verschrammtes Gesicht und bemerkte sein Hinken. »Nicht wieder ein Versuch, mit dieser Höllenmaschine in die Luft zu gehen! Komm, Dicky, ich schau mir das gleich an, wir verbinden deinen Fuß, und … warten Sie, Mr. Peterson, ich geben Ihnen was für Joan mit, als kleine Entschuldigung für die Sache mit den Ziegen … wir haben heute Marmelade eingekocht … Jenny, so hol doch gerade ein Glas …«
Letzteres richtete sich an ein schlaksiges, vielleicht zwölf- oder dreizehnjähriges Mädchen, das der Szene bislang vom Eingang des Farmhauses aus zugesehen hatte. Ebenso wie mindestens fünf weitere Kinder. Atamarie lächelte ihnen zu.
Sarah Pearse schien eine jener ungemein tüchtigen Frauen zu sein, die alles gleichzeitig tun konnten. Sie dirigierte Peterson mit Richard ins Haus und fand für jedes der Kinder irgendeine Aufgabe, die mit der Bewirtung der Gäste zu tun hatte. Sehr schnell hatte sie Peterson und ihren Gatten mit selbstgemachter Brombeerlimonade auf die Terrasse dirigiert und fand nun Zeit, sich um Richard zu kümmern.
»Kommen Sie mit!«, forderte sie Atamarie auf, während sie ihren Sohn auf einen Stuhl zwang und erst mal die Wunden in seinem Gesicht musterte. »Das machen wir jetzt sauber, Sie können die Schüssel mit dem Wasser halten …«
Atamarie tat brav, was sie befahl. Anscheinend testete Richards Mutter sie hier auf Zimperlichkeit, aber was das anging, hatte sie nichts zu befürchten. Atamarie interessierte sich zwar nicht sehr für Medizin, aber sie konnte Blut sehen. Insofern machte es ihr auch nichts, als sich das Wasser in der Schüssel langsam rot färbte, während Sarah Pearse die Wunden ihres Sohnes mit einem Stück Gaze auswusch. Richard zuckte zusammen, als sie dann eine Salbe auftrug. Atamarie verzog gleichfalls das Gesicht. Sie kannte das Zeug, ihr Großvater pflegte seine Pferde und Schafe damit zu behandeln – es brannte wie Feuer.
Sarah Pearse zog ihrem Sohn jetzt Schuh und Strumpf aus, um seinen inzwischen geschwollenen Fuß zu bandagieren. Bei all dem redete sie unausgesetzt auf ihn ein.
»Du musst mit diesem Unsinn aufhören, Dicky, die ganze Nachbarschaft redet ja schon davon, und es tut mir weh, wenn sie dich den ›verrückten Dick‹ nennen. Schau, du hast diese schöne Farm, du könntest etwas daraus machen … und was für ein hübsches Mädchen du da erobert hast.« Richards Mutter warf Atamarie ein warmes Lächeln zu. »Sie müssen mir unbedingt mehr von sich erzählen, Atamarie. Ich darf Sie doch so nennen, oder? Ich habe Sie mir ganz anders vorgestellt, ich dachte, Sie seien Maori. Aber das wäre mir auch recht, wissen Sie? Wenn mein Richard nur überhaupt ein Mädchen findet,ich denke … ich denke, eine Frau würde ihn … sozusagen … erden.«
Richard warf Atamarie einen verzweifelten Blick zu, aber die war noch zu sehr damit beschäftigt, erfreut die Nachricht zu verdauen, dass Richard von ihr geschwärmt hatte, um sich erste Sorgen darüber zu machen, dass Mrs. Pearse sie wohl schon halb als Hausfrau auf Richards verwahrloster Farm sah. Darüber hinaus war Atamarie ganz sicher niemand, der einen anderen erdete.
»So, und nun bleiben Sie natürlich zum Essen, Atamarie … keine Widerrede, ich möchte Sie kennenlernen. Ein Bett finden wir auch für Sie, Sie
Weitere Kostenlose Bücher