Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin
»Muss er ja nicht«, sagte sie trotzig. »Ich mach das wirklich nicht, weil …«
Heather seufzte. »Na dann viel Glück!«, murmelte sie.
Heather half ihrer Nichte, den Transport des Motors nach Timaru zu organisieren. Das war nicht ganz einfach, schließlich konnte sie ihn nicht einfach mit in ein Zugabteil nehmen.
»Und außerdem fahre ich mit!«, erklärte Heather resolut. »Ich werde mir den Mann einmal ansehen. Chloé kann mit Rosie nach Addington fahren, bevor die vor Aufregung platzt. Ich hab sowieso keine Ahnung von Trabrennen, ich könnte Trotting Diamond höchstens durch einen Wetteinsatz unterstützen.«
Chloé lachte. »Und damit deine unsterbliche Seele gefährden, wie Violet sicher argwöhnen würde. Da bist du in der Waitohi-Ebene zweifellos weniger gefährdet.«
Heather zog die Augenbrauen hoch. »Bist du sicher, dass der Teufel nicht gerade in ländlichen Regionen residiert?«, fragte sie. »Also, nach dem, was ich von Atamarie höre, erwarten mich dort mehr böse Geister, als Addington Pubs aufweist.«
Chloé kicherte. »Dann deck dich mal mit Weihrauch ein!«, neckte sie ihre Freundin. »Und vielleicht solltest du auch noch Atamarie fragen, ob sie nichts gegen eine Begleitung hat. Womöglich will sie ja mit dem jungen Mann allein sein.«
Atamarie biss sich auf die Lippen. Manchmal glaubte sie fast, dass Chloé ihre Gedanken las. Ob das damit zu tun hatte, dass sie zweimal verheiratet gewesen war, bevor sie sich mit Heather zusammentat? Atamarie schwante allerdings, dass ihre Beziehung zu Richard Chloé nicht an ihre erste glückliche Ehe erinnerte …
»Was sollte ich denn dagegen haben?«, fragte sie jetzt betont forsch, während sich ihre Begeisterung tatsächlich in Grenzenhielt. Einerseits war es sicher besser, Unterstützung zu haben, wenn sie nach Temuka zurückkehrte. Aber andererseits – ja, sie wollte mit Richard allein sein! Und das konnte sie unmöglich zugeben! »Solange du einen Zweitakt- nicht von einem Viertaktmotor unterscheiden kannst, wird Richard sich bestimmt nicht spontan in dich verlieben«, scherzte sie stattdessen mit ihrer Tante.
Heather verdrehte die Augen. »Das bliebe ohnehin unerwidert«, meinte sie trocken. »Aber auf dieses Monstrum solltest du aufpassen«, erklärte sie und wies auf den Motor. »Wenn ihm das zuzwinkert, nimmt er es wahrscheinlich gleich mit ins Bett.«
Atamarie und Heather trafen mit dem Zug in Timaru ein, den Motor lieferte ein Frachtunternehmen. Atamarie hatte Richard telegrafiert und hoffte, dass er sowohl die Frauen als auch den Motor im Ort abholen würde, aber Heather nahm trotzdem erst mal ein Hotelzimmer.
»Und das tust du in Zukunft auch, wenn du ihn besuchst«, riet sie Atamarie. »Natürlich wird jeder wissen, dass du trotzdem bei deinem Richard übernachtest. Aber du musst die Form wahren!«
Atamarie wollte etwas darauf erwidern, aber dann hielt sie inne. Richards Pferdegespann bog auf die Hauptstraße von Timaru ein. Heather hielt ihre Nichte am Rockzipfel fest, um sie daran zu hindern, ihm entgegenzulaufen.
»Haltung, Atamarie!«, befahl sie. »Lass ihn den ersten Schritt machen!«
Atamarie blieb also brav neben ihrer Tante stehen und wartete, bis Richard vom Bock gestiegen war und sie begrüßt hatte. Er verhielt sich, als wäre sie höchstens ein Wochenende fort gewesen und küsste sie wie eine Freundin auf die Wange.
»Wo ist er?«, fragte er dann begierig, bevor Atamarie auchnur dazu kam, ihm Heather vorzustellen. »Und er wiegt wirklich nur siebenundfünfzig Kilo? Er funktioniert? Ich kann’s nicht glauben, Atamie, ich habe hier immer noch kein einziges Automobil gesehen.«
»Das Wunderding ist noch nicht angekommen«, bemerkte Heather. »Sie könnten also noch eine Tasse Kaffee mit uns trinken, während Sie warten. Mein Name ist übrigens Heather Coltrane, ich bin Atamaries Tante.«
Richards verständnislosem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte Atamarie ihre Familie entweder nie erwähnt, oder er hatte einfach nicht zugehört, wenn es um andere Dinge ging als Technik. Jetzt fing er sich allerdings, entschuldigte sich für sein Betragen und führte die Damen ins nächste Café, wo er brav Konversation machte. Heather versuchte, ihm dabei ein bisschen auf den Zahn zu fühlen, aber seine Antworten blieben vage. Doch, ja, er habe eine Farm sozusagen geerbt, die er jetzt bewirtschafte. Sicher wäre er lieber Ingenieur geworden, aber daran könnte man nun ja nichts mehr ändern, er betrachte seine Erfindungen
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