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Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin

Titel: Die Tränen der Maori-Göttin - Lark, S: Tränen der Maori-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Schon bald klagten die Neusiedler über Repressalien, denen sie angeblich oder tatsächlich ausgesetzt waren – und die britische Krone griff die Beschwerden bereitwillig auf. Plötzlich war Schluss mit der gelassenen Duldung der Burenrepubliken Transvaal und Oranje. Die Engländer bestanden auf ihrem Recht, das gesamte Land zu beherrschen. Und Neuseelands Premierminister Richard Seddon griff das Thema begeistert auf. Als der Krieg unvermeidlich schien, hielt er eine ergreifende Rede vor dem Parlament, in der er dieForderung stellte, dem Empire ein Kontingent an Kavalleristen zuzusprechen.
    »Neuseeland wird kämpfen für eine Flagge, eine Königin, eine Sprache und ein Land!«, tönte Seddon. »Britannien!«
    Atamarie verstand nicht recht, warum das nötig sein sollte. Tatsächlich mischte sich Britannien immer seltener in die Angelegenheiten Neuseelands ein, und sie fragte sich, warum man das umgekehrt nicht ebenso halten konnte. Natürlich war England das Mutterland, aber auf der Nord- und Südinsel war so vieles anders – Atamarie betrachtete ihre Heimat als weitgehend unabhängig. Außer ihr schienen jedoch alle begeistert von der Aussicht, die Rechte eines Landes, das man kaum kannte, in einem anderen Land, von dem man gerade zum ersten Mal gehört hatte, zu verteidigen. Das Parlament versprach die Unterstützung der Briten mit nur fünf Gegenstimmen, die Rekrutierungsbüros konnten sich vor Freiwilligen kaum retten, und sogar etliche Maori-Stämme boten Truppen an.
    Auch mehrere von Atamaries Kommilitonen drängten zu den Fahnen, wurden allerdings nicht genommen. Zumindest vorerst bevorzugte man Leute, die bereits in Neuseelands kleiner Armee dienten.
    »Mit den Dummköpfen wäre der Krieg auch nicht zu gewinnen gewesen«, äußerte sich Atamarie abfällig bei einem Besuch in Dunedin.
    Es war Frühling, und Reverend Burton feierte sein jährliches Gemeindefest. Er wehrte sich allerdings dagegen, den Anregungen etlicher Mitglieder zu folgen, die Erlöse von Basar und Tombola für den Krieg zur Verfügung zu stellen.
    »Das Abenteuer soll Seddon mal schön selbst finanzieren«, meinte er ärgerlich. »Von dem Gold und den Diamanten, die dabei letztlich herauskommen, kriegen wir ja auch nichts ab. Wobei ich das Blutgeld auch gar nicht wollte. Aber die Leute sind ja alle verrückt geworden.«
    Misstrauisch beäugte er einige Gemeindemitglieder, die selbst auf seinem Fest britische Fahnen schwenkten.
    »Neuseeland freut sich einfach, dass mal andere die Goldgräber abkriegen!« Sean lachte. »Alles, was jetzt nach Johannesburg strömt, bleibt Otago erspart. Aber ich verbitte mir doch Verallgemeinerungen! Nicht alle sind dafür. Kupe hat zum Beispiel im Parlament dagegen gestimmt.«
    Atamarie hatte das gerade erst erfahren, war nun aber ausgesprochen stolz auf ihren Stiefvater.
    »Die Frauenorganisationen sind gespalten«, fügte Violet hinzu. Sie leitete die Dunediner Vertretung der Women’s Christian Temperance Union, einer Vereinigung, die viel zur Erlangung des Frauenwahlrechts beigetragen hatte. »Zum Teil zeigen sie sich patriotisch, zum Teil verurteilen sie das sinnlose Blutvergießen. Ich möchte meinen Sohn jedenfalls nicht zum Sterben in ein wildfremdes Land schicken. Aber viele brennen natürlich darauf, Frauen rüberzusenden, um zu zeigen, dass auch wir uns in gefährlichen Situationen bewähren.«
    Der Reverend hob eine Braue. »Aber doch wieder nur als Krankenschwestern, oder? Ein Gewehr wird man ihnen kaum in die Hand drücken …«
    »Eben«, meinte Violet couragiert, was einige Zuhörer zum Lachen reizte. Violet war klein, von schmaler Gestalt und sehr damenhaft. Mit einer Waffe in der Hand konnte sie sich niemand vorstellen. »Und was England angeht: Die Frauen da haben noch nicht mal das Wahlrecht. Die meisten Universitäten sind ihnen verschlossen … dafür lohnt es sich zu kämpfen, nicht für Diamanten und Gold!«
    Atamarie klatschte Beifall, während Roberta wieder mal nur Augen für Kevin Drury hatte. Der Arzt war eben eingetroffen, gemeinsam mit Juliet LaBree. Die junge Frau trug ein aufreizend enges dunkelblaues Sommerkleid der neuesten Mode. Anscheinend war sie neuerdings Kundin in Lady’s Goldmine.
    »Ich fürchte, er wird sie heiraten«, vertraute Roberta Atamarie später ihre aktuellen Sorgen an. »Er ist jetzt so lange mit ihr zusammen, das geht doch gar nicht mehr anders. Und ich … ich begleite meine Eltern jetzt fast zu jeder Veranstaltung und versuche immer, mal was zu

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